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Gämsen im Günztal ließen nicht nur die Jäger staunen

Natur

Gämsen im Günztal ließen nicht nur die Jäger staunen

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    Eigentlich sind Gämsen im Gebirge zu Hause. In den 1950er Jahren entdeckten sie jedoch das Günztal für sich. Das gibt bis heute Rätsel auf.
    Eigentlich sind Gämsen im Gebirge zu Hause. In den 1950er Jahren entdeckten sie jedoch das Günztal für sich. Das gibt bis heute Rätsel auf. Foto: Ronald Wittek, dpa (Symbolfoto)

    In den 1950er Jahren ereignete sich im Östlichen Günztal ein Naturphänomen der besonderen Art. Als nahezu unglaubliche Irreführung oder Täuschung oder als sommerlicher Aprilscherz abgetan, verbreitete sich die Kunde, in der Kiesgrube, über der Schießanlage der Feuerschützen, gegenüber der Ausflugsgaststätte Johanniskeller am Fuße der Ebersbacher Steige würden sich Gämsen in dem Felsenlabyrinth tummeln. Und wie es so ist, setzte die Neugierde Heerscharen von einheimischen Fußgängern und Radfahrern, aber vor allem auch Eltern mit Kindern in Bewegung, um dieses unglaubliche Naturereignis auf Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

    Das haben die Menschen damals von den Gämsen im Günztal gedacht

    Da hatten sich die angeblichen Gämsen, vom Motorengeräusch des Straßenverkehrs auf der damaligen B12 aufgeschreckt, zusätzlich vom menschlichen Lärm irritiert, durch den Widerhall an den Felsenwänden verstärkt, aber in die Waldungen der Valleroy zurückgezogen. Doch an sommerlichen Tagen hatten die Jäger, Förster und private Frühaufsteher, ausgerüstet mit einem Fernglas, die anfänglich oft als Rehe verkannten, äsenden Gämsen im hinteren Bereich der Valleroy-Wiesen entdeckt.

    Ja, wie kann es denn sein, so die Jägerschaft, dass sich Gamswild, das sich normal im Gebirge oberhalb des Waldgürtels in Höhen von 1500 bis 2500 Meter aufhält und es bereits Temperaturen ab zwölf Grad als unangenehm empfindet, in solche Niederungen des Günztals verirrt? Viele Fachgespräche der Jäger- wie der Forstwirtschaft, aber auch Versammlungen der Bauernschaft und Natur- und Tierschutzvereine haben sich in den Folgejahren um dieses Naturphänomens angenommen.

    Weshalb die Polizei Obergünzburg einen Antrag ans Landratsamt stellte

    Der einsetzende Tourismus wurde fast zur Plage, nachdem überwiegend Moped- und Motorradfahrer erhebliche Geräuschkulissen in die Waldungen des Östlichen Günztals und vor allem in den Fluren und Waldungen um die Teufelsküche verursachten. Jäger, Jagdgenossenschaften, Forstwirtschaft wie auch Bauern, Naturschützer und die Heimatvereine brachten ihre Bedenken und Sorgen in ihren Gemeinden vor. In einem Schreiben der Landpolizeistation Obergünzburg vom 7. Juni 1956 ans Landratsamt Marktoberdorf wird eine Sperrung der Zufahrtswege in das Gämsengebiet der „Teufelsküche“ für Kraftfahrzeuge aller Art gefordert. Lediglich Grundstückseigentümer wären auszunehmen. Ein Einschreiten seitens der Polizei von Obergünzburg und Ronsberg war bis dahin kaum möglich, da die gesetzlichen Voraussetzungen fehlten.

    Weshalb die Population der Gämsen ausgestorben ist

    Jedoch hat im Laufe der Jahre die Natur selbst für ein Nachlassen des Tourismus gesorgt. In der Gämsengruppe von den etwa 20 bis 25 Tieren hat die Verpaarung unter den Geschwistern die Population beeinträchtigt und eine Seuche hervorgerufen. Gamsblindheit, Räude und parasitäre Erkrankungen haben dem Naturschauspiel letztendlich ein Ende gesetzt.

    Der Arbeitskreis Heimatkunde bittet die Bevölkerung, Erinnerungen und Begebenheiten bezüglich der Gämsen mitzuteilen (Telefon 08372/1416) oder Fotos zur Digitalisierung gegen Rückgabe zu überlassen.

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