Corona-Mutationen in Tirol - so ist die Lage
In Tirol sind seit Anfang des Jahres rund 400 Verdachtsfälle auf die mutierte Südafrika-Variante des Coronavirus aufgetreten. Über 160 Fälle sind nachgewiesen. Das mutierte Virus gilt als sehr ansteckend. Außerdem deuten Untersuchungen darauf hin, dass die zugelassenen Corona-Impfstoffe dagegen nicht ihre volle Wirksamkeit entfalten.
Seit Mittwoch gilt für Tirol eine verschärfte Einreiseverordnung. Einreisende müssen einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist. An den Grenzen wird streng kontrolliert.
Corona-Mutationen in Tirol - darum gibt es Streit
Tirol ist in Sachen Corona ein "gebranntes Kind". Von den Après-Ski-Bars in Ischgl verteilte sich das Virus im März 2020 in halb Europa. In Deutschland - speziell in Bayern - schaut man deshalb besonders auf die Nachbarn. Doch auch der österreichischen Bundesregierung in Wien kommen die Entwicklungen ungelegen. Schließlich stehen sie den gerade in Kraft getretenen Lockerungen entgegen.
Gegen Überlegungen, Tirol oder Teile davon wegen der Mutationen komplett abzuriegeln, wehrten sich Landesvertreter lautstark. Wien sprach daraufhin eine eher unverbindliche Reisewarnung für Tirol aus. Ab Freitag wird das Bundesland zu einer Testpflichtzone.
Zuvor flogen spitze Worte zwischen den Politikern hin und her - und auch bayerische Vertreter mischten mit.
Corona-Streit um Tirol - die wichtigsten Zitate
- "An Rülpser aus Wien", bezeichnete ÖVP-Landesvorstandsmitglied Franz Hörl im ORF die Reisewarnung der eigenen Regierung. Der Chef-Lobbyist der Seilbahn-Wirtschaft in Tirol ist außerdem der Meinung: "Die Deutschen und die Holländer sind ja viel wichtiger für uns."
- Wiener Politiker beurteilen das anders: "Nicht zuletzt muss den Tirolern bewusst sein, dass sie mit ihrer unverständlichen Blockadehaltung einen massiven Imageschaden provozieren – und damit – angesichts der Abhängigkeit vom Tourismus – einen massiven wirtschaftlichen Schaden", warnte etwa NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger.
- Auch Virologen mischten im Streit mit und schilderten ihre Sicht der Dinge: "Das Land Tirol mauert wieder und verschleiert", sagte Dorothee von Laer, Chefvirologin der Universität Innsbruck, in der Tageszeitung Kurier. Und weiter: "Ich warte auf das zweite Ischgl."
- In Bayern verfolgt man die Diskussionen im Nachbarland aufmerksam und schießt ebenfalls scharf. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte bei RTL/ntv dazu: "Das, was Österreich macht, ist aus unserer Sicht unverantwortlich. Und ehrlicherweise ist es ja eine Farce."
- Blumes Chef Markus Söder schickte ebenfalls eine Warnung an die Nachbarn und sagte: "Sollte die Gefahr wachsen, dürfen auch Grenzschließungen zu Tirol kein Tabu sein."
- Etliche Tiroler schäumen dagegen vor Wut angesichts der Corona-Diskussionen über ihr Bundesland in Wien und in München. Sonja Ultsch, Hotel-Managerin aus Innsbruck, polterte in einem Clip in den sozialen Netzwerken: "Wir haben schon die linke Backe für Ischgl hergehalten, jetzt halten wir natürlich auch noch die rechte hin. Wir lassen uns das nicht gefallen. Wer mit uns auf die Arche Noah Tirol kommen will, soll kommen. Sperrt’s uns doch ein, dann machen wir alles auf."
