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Boykott gegen Trump und Musk: Jetzt noch Produkte aus den USA kaufen?

Pro und Contra

Jetzt noch US-amerikanische Produkte kaufen?

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    Erdnussbutter, Whiskey, Harley-Davidson oder Levi Jeans: Sollte man die Produkte boykottieren angesichts der Entwicklungen in den USA?
    Erdnussbutter, Whiskey, Harley-Davidson oder Levi Jeans: Sollte man die Produkte boykottieren angesichts der Entwicklungen in den USA? Foto: Christian Charisius, dpa

    Pro: Der Verzicht auf Erdnussbutter hat noch keinen Autokraten gestürzt

    Trump verhängt Strafzölle, feuert tausende Staatsbedienstete, er will Grönland kaufen und Kanada eingemeinden. Nachvollziehbar, dass Menschen weltweit nicht tatenlos zusehen möchten, wie der Tyrann im Weißen Haus die Demokratie zerstört und die Weltwirtschaft auf den Kopf stellt. Aber der Verzicht auf Erdnussbutter und Coca-Cola hat noch keinen Autokraten gestürzt.

    Produkte aus den USA zu boykottieren, um ein Zeichen gegen Trumps Politik zu setzen, mag gegen das eigene Ohnmachtsgefühl helfen, wirklich effizient ist es nicht. Denn Trump und all die anderen Milliardäre im US-Kabinett dürfte es kaum scheren, wenn weniger Chips und Ketchup verkauft werden. Wegen sinkender Absätze wird Trump seine Politik nicht ändern, auch wenn die Wirtschaft und die Menschen darunter leiden. Die aktuellen Verluste an der Börse machen es deutlich.

    Dass ein Boykott wirksam sein kann, zeigen die Umsatzeinbrüche bei Tesla, aber da geht es um teure Autos und nicht um Pringles-Rollen für drei Euro. Es hat auch vor Trump nicht geschadet, weniger Pepsi zu trinken und auf McDonald’s zu verzichten. Überhaupt schmeckt Nutella eh besser als Erdnussbutter und wer trägt schon Nike, wenn er Adidas haben kann. Es schadet auch nicht, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen.

    Aber wo ist die Grenze des Boykotts? Müsste man dann nicht auch das Netflix-Abo kündigen, den Amazon-Account löschen, SMS schreiben statt über Whats App zu chatten und mal wieder das Lexikon aufschlagen statt zu googeln? Müsste man sich nicht doch endlich von X, Instagram und Facebook abmelden? Das würde die Techgiganten wenigstens direkt treffen. Trump könnte weiter posten - aber was, wenn die Botschaften niemand mehr liest?

    (Felicitas Lachmayr)

    Contra: Für eine deutsch-amerikanische Denk- und Konsumpause

    Ein Albtraum made in USA: Donald Trump attackiert die Spielregeln der Demokratie, schraubt Handelszölle nach Tageslaune rauf und runter, verstört Europa und den Rest der Welt. Und wir, als bundesdeutsche Ottonormalnasen, haben keine Wahl, als tatenlos zuzuschauen? Stimmt ... nicht ganz. Uns bleibt eine kleine Wahl. An der Supermarktkasse, im Appstore am Handy, im Heißhunger auf den nächsten Fastfood-Burger. Produkte Made in USA? Zeit für eine Denk- und Konsumpause. Vielleicht sogar für einen kleinen Boykott.

    Wahr ist, dass US-Firmen massenweise hier in Deutschland produzieren, hier Arbeitsplätze schaffen, sodass ein Boykott auch die eigene Wirtschaft trifft. Und auf der anderen Seite der Debatte lachen beim Gedanken an Boykott die sowieso Konsumkritischen, die ach so USA-Unabhängigen: Kauf’ ich mir eben keine Harley. Trinke Oettinger statt Budwiser – so wie jeden Samstagabend. Erdnussbutter ist eh keine Konkurrenz gegen hausgemachte Erdbeermarmelade. Aber wenn wir ganz ehrlich das Warensortiment unseres Alltags scannen, merken wir, dass wir alle den American Way of Life leben. Die Coca Cola Company bestimmt, was wir uns die Kehle hinabgurgeln. Wie viel Geld und Zucker da rauscht? Und wer hat noch nie im Restaurant zum goldenen M gespeist? Konzerne wie Meta und X entscheiden, wie wir kommunizieren. Sie filtern News, heizen den aggressiven Tonfall an, lenken unseren Konsum im Werbeanzeigengewitter.

    Falsch wäre, sich nur in Trotz an Trump abzuarbeiten, so bockig wie der Herrscher selbst. Aber das Kassenlaufband kurz anzuhalten, um zu sinnieren über Sinn und Unsinn deutsch-amerikanischer Freundschaft, das schadet nicht. Aufgewacht aus dem Double-Cheeseburger-Koma ...

    (Veronika Lintner)

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