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Papst-Nachfolger gesucht: Wer folgt auf Franziskus?

Vatikan

Was folgt aus den Franziskus-Jahren für das kommende Konklave?

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    Steigt weißer Rauch auf, ist klar: Es gibt einen neuen Papst.
    Steigt weißer Rauch auf, ist klar: Es gibt einen neuen Papst. Foto: dpa

    In dieser Woche treffen sich die Kardinäle der katholischen Kirche erneut zu ihren täglichen Beratungen im Vatikan. In den Beratungen vor dem wohl kommende Woche beginnenden Konklave geht es um den aktuellen Zustand der Kirche, gegenwärtige Herausforderungen und das Profil des nächsten Papstes. Die Kardinäle blicken nach vorn, müssen dabei aber auch gleichzeitig in den Rückspiegel schauen. Denn es ist das vergangene Pontifikat, in dem die Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Die von Papst Franziskus in zwölf Jahren getroffenen Entscheidungen und programmatischen Linien sind die Grundlage nicht nur für die Beratungen, sondern für das Wirken des nächsten Papstes.

    Franziskus war vor allem ein Reformer. Bei seinem Amtsantritt war die Kirche geprägt von den administrativen und doktrinären Verkrustungen der Jahre unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Der Papst aus Argentinien hat nicht nur das Papsttum selbst, sondern auch die Vatikanverwaltung sowie den Umgang der Hierarchie mit den Gläubigen modernisiert. Laien und Frauen dürfen und sollen nun päpstliche Ministerien führen.

    Was folgt aus den Franziskus-Jahren für das kommende Konklave?

    Franziskus hat (wie auch schon Benedikt XVI.) Korruption und Vetternwirtschaft in Rom bekämpft und beispielsweise neue, wichtige Finanzstrukturen geschaffen. Das gibt der Kirche heute etwas mehr Glaubwürdigkeit. Franziskus‘ wichtigste und auch umstrittenste Veränderung jedoch war die (vorsichtige) Abkehr von einer menschenfeindlichen Doktrin hin zu mehr Verständnis für die humane Realität. Dazu nutzte er die Chiffren „Barmherzigkeit“ und Hinwendung zu den (existenziellen) „Peripherien“ der Welt.

    Entscheidungen wie die Zulassung Wiederverheirateter zu den Sakramenten oder die Erlaubnis der Weihe homosexueller Paare waren richtig und wichtig. Für die katholische Kirche handelt es sich hierbei immer noch um Sollbruchstellen. Vor der Zulassung der Weihe verheirateter Männer zu Priestern oder von Frauen zu Diakoninnen schreckte Franziskus zurück, weil er Sorge vor einem Auseinanderdriften der beiden Pole des Katholizismus hatte, dem auf Tradition bedachten Konservativismus und der reformorientierten Veränderung.

    Franziskus ist bei der Modernisierung bedacht und klug vorangegangen. Der „Synodale Weg“ der Kirche in Deutschland mag notwendig sein, er ist aus weltkirchlicher Sicht aber eine Zumutung. Viel zu diffus sind die Bedürfnisse der Katholikinnen und Katholiken im Rest der Welt, etwa in Afrika oder Asien. Der Papst muss die Einheit der Kirche garantieren. Das vergessen die Modernisierer in Deutschland leicht.

    Welche Kandidaten kommen für die Papst-Nachfolge in Frage?

    Was also folgt aus den Franziskus-Jahren für das kommende Konklave? Die Kurie ist weitgehend ausgemistet. Das bedeutet, dass diesmal nicht zwingend ein Outsider, wie es Kardinal Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires war, die Kirchenleitung übernehmen muss. Denkbar und sogar unbedenklich ist die Wahl eines Kurienkardinals, ja sogar eines Italieners. 2013 war das angesichts der Vatikan-Skandale noch unvorstellbar.

    Die zwölf Franziskus-Jahre haben die Kirche stark geprägt, ihr aber auch einiges abverlangt. Wenn die Öffnung gegenüber Wiederverheirateten und Homosexuellen für die einen notwendige und lang ersehnte Schritte waren, beschädigten sie aus der Sicht der Bewahrer den Kern des Glaubens und der Sakramente. Der kommende Papst wird also vor die Frage gestellt sein, welchen Weg er in dieser Hinsicht einschlagen soll. Er hat drei Optionen: Zusätzliche Veränderungen anschieben, Neuerungen rückgängig machen oder den Status quo erst einmal zu erhalten.

    Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.l) und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (l., CDU) folgen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender, als sie zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan ankommen.
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    Hohe Sicherheitsstufe und hoher Besuch: Heute findet in Rom die Trauermesse für Papst Franziskus statt. Anwesend ist unter anderem US-Präsident Trump. Wer ist sonst noch angereist? Der Überblick.

    Die ersten beiden Optionen sind für den Neuen nicht ratsam, es käme schon bald zur katholischen Zerreißprobe. Wahrscheinlicher ist ein behutsames Programm, am besten gepaart mit einer charismatischen Aura, die sich in der Welt zunehmender Kriege und Konflikte Gehör verschaffen und vielleicht sogar zur Befriedung beitragen kann. Im Vordergrund steht für die Kardinäle in den kommenden Tagen das Kennenlernen.

    Franziskus hat rund 80 Prozent der Kardinäle ernannt. Die 134 ins Konklave einziehenden Kardinäle stammen aus 71 Ländern, das sind so viele wie noch nie. Angesichts der Internationalität des Kollegiums dürfte ein großes Bedürfnis vieler Rom-Neulinge das Anlehnen an eine bekannte, Stabilität und vorsichtige Kontinuität versprechende Figur sein. Deshalb deutet viel auf den bisherigen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als Kompromisskandidaten hin. Reformer und Bewahrer haben andere Vorstellungen. Sie werden alles in Gang setzen, um einem eigenen Kandidaten ins Amt zu verhelfen.

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