Der Ottobeurer Abt Johannes Schaber hat den jetzt verstorbenen Papst Benedikt XVI. mehrfach in den vergangenen Jahrzehnten getroffen.
So kann sich der Benediktiner noch gut an das Jahr 1998 erinnern, als er zu einer Sitzung der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste für ein paar Tage nach Rom reiste. In diese Zeit vermittelte ihm ein Freund ein Zimmer auf dem Gelände des Campo Santo in der Nähe des Petersdoms. Dort hielt Kardinal Joseph Ratzinger – der spätere Papst Benedikt XVI. – jeden Donnerstagmorgen eine Messe und nahm danach mit mehreren Gästen ein Frühstück ein. „Dort wurden mein Freund und ich dann an den Tisch des Kardinals eingeladen“, erinnert sich Abt Johannes. Ratzinger sei immer sehr freundlich und keineswegs unnahbar gewesen. Bei der morgendlichen Unterhaltung am Frühstückstisch im Campo Santo habe der Kardinal dann erzählt, dass er bereits einmal die Basilika in Ottobeuren besucht habe – und zwar im Jahr 1948 als Theologie-Student im Rahmen eines Fakultätsausflugs.
Vordenker in der Religionswissenschaft
Mit Blick auf Ratzingers Wirken als Theologe betont Abt Johannes die außergewöhnlichen Leistungen des einstigen Hochschullehrers, Kardinals und Papstes. Der Verstorbene sei stets ein Vordenker in der Religionswissenschaft gewesen und habe weltweit sehr großes Ansehen genossen.
Eine besondere Begegnung mit dem damals bereits emeritierten Papst Benedikt hatte Abt Johannes am 2. Oktober 2014. Damals unternahm der gesamte Konvent des Ottobeurer Klosters anlässlich des 1250-jährigen Bestehens der Abtei eine Wallfahrt nach Italien zu den Lebensstationen des heiligen Ordensgründers Benedikt von Nursia. In Rom wurden die Mönche dann von Papst Benedikt empfangen. Dabei sei die besondere Verbundenheit des aus Bayern stammenden Papstes mit seiner Heimat zu spüren gewesen. So habe Ratzinger bei der Vorstellung der einzelnen Mönche anhand der Sprachfärbung dann auch sofort erkannt, dass ein Mitbruder nördlich des Weißwurstäquators aufgewachsen sein muss. „Sie sind aber kein Bayer“, habe der Papst mit einem Lächeln bemerkt. „Nein“, antwortete der Mönch – und schickte zur allgemeinen Heiterkeit sogleich hinterher: „Aber ich habe Verwandtschaft in Bayern.“
Für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. wird in der Basilika in Ottobeuren am Samstag, 7. Januar, um 19 Uhr ein Pontifikalamt gefeiert.

Erinnerungen von Gesundheitsminister Klaus Holetschek:
Von unvergesslichen Eindrücken bei Treffen mit Papst Benedikt XVI. spricht der bayerische Gesundheitsminister und Memminger Stadtrat Klaus Holetschek. Er hat den Papst aus Bayern zum Beispiel im Juni 2007 bei einer Generalaudienz gesprochen. Damals war der heutige Landtagsabgeordnete noch Bürgermeister von Bad Wörishofen und mit einer Delegation aus der Kneippstadt in Rom. „Ich habe Papst Benedikt nicht nur als herausragenden Theologen kennengelernt, sondern auch als Menschenfreund, der tief in seiner bayerischen Heimat verwurzelt war“, sagt der Minister. So habe sich der Pontifex damals besonders darüber gefreut, dass eine Delegation aus Bayern angereist war. „Daher hat er sich wohl auch etwas mehr Zeit für uns genommen, als es bei solchen Audienzen üblich ist“, erinnert sich Holetschek.

Erinnerungen des ehemaligen Landwirtschaftsministers Josef Miller aus Memmingen:
Im Konklave wurde am 19. April 2005 Joseph Ratzinger zum Papst gewählt. An diesen Tag erinnert sich der ehemalige Staatsminister Josef Miller aus Memmingen zurück: „An den Tag kann ich mich noch gut erinnern. Ich war zusammen mit Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber zu einem Spitzengespräch mit Landwirtschaftsvertretern im Kabinettssaal der Staatskanzlei, als der heutige Innenminister Joachim Herrmann den Kabinettssaal mit der Nachricht betrat: ,Im Vatikan steigt weißer Rauch auf’. Ministerialdirektorin Karolina Gernbauer öffnete kurz darauf die Tür, blieb auf der Schwelle stehen und sagte: ,Ratzinger’. Sonst nichts. Es brach sofort großer Jubel aus.“
Josef Miller selbst war dann auch bei der Amtseinführung dabei und erzählt dazu: „Nach 500 Jahren erstmals wieder ein Deutscher als Papst und dazu einer aus Bayern, was mich sehr berührte. Von München aus starteten wir nachts um 3.30 Uhr. Am Flughafen in Rom standen Regierungsmaschinen aus aller Welt wie die Air Force One des amerikanischen Präsidenten oder die Maschine für die englische Königin. Mit Eskorte begleitet fuhren wir in die Stadt.“ Bei der Einführung seien hochrangige Staatsgäste zugegen gewesen. Miller hatte neben dem damaligen evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich Platz genommen. „Die Einführung wurde über Großbildschirme übertragen. Mir war aufgefallen, dass sich bei Papst Benedikt beim Schritt aus dem Petersdom auf den Petersplatz sein Gesichtsausdruck für einen Moment veränderte. Ich hatte den Eindruck, dass ihm, nachdem er die große Menschenansammlung sah, bewusst wurde, was auf ihn zukommen würde. Diesen Tag werde ich nie vergessen.“
„Papst Benedikt, die vielen Menschen und das Wetter strahlten um die Wette.“
Der ehemalige Staatsminister erinnert sich dann an weitere Begegnungen mit dem Papst – etwa beim Weltjugendtag in Köln im Jahr 2005, wo „dem Papst die Herzen der Jugend entgegenschlugen“ oder der Besuch des Papstes in seiner bayerischen Heimat. „Papst Benedikt, die vielen Menschen und das Wetter strahlten um die Wette.“ Ihm sei in München ein herzlicher Empfang bereitet worden. „Bei seinem Aufenthalt in München hatten wir bayerischen Kabinettsmitglieder die Gelegenheit, mit Benedikt zu sprechen. Er erkundigte sich bei mir, wie es den Bauern geht und betonte, dass diese ganz wichtig seien – für eine sichere Ernährung und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen sowie unserer Kulturlandschaft“, berichtet Josef Miller weiter.
Er traf den Papst außerdem bei einer Privataudienz mit dem Kabinett und der CSU-Fraktion am 3. November 2005 in Rom. „Er fragte mich, was man tun könne, um den Hunger in der Welt zu beseitigen. Ich sagte ihm unter anderem, die Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern sei unter oftmals schwierigen klimatischen Voraussetzungen zu verbessern.“
Josef Miller verfolgte die Aktivitäten des Papstes stetig weiter: „Sein ganzes Leben hat Papst Benedikt der Vermittlung des christlichen Glaubens und der christlichen Werte gewidmet. Dies ist heute wichtiger denn je. Denn wie wir alle in den täglichen Nachrichten mitbekommen, werden sie von vielen mit Füßen getreten. Mich verbindet mit Papst Benedikt unsere gemeinsame Herkunft aus einfachen Verhältnissen. Er hat sich auf seinen vielen Auslandsreisen für den Frieden, für den Dialog der Religionen und für die Bewahrung der Schöpfung ausgesprochen. Auch diese Werte verbinden mich mit ihm.“

Erinnerungen von Pater Joshy Palakunnel aus Memmingen:
„Wer glaubt, ist nie allein.“ Dieses Zitat von Papst Benedikt XVI. kommt Pater Joshy Palakunnel als erstes in den Sinn, wenn er an den jetzt verstorbenen Heiligen Vater denkt. „Dieser Satz ist sehr ermutigend“, sagt der Geistliche, der seit 1. Januar Leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Memmingen ist. Zuvor wirkte der gebürtige Inder in der Pfarreiengemeinschaft Hörnerdörfer in Fischen im Allgäu. Pater Joshy Palakunnel hat den Papst aus Bayern zwar nie persönlich gesprochen, aber zweimal leibhaftig gesehen. So war der Geistliche beispielsweise in seiner Zeit als Regionaljugendpfarrer mit Schülern der Marien-Realschule Kaufbeuren bei einer Generalaudienz des Papstes in Rom. Auch beim Weltjugendtag in Köln hat Palakunnel den Papst erlebt, wo dieser sehr viele junge Menschen begeisterte. „Das war sehr bewegend“, erinnert sich der Pater, der nicht zuletzt von der theologischen Tiefe des einstigen Papstes und dessen großer Treue zum Glauben beeindruckt ist. „Er war ein großer Theologe und eine große Persönlichkeit.“

Erinnerungen von Oberministrant Benjamin Nägele aus Ottobeuren:
Benjamin Nägele ist Oberministrant in Ottobeuren. „Ich habe so viele Erinnerungen an tolle Begegnungen mit unserem deutschen Papst“, sagt er und schildert: „Ich weiß noch genau, wie ich damals – am 19. April 2005 – vor dem Fernseher saß und mich sehr darüber freute, dass ein Deutscher Papst wird. Besonders erinnere ich mich an die vielen Reisen, die wir zu ihm mit den Ottobeurer Ministranten organisierten. So waren wir mit zahlreichen Ottobeurer Messdienern beim Weltjugendtag in Köln im Jahr 2005, 2006 und im Jahr 2010 bei den Ministrantenwallfahrten in Rom, ebenso im Jahr 2006 in München beim Gottesdienst während des Bayern-Besuchs und zuletzt im Jahr 2011 beim Weltjugendtag in Madrid. Es waren große Glaubensfeste, die mit einigen Papstbegegnungen die gesamte Reisegruppe stärkten.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien „dem bayerischen Papst immer sehr nahe gekommen“, als er mit dem Papamobil durch die jubelnde Menge fuhr.
„Er bleibt mir als ein Papst mit einem großen Herzen in Erinnerung"
Nägele: „Er bleibt mir als ein Papst mit einem großen Herzen in Erinnerung, der sich Zeit nahm für seine Gläubigen und sie immer wieder überzeugen wollte, unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen. Dies sah ich auch in einem Schreiben von Papst Benedikt XVI. während seines Pontifikates an mich. Damals schrieben wir an den Papst nach Rom einen Brief mit Unterschriften aller Messdiener. In einem Rückschreiben bedankte er sich persönlich bei mir für mein Amt als Oberministrant, sendete für jeden Messdiener eine Glaubenskarte mit einem Bild von ihm mit und erteilte uns den apostolischen Segen.“ Der Ottobeurer Oberministrant berichtet weiter: „Seine Predigten und somit seine klaren Worte mit dem Motto ,Wer glaubt, ist nie allein’ prägten und prägen auch heute immer noch mein Leben.“ Die letzten Worte des Papsts mit „Jesus, ich liebe dich“ hätten Benjamin Nägele sehr beeindruckt. „Mit großer Dankbarkeit und auch mit Traurigkeit habe ich die Nachricht von seinem Tod aufgenommen. Unser Papst ist heimgegangen. Wir verlieren mit Papst Benedikt XVI. einen geistlichen und geistigen Vater, einen, der für viele Menschen prägend wirkte. Ich bin dankbar für sein Wirken in der katholischen Kirche und dankbar für Gott, dass er uns so einen Heiligen Vater geschenkt hat.“ Er will die Beisetzung am Fernseher verfolgen und „für unseren verstorbenen Papst Benedikt XVI. beten“.
„Lasst euch nicht vom Glauben abbringen“, erklärte der Papst in seinem geistlichen Testament. Nägele dazu: „Das wünsche ich allen Christen, nämlich dass wir den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus nicht verlieren und durch das Gebet und durch die Sakramente, die uns die Kirche schenkt, ihn immer wieder aufs Neue begegnen dürfen.“