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Karl Geiger patzt in Bischofshofen: Kann er die Vierschanzentournee noch gewinnen?

Vierschanzentournee 2020/21

Ist bei Karl Geiger die Luft raus?

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    Bedient: Karl Geiger nach Platz 25 bei der Qualifikation in Bischofshofen.
    Bedient: Karl Geiger nach Platz 25 bei der Qualifikation in Bischofshofen. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Karl Geigers Achterbahn-Fahrt geht weiter. Der Skispringer vom Skiclub Oberstdorf scheint derzeit allerdings gerade in den niederen Gefilden festzustecken. Der 27-Jährige tat sich nach dem verkorksten Auftritt in Innsbruck auf der letzten Tournee-Station in Bischofshofen auch in der Qualifikation recht schwer. Mit einem Sprung auf nur 123,5 Metern landete der Oberstdorf-Sieger nur auf Rang 25 und findet am Dreikönigstag die für ihn ungewohnte Situation vor, gleich als zweiter Springer des Wettkampfs auf den Startbalken zu sitzen. Geiger trifft im allerersten K.o.-Duell auf den Polen Andrzei Stekala, der bei der Qualifikation auf Rang 26 landete.

    Pole Stoch gewinnt die Quali

    Sieger der Qualifikation wurde der Gesamtführende Kamil Stoch aus Polen, der zwar mit 138 Metern zweieinhalb Meter hinter der Tagesbestweite des Norwegers Halvor Egner Granerud blieb, aber deutlich bessere Haltungsnoten bekam.

    Karl Geiger verließ die Skisprungarena im Pongau gedankenversunken und geknickt. Das Springen in Innsbruck hat ihn eigenen Aussagen zufolge „schon länger angekratzt“. Es sei für ihn eine „ein bisschen harte Nummer“ gewesen, sagte er wörtlich. Er habe zwar den Ruhetag am Montag genutzt, um noch einmal komplett runterzufahren, doch der Stachel des missglückten ersten Sprungs in Innsbruck saß immer noch tief. Geiger wollte alles wieder gutmachen bei der Quali in Bischofshofen. „Ich habe versucht, beim Anlauf noch aggressiver zu sitzen, aber das ging nach hinten los“, analysierte er ernüchtert. Wenn Geiger Sätze sagt wie „Da bin ich dann zu hoch und habe gezogen“ oder „Da kommt dann kein Druck an und dann gehen die Meter aus“, dann wissen Insider, dass der Oberallgäuer mit sich selbst hadert.

    Horngacher: "Karl war eher ziemlich bescheiden"

    Auch Bundestrainer Stefan Horngacher bestätigte all diejenigen, die erkannten, dass bei Karl Geiger die Luft raus sei. Der Österreicher sprach ungeschminkt über die misslungene Wiedergutmachung Geigers: „Karl war eher ziemlich bescheiden“, sagte er im ZDF-Interview. Der Absprung sei „ziemlich zu spät“ gewesen, „das war nicht zufriedenstellend heute“. Gleichwohl nahm er seinen Schützling in Schutz: „Solch Negativerlebnisse wie in Innsbruck bleiben leider etwas länger hängen. Sein erster Trainingssprung war gar nicht so schlecht. Dann wollte er was draufpacken, aber das hat sich nicht bezahlt gemacht.“ Fast schon wie eine Durchhalteparole klingt es, wenn Horngacher sagt: „Morgen ist ein neuer Tag und wir hoffen alle, dass der Karl dann wieder seine guten Sprünge zeigen kann.“

    Karl Geiger wurde am 11. Februar 1993 in Oberstdorf geboren. Er wuchs in einer Skisport-begeisterten Familie mit den Eltern Monika und Roman und den beiden Schwestern Verena und Lucia auf. Als Kind spielte er leidenschaftlich gern Ziehharmonika. Heute zählen Skifahren, Schwimmen, Gleitschirmfliegen und Reisen zu seinen Hobbys.
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    An Geigers Ausgangsposition hat sich durch die verpatzte Quali allerdings auch nichts geändert. Er benötigt als Viertplatzierter der Gesamtwertung nach wie vor ein kleines Wunder, wenn er die drei vor ihm platzierten (und in der Qualifikation deutlich besseren) Athleten Kamil Stoch, Dawid Kubacki und Halvor Egner Granerud noch abfangen will. ZDF-Experte Toni Innauer spielte schon mal den Träumer: „Wenn ihm im ersten Durchgang ein ganz starker Sprung gelingt – und er 15 Punkte vorne liegt, dann kommen die anderen ins Grübeln“. So recht dran glauben mag Innauer daran aber vermutlich selbst nicht. Denn Geiger müsste dann am Dreikönigstag wirklich nach allen 26 Paarungen in der Leaders-Box stehen. Das ginge dann sicher in die Geschichte der Tournee ein…

    Wunsch: "Noch einen g'scheiten Wettkampf"

    Auf die letzten beiden der insgesamt acht Tournee-Durchgänge am Mittwoch angesprochen meinte Geiger: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ Einen g‘scheiten Wettkampf würde er sich noch einmal erhoffen: „Dass ich mich noch einmal richtig hochpushe und mein Spannungslevel noch einmal richtig hochbringe. Das wäre mein Wunsch“, sagte Geiger.

    Auch Markus Eisenbichler, der mit 134,5 Metern bester Deutscher der Qualifikation wurde, war nicht zufrieden: „Ich muss mich damit abfinden, dass ich nicht immer Granaten raushaue. Aber die hebe ich mir dann halt für den Wettkampf auf.“ Das seien gerade alles keine Topsprünge, „aber ich komm so ganz langsam wieder ins Fliegen rein. Ein akzeptabler Tag.“

    Der erste Durchgang in Bischofshofen beginnt am Dreikönigstag um 16.45 Uhr. Wir halten Sie hier auf allgaeuer-zeitung.de wie immer auf dem Laufenden.

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