Die internationalen Börsen geraten zu Beginn der neuen Handelswoche stark unter Druck. In Frankfurt am Main setzte der deutsche Leitindex Dax am Montagmorgen seine Talfahrt fort und fiel kurz nach Handelsstart auf 18.489 Punkte – ein Minus von rund zehn Prozent gegenüber dem letzten Handelstag am Freitag.
Die Dax-Entwicklung der vergangenen Tage spiegelt die derzeitige Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten wider. Das Börsenbarometer verbuchte den größten Wochenverlust seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Frühjahr 2022. Auch an den New Yorker Börsen setzt sich der Kurseinbruch fort. Der Aktienindex Dow Jones sackte zum Handelsstart um 3,3 Prozent auf 37.051 Punkte. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 gab zum Börsenstart noch etwas stärker nach, und zwar um 3,5 Prozent auf 16.781 Punkte.
Dax und Dow Jones rauschen ab: Geopolitische Spannungen verunsichern die Märkte
Ein zentraler Auslöser für den Börsencrash ist die aktuelle Handelspolitik der USA unter Donald Trump. Die Administration des Präsidenten hat zuletzt pauschale Importzölle in Höhe von mindestens zehn Prozent angekündigt. Weitere Aufschläge orientieren sich an den Handelsdefiziten einzelner Länder oder Regionen mit den Vereinigten Staaten. Die Zölle zielen besonders auf Wirtschaftsrivalen wie Europa und Asien ab: Für Produkte aus der Europäischen Union wurden sogar Zölle von 20 Prozent verhängt – inklusive Sonderabgaben etwa auf Produkte der Autoindustrie, Bier und leere Aluminiumdosen.
Die Folgen dieser Entscheidung sind bis dato noch nicht absehbar: Verbände wie der europäische Brauereiverband und Stimmen aus der Autoindustrie fürchten den Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen. In einer Mitteilung spricht der Verband „Brewers of Europe“ von „Verlierern auf beiden Seiten des Atlantiks – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wirtschaft“.
Dax und weitere internationale Börsen im Sinkflug
Die Angst vor einem globalen Wirtschaftsabschwung wirkt sich nicht nur auf den Dax und den Dow Jones aus. Auch die Leitbörsen in Japan, China und anderen asiatischen Märkten eröffneten am Montag mit teils deutlichen Verlusten. Experten sprechen von einer direkten Reaktion auf Trumps Ankündigung, die fragile Weltwirtschaft durch neue Handelsbarrieren zu gefährden.
Gleichzeitig zeigte sich Trump gesprächsbereit: Bei einem Rückflug von Florida nach Washington erklärte der US-Präsident, er sei offen für Verhandlungen mit betroffenen Handelspartnern. „Ich möchte das Defizitproblem mit China, der EU und anderen Ländern lösen.“ Es habe bereits zahlreiche Gespräche mit internationalen Spitzenpolitikern gegeben, und viele seien „brennend daran interessiert, einen Deal zu machen“. Die US-Regierung hatte jedoch auch deutlich gemacht, dass sie an ihrer drastischen Wirtschaftspolitik festhalten will. Daran ändert auch die von Trump signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den betroffenen Ländern nichts.
Dax im Tiefflug – Rheinmetall-Aktie bricht ein
Besonders stark traf es am Montagmorgen die Aktie des erfolgsverwöhnten Rüstungskonzerns Rheinmetall. Der Kurs fiel vorbörslich auf 933 Euro – fast 27 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Damit zählt das Unternehmen, dessen Aktie in den vergangenen Monaten einen regelrechten Höhenflug hinlegte, aktuell zu den größten Verlierern im Dax.
Marktbeobachter führen den Rückgang auch auf Sorgen über eine mögliche Abschwächung der internationalen Nachfrage im Zuge der neuen Zölle zurück.
EU zeigt Verhandlungsbereitschaft – plant aber mögliche Gegenmaßnahmen
Als Reaktion auf die US-Maßnahmen kamen in Luxemburg am Montagvormittag die Handelsminister der EU-Mitgliedstaaten zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht die Frage, wie Europa auf die neuen US-Zölle reagieren sollte. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen signalisierte dabei Verhandlungsbereitschaft: Die EU bietet den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter an. Trotz der Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump sei die Europäische Union bereit zu verhandeln, sagte von der Leyen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde das Angebot bereits vor Trumps Zollentscheidungen unterbreitet und zuletzt am Freitag erneuert.
Sollte es zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen, wollen die Minister Vergeltungsmaßnahmen vorbereiten – etwa in Form von Gegenzöllen auf US-Produkte.
Der Kursrutsch an den Märkten führte am Morgen offenbar auch zu technischen Problemen bei der beliebten Trading-App Trade Republic. Zahlreiche Nutzer meldeten über das Portal Allestörungen.de sowie auf der Plattform X (ehemals Twitter), dass sie keinen Zugriff auf ihre Accounts hatten. (mit dpa)
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