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Tag der Zahngesundheit: 5 Mythen über die richtige Zahnpflege: Tipps vom Zahnarzt

Tag der Zahngesundheit 2021

5 Mythen über die richtige Zahnpflege - ein Zahnarzt verrät, was Wahres dran ist

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    Anlässlich des Tags der Zahngesundheit macht ein Experte den Faktencheck zu fünf hartnäckigen Zahnpflege-Mythen.
    Anlässlich des Tags der Zahngesundheit macht ein Experte den Faktencheck zu fünf hartnäckigen Zahnpflege-Mythen. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

    Richtige Zahnpflege will gelernt sein. Denn wie der Tag der Zahngesundheit am 25. September in seinem aktuellen Motto hinweist: „Gesund beginnt im Mund – Zündstoff!“ Doch gerade beim Zähneputzen halten sich einige Mythen, die für ebenjenen Zündstoff im Mund sorgen können.

    Mit unangenehmen Folgen wie etwa Parodontitis, warnt Prof. Dr. Dietmar Oesterreich. Er ist Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ). Für unsere Redaktion hat er fünf Mythen über die richtige Zahnpflege auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

    Mythos 1: Je fester ich meine Zähne schrubbe, desto mehr Schmutz wird entfernt

    Falsch. "Entscheidend für eine optimale Mundhygiene ist nicht die aufgewendete Kraft, sondern die richtige Systematik und Technik", verrät Oesterreich. Er ergänzt: "Schrubben ist nur auf den Kauflächen sinnvoll." Sein Rat: Auf der Außen- aber auch Innenfläche der Zähne sollten fegende Bewegungen nur mit geringem Anpressdruck vom Zahnfleisch zum Zahn durchgeführt werden. Das sei die sogenannte KAI-Systematik. Wer dagegen zu stark seine Zähne schrubbe, könne dadurch sogar die Zahnhartsubstanz schädigen.

    Mythos 2: Die Zahnbürste muss ich erst wechseln, wenn die Borsten abstehen

    Auch das empfiehlt Oesterreich nicht. Der Zahnarzt sagt: "Die allgemeine Empfehlung lautet: alle drei Monate die Zahnbürste wechseln. Falls bereits vorher die Borsten abstehen, ist das ein Hinweis, dass der aufgewendete Putzdruck reduziert werden muss." (Lesen Sie auch: Behandlung mit Bergblick: Das ist der Bahnhofstower in Kaufbeuren)

    Mythos 3: Am besten ist es, wenn meine Zähne nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück putze

    Jaein. Laut Oesterreich ist es egal, ob man seine Zähne nun vor dem Frühstück oder danach schrubbt. "Entscheidend ist, dass zweimal am Tag die Mundhygiene intensiv durchgeführt wird", so der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Dabei solle einmal täglich die Zahnzwischenraumpflege mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten erfolgen. Bei einer optimalen Mundhygiene erreiche man damit eine vollständige Beseitigung aller bakteriellen Beläge von der Zahnoberfläche. "Entscheidend ist also, dass man sich die notwendige Zeit für die Mundhygiene nimmt", ergänzt Oesterreich.

    Er erklärt außerdem, wie der Glaube entstand, dass Zähne unbedingt nach dem Frühstück geputzt werden sollten. "Beläge bilden sich im Laufe von etwa 24 Stunden auf der Zahnoberfläche so aus, dass erst nach diesem Zeitpunkt eine entsprechend krankmachende Wirkung einsetzt. In der Vergangenheit ist man davon ausgegangen, dass gerade zum Frühstück Kohlenhydrate zugeführt werden und diese zeitnah entfernt werden müssen." Auch der Spruch "Nach dem Essen Zähneputzen nicht vergessen" stamme aus dieser Zeit. (Lesen Sie auch: "Foodsharing" in Kaufbeuren: Sie retten Lebensmittel vor der Tonne)

    Mythos 4: Eine Minute Zähne putzen reicht vollkommen aus

    Nein. Die Dauer der Mundhygiene hänge zwar sehr von der individuellen Geschicklichkeit des Putzenden ab, aber auch von der Form, Stellung und Anzahl der Zähne. Vorhandener Zahnersatz könne ebenso den zeitlichen Aufwand erhöhen, denn auch dieser müsse gepflegt werden.

    Oesterreich sagt: "Elektrische Zahnbürsten können die Zahnputztechnik und die manuellen Fähigkeiten unterstützen. Eine Minute reicht aber absolut nicht aus, um eine optimale Mundhygiene durchzuführen."

    Prof. Dr. Dietmar Oesterreich ist unter anderem Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.
    Prof. Dr. Dietmar Oesterreich ist unter anderem Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Foto: BZÄK / axentis.de / Georg J. Lopata

    Mythos 5: Rauchen ist nicht so schlimm, da das Nikotin meine Zähne nur oberflächlich verfärbt

    Ganz im Gegenteil. Tabakgenuss führt laut Oesterreich zu sogenannten Raucherbelägen. Diese können oftmals nur durch eine professionellen Zahnreinigung (PZR) entfernt werden. Aber: "Nikotin hat über die sonstigen gesundheitlichen Auswirkungen hinaus einen schädigenden Einfluss auf die Mundschleimhäute und den Zahnhalteapparat." Das Resultat: Rauchen erhöht das Risiko für Mundschleimhautkrebs. Der Zahnarzt ergänzt: "Gleichzeitig verengt und schädigt Nikotin die kleinen Blutgefäße in der Mundschleimhaut und reduziert damit die körpereigenen Abwehr."

    Dies wiederum erhöhe das Risiko für eine Parodontitis – einer entzündlichen Erkrankung der Zahnhalteapparates, welcher aus dem Knochen und den zahntragenden Geweben besteht. Das Problem bei der Paradontitis: "Für den Patienten verläuft diese Erkrankung lange Zeit unbemerkt." Symptome seien Zahnfleischbluten, Mundgeruch und Geschmacksveränderungen. Diese Warnsignale sollten vom Patienten ernst genommen werden, betont Oesterreich und rät zum Zahnarztbesuch.

    Die entzündlichen Veränderungen in der Mundhöhle hätten nämlich deutliche Auswirkungen auf die Gesamtgesundheit. "So erhöhen sich durch die Parodontitis die Risiken für Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt aber auch Rheuma", beschreibt Oesterreich. "Oftmals beeinflussen sich die Erkrankungen gegenseitig. Deswegen ist Parodontitis ein „Zündstoff“ für den gesamten Körper."

    (Lesen Sie auch: Experte spricht in Marktoberdorf über Demenz und Autofahren: Wann ist das Risiko zu groß?)

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