Karl Geiger wirkt geknickt. Die Glückshormone, die den frischgebackenen Vater und Skiflug-Weltmeister aus Oberstdorf in der Vorwoche noch beflügelt hatten, scheinen gewichen. Kein Wunder, das 27-jährige deutsche Skisprung-Ass befindet sich nach einem positiven Covid-19-Test seit Mittwoch vergangener Woche in Quarantäne und muss um die Teilnahme an der Vierschanzentournee zittern. Dennoch demonstriert Karl Geiger in einer Videobotschaft von zuhause aus soetwas wie Optmismus: "Mir geht es zum Glück weiterhin sehr gut. Ich bin beschwerdefrei. Ich habe ein kleines Kraftprogramm gemacht, das ging ganz gut", berichtete der Skispringer, der vor gut einer Woche noch Einzel-Gold bei der Flug-WM in Planica gewonnen hatte. Er hoffe, dass er "im besten Fall auch bei der Tournee starten kann, vielleicht sogar schon beim Auftaktspringen". Die Traditionsveranstaltung soll trotz Pandemie am 28. Dezember mit der Qualifikation in Geigers Heimatort Oberstdorf beginnen.
Das Gesundheitsamt in Sonthofen entscheidet
Ob Karl Geiger rechtzeitig zurückkehrt, entscheidet ausschließlich das Gesundheitsamt in Sonthofen. Der Deutsche Skiverband will den Entscheidungen der Behörden nicht vorgreifen. Grundsätzlich gehe man momentan von einer zehntägigen Quarantäne aus, d. h. Geiger müsste auch die Weihnachtsfeiertage ohne seine Frau Franziska und ohne seine frischgeborene Tocher Luisa verbringen. Ob das letztlich auch so kommt, liegt aber im Ermessen des Gesundheitsamtes und hänge wesentlich damit zusammen, was die weiteren Testungen ergeben. In aller Regel wird nach sieben Tagen ein weiterer PCR-Test entnommen, das wäre also am Mittwoch dieser Woche. Ob Geiger das Ergebnis noch vor Heiligabend bekommt, könne momentan niemand sagen. Geiger betont in dem Video auch, dass er einen unglaublichen Rückhalt von seiner Familie und seinem Umfeld spüre. "Ich bin unheimlich dankbar. Da sind viele bereit, für mich einzukaufen und mir auch mal eine Hantelstange und Balancebretter vorbeizubringen. Das fand ich wirklich klasse." Dass er am Wochenende in Engelberg in der Schweiz nicht dabei sein durfte, habe ihn schon geschmerzt. "Die Schanze dort mag ich einfach und mit meiner derzeitigen Form hätte mir das dort sicher Freude gemacht. Aber die Kollegen haben mich ja super vertreten." Er werde sich nun in den nächsten Tagen bestmöglich vorbereiten, auch wenn er hie und da mal improvieren müsse: "Es gibt viele, gute Leute im Hintergrund, die wirklich alles daran setzen, damit das funktioniert."
Karl Geiger ist von der Situation "nicht wahnsinnig begeistert"
Für Bundestrainer Stefan Horngacher indes ist am wichtigsten, dass "der Karl weiter symptomfrei" bleibe. "Wir hoffen, dass er gesund bleibt und dass er zur Vierschanzentournee wieder dazukommt", sagte der Österreicher. Man merke aber, dass Geiger "von der Situation nicht wahnsinnig begeistert ist", fügte Horngacher an. Gleichwohl sei sein Schützling motiviert und mache ein leichtes Training. Horngacher stellt fest: "Die Freigabe kommt letztendlich vom Amt. Das müssen wir abwarten, da müssen wir mit dem Amt reden, wie das weitergeht." Diese Diskussionen, so Horngacher, seien derzeit am Laufen. Für das deutsche Sprungteam sei es schon ein Schock gewesen, als es von der Infektion Geigers erfahren habe. "Ich war schon perplex und musste mich erst mal sammeln", so Horngacher. Dass Geiger durch die Pause - wie vor Planica - einen Vorteil habe, glaubt Horngacher nicht: "Besser wäre schon gewesen, wenn er nach Engelberg hätte gehen können. Die Schanze liegt ihm gut. Karl ist ein Wettkämpfer, der will was arbeiten." Nur daheim sitzen - und nicht mal raus zu können, sei sicherlich kein Vorteil.
Wenn es für das Auftaktspringen in Oberstdorf nicht reichen sollte, hat Horngacher bereits einen Plan: "Dann steigt er eben später ein. Egal, ob er für Innsbruck oder erst für Bischofshofen fit wird. Die Gesamtwertung ist dann natürlich dahin, aber es sind ja alles auch einzele Weltcup-Veranstaltungen, wo es Punkte zu gewinnen gibt."
