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Integration braucht Kondition: Bayerische Beauftragte tauscht sich mit Verein in Kempten aus

Wie bringt man Menschen zusammen?

Integration braucht Kondition: Bayerische Beauftragte tauscht sich mit Verein in Kempten aus

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    Gudrun Brendel-Fischer (Mitte) mit (von links) Devi Lassmann, OB Thomas Kiechle, Meryem Ünal, Ayla Inan, Eloina Ehrenhardt, Jana Autor und Integrationsamtsleiter Philipp Wagner.
    Gudrun Brendel-Fischer (Mitte) mit (von links) Devi Lassmann, OB Thomas Kiechle, Meryem Ünal, Ayla Inan, Eloina Ehrenhardt, Jana Autor und Integrationsamtsleiter Philipp Wagner. Foto: Matthias Becker

    Im Mai waren sich Integrationsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer und Vertreterinnen des Sozialdiensts muslimischer Frauen (SmF) bei der Verleihung des Bayerischen Integrationspreises begegnet. Der SmF erhielt den ersten Preis für sein Sport-Projekt „Mia san fit!“ Dabei sei schnell der Wunsch entstanden, sich nochmals zu treffen, sagt Brendel-Fischer, die jetzt zu Besuch in Kempten war. Gesprochen wurde über Fortschritte bei der Integration, aber auch über die Geduld, die es braucht, um einheimische und zugewanderte Menschen zusammenzubringen.

    „Begegnung“ sei das Zauberwort, wenn man Integration vorantreiben wolle, sagte Brendel-Fischer. Angebote machen, niederschwellige Café-Treffs beispielsweise. Dass Menschen, die sich in einem Verein wie dem SmF engagieren, mal eine Arbeitskollegin zu einem Treffen mitnehmen. Brendel-Fischer war Fachlehrerin an Mittelschulen und kennt die Hürden nur zu gut: „Ich habe immer schon Kinder aus fremden Ländern unterrichtet“, sagte sie. „Aber ich hätte bei Weitem nicht die Nähe zu diesem Thema gehabt, wenn ich nicht als Integrationsbeauftragte arbeiten würde.“

    OB Kiechle: "Begegnung ist der wichtigste Schutz vor Vorurteilen"

    Oberbürgermeister Thomas Kiechle bedankte sich beim SmF für dessen Netzwerkarbeit. Dass sich Menschen begegnen, sich kennenlernen, sei „der wichtigste Schutz vor Vorurteilen“, betonte er. (Lesen Sie auch: Das haben ein Fußballplatz in Kempten und ein Fetakäse mit muslimisch-deutscher Geschichte zu tun)

    Philipp Wagner, Leiter des Amts für Integration, nannte als Beispiel das Mehrgenerationenhaus in Kempten. Dort finde im Rahmen des „Mia san fit!“-Projekts interkulturelles Frauenyoga statt. „Da braucht man Kondition“, sagte er und meinte damit aber nicht das körperliche Durchhaltevermögen. Es dauere eben seine Zeit, bis sich solche Angebote herumsprechen. „Und wer dort hinkommt, schaut auch auf das sonstige Programm“, sagte Wagner. „Das baut aufeinander auf.“

    SmF Kempten: Sportangebote werden sehr gut angenommen

    Neben dem Yoga-Kurs hat der SmF auch eine interkulturelle Klettergruppe beim DAV ins Leben gerufen, außerdem Pilates- und Schwimmkurse für Anfänger und ein Fußball-Angebot für Kinder und ihre Väter. Beim Sport spielten Sprachschwierigkeiten keine Rolle, sagte SmF-Leiterin Ayla Inan. „Man macht einfach mit.“ (Lesen Sie auch: Allgäu-Halle Kempten: Die Kultur fasst Fuß – nur wie geht es weiter?)

    Dennoch gebe es einen Grund, warum die Teilnehmenden der Klettergruppe bisher nicht den Weg in die Kletterhalle gefunden hätten, sagte SmF-Mitarbeiterin Jana Autor. Eine interkulturelle Öffnung der Einrichtungen und Gruppen spiele eine große Rolle. Der SmF verstehe sich dabei als Brückenbauer.

    Verein ist um Sprachförderung bemüht

    Selbst als Gastarbeiter-Kind in Kempten aufgewachsen, wisse sie aus eigener Erfahrung, dass man sich in die Gruppen nicht hineintraue, wenn man die Sprache nicht beherrscht, sagte Inan. Sprachförderung sei dem SmF deshalb ein großes Anliegen. Brendel-Fischer, die in der Familienbildungsstätte Bayreuth selbst einen Deutsch-Sprachkurs für Frauen mit Kindern gibt, hatte zwei Boxen mit mehrsprachigen Kinderbüchern dabei – eine für den SmF und eine für die Kindertagesstätte St. Anna in Lenzfried. Die Idee sei, Eltern einerseits zu motivieren, besser Deutsch zu lernen, und andererseits die Muttersprache zu fördern. (Lesen Sie auch: Schule, Kirche, Stadtrat: Queere Menschen im Allgäu wollen Teil des Alltags werden)

    Nominierung für den Deutschen Engagementpreis

    Das Projekt „Mia san fit!“ ist für den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises nominiert. Unterstützer können abstimmen unter www.deutscher-engagementpreis.de/publikumspreis

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