Das war’s: Olaf Scholz ist am Montagabend mit einem Großen Zapfenstreich als Bundeskanzler verabschiedet worden. Die feierliche Zeremonie mit militärischen Ehren im Fackelschein bildet traditionell den Abschluss einer Kanzlerschaft. „Lieber Olaf, Du warst ein Kanzler in stürmischen Zeiten“, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zu Beginn der Feier in Berlin und verwies vor allem auf den Angriff Russlands auf die Ukraine, kurz nach dem Amtsantritt des scheidenden Kanzlers.

Damit hatte sich die Geschäftsgrundlage für die neue Koalition aus SPD, Grünen und FDP tatsächlich grundsätzlich verändert. Letztlich zerbrach das Bündnis noch vor Ablauf der Legislaturperiode und damit geht die Ära Scholz als eine der kürzesten Kanzlerschaften in die Geschichte der Bundesrepublik ein. Geblieben ist das Wort „Zeitenwende“, das Scholz geprägt hat. Auch daran erinnerte sein Parteifreund Pistorius – übrigens der einzige Minister, den Merz im Kabinett behalten wird. „Führung braucht Haltung, Führung braucht auch Erfahrung“, sagte der Verteidigungsminister zum Abschluss. Ob dies auch ein versteckter Seitenhieb auf den künftigen Kanzler war, der bislang keine Regierungserfahrung vorweisen kann?
Olaf Scholz ist bald nicht mehr Kanzler: So läuft ein Zapfenstreich ab
Drei Lieder dürfen sich die scheidenden Regierungschefs vom Musikkorps der Bundeswehr wünschen. Und oft senden sie damit eine letzte Botschaft an die Nation, an die eigene Partei, an Anhänger und Kritiker. Dass sich Scholz „Respect“ von Aretha Franklin ausgesucht hat, war eine solche Botschaft. Nicht nur, weil der Sozialdemokrat „Respekt“ im Wahlkampf plakatiert hatte, sondern wohl auch, weil er selbst stets der Meinung war, dass seine Regierung und er selbst nicht genug Wertschätzung von den Deutschen erfahren hatten. Die beiden weiteren Titel waren „In my life“ von den Beatles und ein Auszug aus dem Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach.
Scholz selbst sprach von einem „Moment des Innehaltens, geprägt vom Rückblick auf Erreichtes“ und dankte den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Vertrauen in ihn, als Hamburger Bürgermeister, als Minister und letztlich als Kanzler. Er betonte, dass es in diesen Zeiten keineswegs selbstverständlich sei, dass ein solcher Regierungswechsel so zivilisiert stattfinde. „Gerade in Krisenzeiten steht unser Land zusammen und wachst damit über sich hinaus“, sagte der 66-Jährige. Die Zeit als Kanzler nannte er die „große Ehre seines Lebens“ und wünschte seinem Nachfolger „eine glückliche Hand“ und in schwierigen Situationen Begegnungen, aus denen er Kraft und Zuversicht schöpfen könne. Anschließend wurde Musik gespielt.
Angela Merkel wünschte sich Nina Hagen, Gerhard Schröder Sinatra
Die „Playlist“ beim Großen Zapfenstreich sorgt immer wieder für Überraschungen. Angela Merkel etwa hatte sich nicht nur „Großer Gott, wir loben Dich“, sondern auch „Du hast den Farbfilm vergessen“ von der Punksängerin Nina Hagen als Erinnerung an ihre Jugend in der DDR ausgesucht. Gerhard Schröder wünschte sich „My Way“ von Frank Sinatra.
Offiziell findet der Machtwechsel erst am Dienstag statt, wenn CDU-Chef Friedrich Merz, der am Montagabend die Zeremonie als Zuschauer verfolgte, voraussichtlich vom Bundestag zum neuen Regierungschef gewählt wird.

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