Bei diesen Zahlen überrascht es kaum mehr, dass die Pflegebranche in Deutschland längst zu einem Sorgenkind geworden ist: Die Zahl der Pflegebedürftigen ist von 2013 bis 2022 um 78,9 Prozent angestiegen, wie aus dem Pflege-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) aus dem Jahr 2024 hervorgeht. Demnach waren 2013 rund 3,7 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland pflegebedürftig. Zehn Jahre später lag dieser Wert bei 6,6 Prozent.
Mehr Pflegebedarf führt auch zu mehr Kosten. Diese einfache Schlussfolgerung wird nun durch eine aktuelle Studie bestätigt. Demnach ist der Anstieg der Pflegekosten innerhalb von zehn Jahren gewaltig.
Pflegekosten in Deutschland haben sich in zehn Jahren verdoppelt
Die Pflegekosten haben sich zwischen 2013 und 2023 in etwa verdoppelt. Das belegt eine Statistik des Statistischen Bundesamts (Destatis). Demnach stiegen die Gesundheitsausgaben in deutschen Pflegeeinrichtungen im Jahr 2023 auf 82,4 Milliarden Euro. 2013 hatten sie noch bei 42,4 Milliarden Euro gelegen. Ein Anstieg von mehr als 94 Prozent. 2023 stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um rund sechs Prozent. Es folgt ein Überblick über die Entwicklung der Pflegeausgaben.
Gesundheitsausgaben (in Milliarden Euro) | teilstationäre und stationäre Pflege | ambulante Pflege | Gesamt |
---|---|---|---|
2013 | 27,74 | 14,69 | 42,43 |
2014 | 28,85 | 15,83 | 44,68 |
2015 | 30,18 | 17,26 | 47,44 |
2016 | 31,51 | 18,76 | 50,27 |
2017 | 34,56 | 21,15 | 55,71 |
2018 | 35,89 | 23,11 | 59,00 |
2019 | 38,01 | 24,81 | 62,82 |
2020 | 40,48 | 27,72 | 68,20 |
2021 | 42,4 | 30,1 | 72,50 |
2022 | 45,17 | 32,34 | 77,51 |
2023 | 48,19 | 34,21 | 82,40 |
In der Destatis-Statistik wurden teilstationäre, stationäre und ambulante Einrichtungen berücksichtigt. Am stärksten ist der Anstieg der Gesundheitsausgaben in ambulanten Pflegeeinrichtungen, in denen die Eigenständigkeit der pflegebedürftigen Personen in einem gewohnten Umfeld erhalten werden soll. Innerhalb von zehn Jahren nahm dieser um 133 Prozent zu. Der Anstieg in den teilstationären und stationären Einrichtungen betrug 73,8 Prozent. Zu diesen gehören Altenpflegeheime und Einrichtungen der Kurzzeit-, Nacht- und Tagespflege.
Auch interessant: Eine Umfrage legt nahe, dass in Deutschland ausländische Pflegekräfte vergrault werden. Außerdem hat eine Münchner Pflegeeinrichtung eine Vier-Tage-Woche eingeführt.
Kosten in der häuslichen Pflege haben sich fast verdreifacht
Bei der häuslichen Pflege zeichnet sich ein ähnliches Bild. 2023 erreichte der Betrag der pflegerischen Leistungen von Angehörigen oder privaten Haushalten den Wert von 21,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um acht Prozent, wie aus der Destatis-Analyse hervorgeht. Innerhalb von zehn Jahren haben sich die Ausgaben in der häuslichen Pflege demnach fast verdreifacht.
Auch in diesem Bereich dürften die Ausgaben vor allem auf die starke Zunahme der Pflegebedürftigen zurückgehen, berichtet die Tagesschau. Demnach wurden 2023 etwa 86 Prozent der Pflegebedürftigen in privaten Haushalten gepflegt. Die meisten davon von Angehörigen.
Die Alterung der Gesellschaft im Zuge des demografischen Wandels ist laut der Tagesschau Hauptursache für die steigenden Zahlen rund um die Pflegebedürftigen. Eine Rolle spielt demnach aber auch eine Ausweitung des Pflegebegriffs, die zum 1. Januar 2017 eingeführt wurde. Seitdem werden Personen schneller und häufiger als pflegebedürftig eingestuft.
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