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Memminger Freiheitspreis geht 2025 an Christian Streich, Ex-Trainer des SC Freiburg

„Lehrer, Mutmacher, Mahner“

„Habe nur gesagt, was ich denke“: Ex-Bundesligatrainer Christian Streich mit Memminger Freiheitspreis ausgezeichnet

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    Der frühere Bundesligatrainer Christian Streich (vorne) hat in Memmingen den Freiheitspreis verliehen bekommen. Unser Bild zeigt ihn in der Martinskirche mit (von links) Dekan Christoph Schieder, Dekanin Claudia Schieder, Laudatorin Claudia Roth und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.
    Der frühere Bundesligatrainer Christian Streich (vorne) hat in Memmingen den Freiheitspreis verliehen bekommen. Unser Bild zeigt ihn in der Martinskirche mit (von links) Dekan Christoph Schieder, Dekanin Claudia Schieder, Laudatorin Claudia Roth und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Foto: Martina Diemand

    Der ehemalige Trainer des SC Freiburg, Christian Streich, hat am Freitag den Freiheitspreis der Stadt Memmingen verliehen bekommen. Vor zahlreichen Gästen erhielt der 60-Jährige die Freiheitsmedaille und ein Faksimile der Zwölf Artikel überreicht, die in Memmingen vor genau 500 Jahren von aufständischen Bauern verfasst wurden und als erste niedergeschriebene Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa gelten. Die Preisverleihung und der anschließende Schwabentag waren beziehungsweise sind gleichzeitig krönender Abschluss des Jubiläumsjahres „500 Jahre Zwölf Artikel“.

    Claudia Roth wendet sich direkt an den Träger des Memminger Freiheitspreises

    Die Laudatio auf den Preisträger hielt die ehemalige Grünen-Chefin Claudia Roth. Dabei wandte sie sich in ihrer Rede direkt an Streich: „Du bist kein Politiker, Du bist kein Historiker, Du bist kein Literat. Du bist Sportler. Und genau deshalb bist Du der Richtige.“ Der 60-Jährige sei einer aus der Mitte der Gesellschaft – einer, „der mit seinem Tun und mit seiner ungekünstelten, direkten Sprache eine Millionen-Reichweite“ habe. „Du bist Trainer, Lehrer, Mutmacher, Mahner.“ Leider sei letzteres keine Eigenschaft, die Streich mit jedem seiner Kollegen im Stadion teile.

    Roth: Streich hat immer wieder seine Stimme erhoben

    Immer wieder habe er seine Stimme erhoben: „Klar, unmissverständlich, auch wenn es unbequem ist und nicht allen gefällt“, so Roth. Sein Satz „Wir sind alle mal Flüchtlinge gewesen“ sei kein theoretisches Argument, sondern ein menschlicher Weckruf, ein Ball, der direkt ins Herz rolle, der uns erinnere: „Menschlichkeit kennt keine Grenzen. Schade, dass das nicht selbstverständlich ist.“

    Lob für „leidenschaftlichen Einsatz für Demokratie“

    Streich mache deutlich, dass Sport niemals unpolitisch sei, dass Reichweite auch Verantwortung bedeute, gerade in Zeiten wie diesen, wo die Grenzen des Sagbaren der Grünen-Politikerin zufolge weit nach rechts verschoben und der Angriff auf Menschen mit Worten und leider auch sehr oft mit Taten längst wieder Alltag seien, betonte die ehemalige Staatsministerin für Kultur und Medien. Exemplarisch dafür stehe Streichs Aussage: „Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden. Es ist fünf vor zwölf. Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und sich im Familienkreis, in der Arbeit oder sonst wo ganz klar zu positionieren.“ Roth lobte dieses „Pressing gegen Rechtsaußen“ und Streichs „leidenschaftlichen Einsatz für Demokratie“.

    Die schönsten Bilder rund um Freiheitspreis und Schwabentag in Memmingen

    Memmingen Freiheitspreis an Christian Streich
2025
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    70 Bilder
    Fußballtrainer Christian Streich erhält in Memmingen den Freiheitspreis – gleichzeitig wird in der Stadt der Schwabentag gefeiert. Tausende Besucherinnen und Besucher sind vor Ort.

    Christian Streich gibt sich bescheiden: „Habe nur gesagt, was ich denke“

    Der Preisträger selbst, der knapp 30 Jahre lang Spieler und Trainer beim SC Freiburg gewesen ist, war sichtlich gerührt, als er den Preis entgegennahm. Bei seinen anschließenden Dankesworten gab sich der 60-Jährige bescheiden: „Ich habe nur gesagt, was ich denke.“ Er sei in Pressekonferenzen von Journalisten zu politischen Ereignissen befragt worden. „Und ich wollte ihnen eine Antwort geben.“ Er sei daraufhin gelobt und kritisiert worden. „Aber niemand hat mir das Wort verboten“, so Streich. Und warum, weil Deutschland ein demokratisches Land sei.

    „Ich habe gewusst, es gibt Tendenzen, die immer stärker werden.“ Solche Leute würden es gar nicht zulassen, dass Spieler aus verschiedenen Nationen zusammen Fußball spielen. „Da wären zehn von ihnen auf einmal nicht mehr da.“ „Was für eine Absurdität und ein Angriff auf unsere kulturelle Vielfalt.“ Und Streich weiter: „Außerdem hätten wir ohne sie nur halb so gut gespielt.“

    Der Memminger Freiheitspreis sei eigentlich viel zu groß für ihn, so Streich. Er nehme ihn aber stellvertretend für all diejenigen an, die in der Arbeit, in der Familie oder in der Freizeit hinschauen und widersprechen, wenn einer „dummes Zeug erzählt“.

    „Vielen Menschen Mut gemacht“

    Zuvor hatte der Sprecher des Kuratoriums „Memminger Freiheitspreis 1525“, Dekan Christoph Schieder, betont: Mit seiner klaren Haltung habe Streich nicht nur die Jury beeindruckt, sondern auch vielen Menschen Mut gemacht, ihnen in gewisser Weise „Halt“ gegeben: „Wenn der sich das traut, dann traue ich mich auch.“

    Memmingens Oberbürgermeister: „Starke Stimme im Geist der Zwölf Artikel“

    Oberbürgermeister Jan Rothenbacher nahm den Faden zu den Geschehnissen vor 500 Jahren in Memmingen auf und bezeichnete Streich „als starke Stimme unserer Zeit im Geist der Zwölf Artikel“. Er lobte dessen „engagiertes Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und jegliche Form von Diskriminierung“.

    Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Konzertchor und dem Bachkantatenorchester St. Martin. Zudem trugen Vertreter der Stadtgesellschaft die Zwölf Bauernartikel vor.

    Christian Streich ist mittlerweile der sechste Preisträger

    Die Stadt Memmingen vergibt den Freiheitspreis seit 2005 an Personen, Organisationen oder Initiativen, die sich im Namen der Menschenwürde für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit einsetzen. Er wird in der Regel alle vier Jahre verliehen. Christian Streich ist mittlerweile der sechste Preisträger. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.

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