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Die Bedeutung von Selbstreflexion: Persönliche Überzeugungen hinterfragen und Gedankenspiralen durchbrechen

Persönlichkeitsentwicklung

Die Bedeutung von Selbstreflexion: Persönliche Überzeugungen hinterfragen und Gedankenspiralen durchbrechen

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    Wer sich selbst reflektiert, hat oft einen guten Zugang zu den eigenen Emotionen.
    Wer sich selbst reflektiert, hat oft einen guten Zugang zu den eigenen Emotionen. Foto: Christin Klose, dpa

    Viele Menschen erleben Phasen, in denen ihre Gedanken scheinbar unaufhaltsam kreisen. Diese Gedankenspiralen entwickeln sich oft ziellos und führen selten zu konkreten Lösungen. Die Folge: Das Stresslevel steigt, der Blick auf das Leben verengt sich, und selbst wenn eine Lösung gefunden wird, bleibt ihre Umsetzung schwer greifbar. Wer diese Dynamik bei sich selbst erkennt, steht vor einer wichtigen Frage: Wie lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen?

    Handlungen und Gedanken hinterfragen

    Ein erster Schritt kann sein, die Aufmerksamkeit kurzfristig umzulenken – an die frische Luft gehen, jemanden anrufen oder Sport zu treiben. Hilfreich sind auch Übungen, um die eigene Resilienz zu stärken. Langfristig reicht das vermutlich nicht aus. Selbstreflexion kann ein erster Schritt sein, aus diesem Kreislauf auszusteigen. Sie bedeutet nicht nur, Gefühle wahrzunehmen, sondern sich auch selbst zu beobachten und das eigene Verhalten in bestimmten Situationen zu hinterfragen. Ziel ist es, Probleme zu erkennen, ohne in Grübeleien zu versinken. Wer zum Beispiel regelmäßig nach einem Streit tagelang über seine Reaktion nachdenkt, könnte sich fragen: Was hat mich wirklich so wütend gemacht? Ging es um das Thema oder um ein Gefühl von Zurückweisung?

    Emotionen liefern beim Prozess der Selbstreflexion wichtige Informationen. Es kann sich lohnen, die eigenen Emotionen besser verstehen zu lernen. Viele neigen dazu, sie in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen. Doch laut AOK sind Emotionen weder das eine noch das andere – sie zeigen lediglich Bedürfnisse auf. Trauer etwa weist auf Verlust hin, nicht zwingend auf Schwäche. Wer Emotionen versteht, kann anders mit ihnen umgehen. Ein Kollege, der sich über Kritik ärgert, reagiert vielleicht nicht nur auf den Tonfall, sondern fühlt sich in seinem Wert infrage gestellt. Selbstreflexion hilft, solche Zusammenhänge zu erkennen und daraus konstruktive Schlüsse zu ziehen.

    Selbstreflexion und emotionale Produktivität

    Wut und Reizbarkeit liefern Hinweise auf übertretene persönliche Grenzen. In diesen Momenten drängt sich das Bedürfnis nach Selbstschutz auf. Diese Energie lässt sich nutzen – nicht um auszurasten, sondern um zu handeln. Die AOK spricht hier von emotionaler Produktivität: Wer erkennt, welche Emotion ihn antreibt, kann beginnen, seine Reaktionen zu regulieren. Zum Beispiel durch die Frage: In welchen Situationen lasse ich meine Wut zu? Und wann unterdrücke ich sie? Diese Art von emotionaler Intelligenz kann Klarheit fördern und zeigen, wo Veränderung möglich ist.

    Methoden der Selbstreflexion

    Methoden wie Journaling, Meditation oder Selbstgespräche können Selbstreflexion konkret unterstützen. Die AOK empfiehlt etwa die „Morgenseiten“: drei DIN-A4-Seiten freies Schreiben direkt nach dem Aufwachen. Gedanken, Sorgen, Vorfreude – alles darf aufs Papier. Journaling geht noch tiefer, indem gezielt über Emotionen und Erlebnisse reflektiert wird. Fragen wie „Was hat mich heute traurig gemacht?“ oder „Was habe ich heute über mich gelernt?“ können helfen, Muster zu erkennen. Meditation fördert Achtsamkeit, ohne Emotionen zu bewerten. Wem das Schreiben nicht liegt, kann auch Selbstgespräche führen. Diese können aufgezeichnet oder laut geführt werden und haben einen ähnlichen Effekt, wie Morgenseiten oder Journaling. Wer sich selbst fragt „Was würde ich tun, wenn ich keine Angst hätte?“, öffnet einen inneren Raum für neue Perspektiven.

    Glaubenssätze hinterfragen

    Oft können hinter festgefahrenen Überzeugungen Glaubenssätze stehen. Laut der Techniker Krankenkasse beeinflussen sie unser Denken, Fühlen und Handeln stark – oft unbemerkt. Aussagen wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich darf keinen Fehler machen“ entstehen meist in Kindheit und Erziehung. Das Gehirn liebt Gewohnheiten, auch in Form dieser tief verankerten Denkmuster. Die Akademie für Individualpsychologie beschreibt, wie schwer es dem Gehirn fällt, alte Überzeugungen loszulassen – selbst dann, wenn sie offensichtlich hinderlich sind. Doch es ist möglich: Wer beginnt, seine inneren Sätze zu notieren und zu analysieren, kann sie bewusst verändern. Statt „Ich bin nicht liebenswert“, könnte ein neuer Satz lauten: „Ich darf meinen Weg gehen.“ Diese Umformulierung kann – mit Übung – dazu beitragen, das eigene Verhalten langfristig zu verändern.

    Selbstreflexion ist kein einmaliger Prozess. Sie verlangt Zeit, Wiederholung und die Bereitschaft, sich selbst ehrlich zu begegnen. Doch wer beginnt, negative Gedanken zu hinterfragen und den Ursprung emotionaler Reaktionen zu erkunden, kann hinderliche Glaubenssätze erkennen – und sie mit der Zeit durch hilfreiche ersetzen. Das kann neue Handlungsspielräume öffnen und helfen, das eigene Leben aktiver zu gestalten.

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