Jan Frodeno ist ein harter Hund, um es vorsichtig zu formulieren. Vielleicht sogar der härteste. Viele sagen der beste Triathlet aller Zeiten. Olympiasieger. Dreifacher Hawaii-Champion. Großverdiener. Vor allem aber: ein Trainingsmonster.
Wenn normale Menschen morgens zur Zahnbürste greifen, ist "Frodo", so sein Spitzname, nach vier Kilometern im Pool schon porentief gechlort. Es folgen meist mehrstündige Radtouren. Zum Abschluss ein Lauf in der Dämmerung.
Jan Frodeno, 1981 in Köln geboren, wuchs in Südafrika auf. Mit 15 Jahren begann er seine sportliche Karriere als Schwimmer. Im Herbst 2000 startete er mit dem Triathlon - die Bilder der Olympischen Spiele in Sydney hatten ihn begeistert.
Von da an ging es schnell und steil bergauf. 2002 startete er zum ersten Mal in der Triathlon-Bundesliga, wurde in die deutsche Nationalmannschaft aufgenommen. Im Mai 2004 wurde er U-23-Vize-Weltmeister, 2006 Neunter im Triathlon-Gesamtweltcup.

Heute hat Jan Frodeno eigentlich alles erreicht: Olympiasieger, dreimaliger Ironman-Weltmeister, zweimaliger Halbironman-Weltmeister, Weltbestzeitinhaber, WM-Rekordzeitinhaber. Nur eines hat Frodeno auch mit 39 Jahre nicht: keine Lust mehr auf Triathlon.
Jan Frodeno: "Weil ich es kann. Weil ich es liebe"
Er würde ständig gefragt, warum er denn weitermachen würde, erzählt Frodeno und gibt umgehend die Antwort: "Weil ich es kann, weil ich es liebe, weil es einfach ein Traum ist." Es sei einfach ein Privileg, auf diesem Niveau Sport zu treiben, betont Frodeno, der seit 2013 mit einer Spitzensportlerin verheiratet ist, der Olympiasiegerin und dreifachen Triathlon-Weltmeisterin Emma Snowsill.
Sein Hawaii-Comeback nach einem Verletzungsrennen 2017, als er sich mit üblen Rückenschmerzen nach 9:15:44 Stunden ins Ziel geschleppt hatte und seiner Nichtteilnahme vor einem Jahr wegen einer Stressfraktur in der Hüfte, wurde zum perfekten Rennen. Das, wonach Frodeno seit Jahren gesucht und sich gesehnt hatte. Dritter Triumph nach 2015 und 2016, WM-Rekordzeit unter sicher nicht optimalen Wetterbedingungen in 7:51:13 Stunden.

Die Konkurrenz verneigte sich. "Du kannst schlecht einschlafen, denkst drüber nach, bin ich happy mit dem Rennen, was kann ich für nächstes Jahr mitnehmen", erzählt Frodeno-Kumpel Sebastian Kienle, Weltmeister von 2014 und damals starker Dritter: "Und dann realisierst du, dass Jan einfach auf einem anderen Planeten war."
McCormack über Frodeno: "Das war personifizierte Perfektion"
Als den Besten jemals, pries Hawaii-Rekordsieger Mark Allen (6 Siege) aus den USA Triumphator Frodeno. "Das war das Beste, was ich jemals bezeugen durfte", kommentierte der zweimalige Hawaii-Gewinner Chris McCormack (2007 und 2010) aus Australien: "Das war personifizierte Perfektion." Er versah seinen Eintrag bei Instagram mit den vier Buchstaben GOAT, Abkürzung für "Greatest of all times" (zu deutsch: der Größte aller Zeiten).
Nicht wenige taten das auch. Er habe der Welt gezeigt, warum er von den meisten als der Größte aller Zeiten angesehen werde, schrieb die ehemalige Langdistanz-Weltmeisterin und Weltklasse-Triathletin Helle Frederiksen aus Dänemark.
Sportlich herausragend, menschlich auf dem Boden geblieben ist Jan Frodeno. Und immer für Anekdoten gut: Bei seinem Sieg beim Allgäu-Triathlon schob Frodeno, der seit 2017 Vegetarier ist, das Begleitrad für den Führenden höchstpersönlich einen extremen Anstieg auf dem Laufkurs hoch.

Nach seiner Hawaii-Teilnahme-Absage setzten Frodeno, sein Erfolgstrainer Dan Lorang und Frodenos "best buddy" Felix Rüdiger eine Absichtserklärung auf und unterschrieben diese gemeinsam.
"Chill out und das beste jeden Tag versuchen" ist das Credo von Jan Frodeno
Dass Landsmann Patrick Lange 2018 der Erste wurde, der unter damals nahezu optimalen Bedingungen unter der magischen Acht-Stunden-Marke blieb, dürfte Frodeno auch ein wenig angetrieben haben. Nun steht auch neben dem WM-Rekord der Name Frodeno. Dabei hatte er ihn buchstäblich gar nicht so im Blick. Er sei kurzsichtig und habe die Zeit dem Wagen nicht wirklich sehen können, meinte er. Dafür bekam er vom ersten deutschen Hawaii-Sieger Thomas Hellriegel (1997) bei Kilometer zwölf etwa auf der abschließenden Laufstrecken einen entsprechenden Hinweis.
Der Rest war Ironman-Geschichte und ein historisches Rennen auf Hawaii über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. "Du brauchst auch einfach auch Glück, das alles zusammen passt", erzählt Frodeno. "Chill out und das beste jeden Tag versuchen", so sein Credo. Er kann’s halt.

Und das selbst in schwierigen Zeiten. Mitten in der Corona-Pandemie veranstaltete Frodeno im April 202 kurzerhand seinen eigenen Trathlon für einen guten Zweck. 3,86 Kilometer Schwimmen im neun Meter langen Pool bei 13 Grad kalten Wasser mit einer Gegenstromanlage, 180 Kilometer Radfahren auf einem Smart-Rollentrainer, verbunden mit rund 1000 Miteiferern über eine Online-Plattform - und danach noch ein Marathon auf dem Laufband. Nach etwa 8:33:39 Stunden war die ungewöhnliche Spendenaktion vorüber und ein Betrag von über 200.000 Euro zusammengekommen für einen guten Zweck.
Am 18. Juli kommt der Weltstar der Triathlon-Szene ins Allgäu. Der 39-jährige Olympiasieger von Peking misst sich im „Duell der Giganten“ an diesem Tag mit dem kanadischen Triathleten Lionel Sanders. Dieser Promo-Zweikampf zwischen Frodeno und dem 33-jährigen Sanders findet auf der Ironman-Langdistanz statt und soll im Kampf Mann gegen Mann unter dem Titel „Battle Royale“ die Triathlon-Szene weltweit in seinen Bann ziehen.
Das ist Jan Frodeno
- Geboren: 18. August 1981 in Köln
- Wohnorte: Girona (Spanien) und Noosa (Australien)
- Größe: 1,94 Meter
- Gewicht: 76 kg
- Ruhepuls: 36
- Maximalpuls: 195
- Trainer: Dan Lorang
- Größte Erfolge: 3x Ironman-Weltmeister (2015, 2016, 2019), 3x Ironman-Europameister (2015, 2018, 2019), 2x Halb-Ironman-Weltmeister (2015, 2018), Olympiasieger 2008, Weltbestzeit (7:35:39 Stunden/2016/Challenge Roth)