Bei ruhig-nebligem Herbstwetter hat der Heimatdienst Illertal seinen nunmehr 39. Leonhardi-Ritt mit Pferdesegnung vor der Sankt-Leonhards-Kapelle im Freilichtmuseum Illerbeuren veranstaltet. Immer wieder gab und gibt es bei dieser Veranstaltung Besonderheiten: So lockte der Ritt diesmal nicht nur zahlreiche besonders schön herausgeputzte und geschmückte Pferde mit ihren Reiterinnen und Reitern ins Museumsdorf - in einer blumengeschmückten Kutsche, gezogen von vier edlen Rappen, war auch eine königliche Hoheit mit dabei.
Braunviehkönigin genießt den letzten offiziellen Auftritt in Illerbeuren
Für die 22-jährige Braunviehkönigin Isabell Allmendinger aus Amtzell war die Teilnahme der letzte offizielle Auftritt nach zwei Jahren im Amt: Sie genoss die Fahrt mit dem Rappen-Viererzug von Wolfgang Mayerföls aus Bad Schussenried sichtlich. Allmendinger ist frisch gebackene Landwirtschaftsmeisterin, eine leidenschaftliche Trompetenspielerin und warb zwei Jahre lang auf vielen Schauen in der ganzen Welt für das vom Aussterben bedrohte Braunvieh: Höhepunkte ihrer fürstlichen Regentschaft mit 81 Auftritten waren etwa das große Königinnentreffen in Südtirol, außerdem Besuche in Frankreich, Österreich und der Schweiz.
Leonhardi-Ritt in Illerbeuren: Für den beliebten Brauch musste früher ein Heiliger "geliehen" werden
Auf einem weiteren Wagen war jetzt in Illerbeuren auch wieder die lebensgroße Figur des Heiligen Leonhard mit dabei, die von einem Reichholzrieder Bildhauer geschnitzt und von Franziska Wacker gefasst worden ist. Seit dem Jahr 2020 gehört sie bei dem Ritt fest mit dazu. Der frühere Vereinsvorsitzende, Holger Klockmann hatte damals seine Geburtstagsgeschenke – zusammen mit einigen Firmenspenden – für die Anschaffung der Figur zur Verfügung gestellt. Früher musste man zu diesem Anlass nämlich immer einen Heiligen „ausleihen“.
Vom Arbeitstier zum Gefährten in Freizeit und Sport: Pferde in der Hauptrolle
Schirmherr und stellvertretender Bezirkstagspräsident Alfons Weber betonte, der Leonhardi-Ritt sei eine wichtige Tradition, die Gemeinschaft stifte: ein Brauch, der christliches und ländliches Brauchtum vereine. „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“, zitierte Weber. Bei der Prozession gehe es darum, die Flamme weiterzugeben: ein bewährter Brauch, der über Jahrzehnte gewachsen sei und sich stetig wandle. Hauptdarsteller seien seit jeher die Pferde gewesen, die längst nicht mehr als Arbeitstiere dienen, sondern zu Begleitern bei Sport und Freizeit geworden seien.
Die Vorsitzende des Heimatdienstes Illertal, Simone Zehnpfennig-Wörle, freute sich, dass so viele Gäste aus nah und fern den Einsatz der Reiter und Pferdebesitzer mit ihrem Besuch würdigen. Das große Engagement der Reiter und Gespannfahrer sei hoch einzuschätzen - stehe doch mit dem Putzen der Tiere und Herrichten der Gespanne viel Arbeit dahinter.