Päpsten wird im Allgemeinen eher geringer Einfluss auf die Weltpolitik nachgesagt. Im Fall ihres Ablebens allerdings versammelt sich die halbe Welt um ihren Sarg. In Rom herrscht seit Ostermontag, dem Todestag von Papst Franziskus, Ausnahmezustand, der bei der Begräbnisfeier an diesem Samstag noch extremer werden dürfte. Bis Freitag hatten sich 130 ausländische Delegationen angemeldet, unter ihnen US-Präsident Donald Trump mit Ehefrau Melania, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Vertreter mehrerer europäischer Königshäuser. In sehr bewegten Zeiten der Weltgeschichte handelt es sich um ein Gipfeltreffen der anderen Art rund um den Petersdoms.
Naturgemäß wird neben dem Verstorbenen vor allem Donald Trump im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, der mit seiner erratischen Zollpolitik und seiner Position zum Ukraine-Krieg für Wirbel sorgt. In Italien wurde bereits im Vorfeld die Sitzordnung der Staatsgäste neben dem Altar studiert und spekuliert, wer zwischen einem Ave Maria und einem Vater Unser mit Trump weltpolitische Probleme besprechen könnte. Das ist natürlich schon angesichts des Anlasses Unsinn, auch vor der Zeremonie und danach gibt es wenig Zeit für Gipfeltreffen. Trump sollte am Freitag vor Mitternacht mit der Air Force One in Rom anreisen und mittags nach der Feier bereits wieder abheben. Am Trauerzug, in dem der Sarg des Papstes nach der Begräbnisfeier auf einem sechs Kilometer langen Weg durch die Stadt in die Basilika Santa Maria Maggiore gefahren wird, sind die Staatsgäste nicht beteiligt. Die Römer und Römerinnen sollen dann die Chance haben, sich ein letztes Mal vom leutseligen Papst aus Argentinien zu verabschieden.
Für den Andrang, der erwartet wird, ist der Petersplatz viel zu klein
200.000 Menschen werden alleine für die Begräbnisfeier erwartet, um den Vatikan herum sind bereits zahlreiche Großbildleinwände aufgestellt, nur die wenigsten werden die Feier auf dem Petersplatz mitverfolgen können. Der Trauerzug durch die Stadt ist eine logistische Herausforderung, der Andrang dürfte enorm werden. Im Sinne von Papst Franziskus soll eine „Delegation der Ausgegrenzten“ aus misshandelten Frauen, Transsexuellen, Gefangenen und Sinti den Sarg vor Santa Maria Maggiore mit weißen Rosen in Empfang nehmen. Die Beisetzung in der Lieblingskirche des Papstes in Rom wird im privaten Rahmen stattfinden.

Bis Freitagmittag hatten 150.000 Menschen dem aufgebahrten Leichnam des Papstes im Petersdom ihre Aufwartung gemacht. Zu diesem Zeitpunkt schickte der italienische Zivilschutz eine laut tönende Alarmnachricht an sämtliche Smartphones in der Stadt, in der die vorgezogene Schließung des Petersplatzes um 17 Uhr angekündigt wurde. Auch im Dom, in dem Ordner minutiös die Benutzung der Smartphones untersagen, hallten die lauten Alarmsignale. Bis auf diesen Moment der Hysterie läuft die Organisation des Großereignisses bisher reibungslos und einwandfrei.
Die Kardinäle sind bereits in nichtöffentlichen Beratungen zu Kirchenfragen
Unterdessen setzten die Kardinäle, die bald im Konklave den Nachfolger von Franziskus wählen, am Freitag ihre täglichen, nichtöffentlichen Beratungen in der Synodenaula fort. Vatikansprecher Matteo Bruni sagte, die Kardinäle hätten über Fragen „der Kirche und der Welt“ gesprochen. Diese ungenaue Formel interpretieren Kenner dahingehend, dass die Kurzvorträge der Kardinäle in der Synodenaula nun auch die Frage der Herausforderungen für die katholische Kirche sowie das Profil des nächsten Papstes umfassen.
134 der 135 wahlberechtigten Kardinäle wollen am Konklave teilnehmen, aus Deutschland sind das Reinhard Marx (München-Freising), Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller sowie Rainer Maria Woelki (Köln). Teilnahmeberechtigt sind die Kardinäle, die zum Zeitpunkt des Papst-Todes noch nicht 80 Jahre alt sind. Bei den von Kardinaldekan Giovanni Battista Re, 91, geleiteten Beratungen dürfen auch ältere Kardinäle teilnehmen. Die Zeit der sogenannten Sedisvakanz, in der die Kardinäle gemeinsam die Kirchenführung übernehmen, ist streng geregelt. So soll das Konklave frühestens 15, aber spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes beginnen. Sind alle Wahlberechtigten in Rom, kann die Papstwahl auch früher beginnen, allerdings müssen acht Trauer-Tage nach der Beerdigung vergangen sein. Demnach könnte das Konklave ab dem 5. Mai beginnen.
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