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Olympia 2022: Skisprung-Szene sorgt sich nach Disqualifikationen ums Image

Olympia 2022

Skisprung-Szene sorgt sich nach "Desaster" bei Olympia-Premiere ums Image

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    Nach der Disqualifikation der Oberstdorferin Katharina Althaus und vier weiteren Athletinnen beim Mixed-Springen bei Olympia 2022 sorgt sich die Skisprung-Szene um ihr Image.
    Nach der Disqualifikation der Oberstdorferin Katharina Althaus und vier weiteren Athletinnen beim Mixed-Springen bei Olympia 2022 sorgt sich die Skisprung-Szene um ihr Image. Foto: Matthias Schrader, dpa

    Die internationale Skisprung-Szene sorgt sich nach dem denkwürdigen Olympia-Mixed von Zhangjiakou mit fünf Disqualifikationen um ihre Außenwirkung. Die bestrafte Katharina Althaus warf dem Weltverband Fis vor, das Damen-Skispringen "zerstört" zu haben, andere Verantwortliche oder Ex-Funktionäre sprachen unisono von einem "Desaster" - und das alles auf der größtmöglichen Bühne. In den Fokus der Kritik geriet vor allem der finnische Materialkontrolleur Mika Jukkara, der den Job im vergangenen Frühjahr von Joseph Gratzer übernommen hatte. (Lesen Sie hier Reaktionen und Pressestimmen zur Disqualifikation von Katharina Althaus bei Olympia 2022.)

    Disqualifikationen bei Olympia 2022: Sportlerinnen und Verantwortiche sind sauer

    Der Österreicher attackierte seinen Nachfolger nach der bemerkenswerten Serie an Disqualifikationen frontal. "Ich habe den Eindruck, dass er von heute auf morgen alles verändern und die Kontrolltätigkeit anders anlegen will. Für mich ist er momentan nicht der richtige Mann auf dem Platz, da hat man sich wohl geirrt", sagte Gratzer der Tiroler Tageszeitung.

    Laut Fis-Reglement wird vor der Saison jede Athletin und jeder Athlet komplett vermessen. Dabei werden unter anderem Daten wie Körpergröße, Armlänge, Beinlänge, Schrittlänge oder Gewicht erhoben. Auf Grundlage der erfassten Zahlen muss bei den Springen das passende Material wie Skier und eben der Anzug verwendet werden. In den Fällen in Zhangjiakou ging es bei den Anzügen der fünf disqualifizierten Springerinnen um die Schrittlänge. Dem Regelwerk zufolge darf der Anzug im Schritt maximal drei Zentimeter Abstand vom Körper haben.

    Neben Althaus vier weitere Skispringerinnen disqualifiziert

    Von den Ausschlüssen wegen der angeblich nicht korrekten Anzüge waren neben der Deutschen Althaus auch jeweils eine Springerin Japans und Österreichs und zwei Norwegerinnen betroffen. Die Medaillen in dem sportlich entwerteten Wettkampf gingen hinter Olympiasieger Slowenien an das Team des Russischen Olympischen Komitees und Kanada - zwei absolute Außenseiter.

    Althaus und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter waren schwer verärgert, dass das ersehnte Mixed-Debüt bei den Winterspielen in so grobem Maße schief ging. "Unsere Namen stehen jetzt alle da und wir haben die Arschkarte gezogen. Damit macht man Nationen kaputt, Förderungen und den ganzen Sport unfair", sagte die 25 Jahre alte Althaus. Im Auslauf der Schanze von Zhangjiakou hatte sie geweint. Deutschlands Weltcup-Gesamtführender Karl Geiger sprach von "einer bodenlosen Frechheit".

    Vorschlag: Nachsichtigeren Kurs einschlagen

    Doch was muss sich jetzt tun? Der langjährige Amtsinhaber Gratzer plädiert dafür, einen nachsichtigeren Kurs einzuschlagen. "Unsere Prämisse war immer: Die Materialkontrolle darf in einem Wettkampf nie ganz im Vordergrund stehen. Sie ist eine Randerscheinung, die Fairness und Chancengleichheit garantiert. Das ist offensichtlich in diesem Fall nicht gelungen", sagte der 66-Jährige. Ex-Bundestrainer Werner Schuster hofft, dass das verkorkste Olympia-Springen zum Anlass wird, um in dem komplexen Sport über mehr Transparenz zu sprechen.

    Auch Andreas Bauer, immerhin Mitglied der Materialkommission und des Sprungkomitees der Fis, attackierte den Weltverband. Es seien mehrere Weltklasse-Athletinnen vor einem Millionenpublikum regelrecht vorgeführt worden. "So darf sich eine Sportart auf der weltgrößten Bühne des Sports nicht präsentieren. Das war ein Skandal", sagte der frühere Frauen-Bundestrainer Bauer in einem Interview der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten (Dienstag).

    Teammanager Hüttel: "Fakt ist, sowas darf nie mehr passieren"

    Das Thema wird so schnell nicht erledigt sein, dafür war die Bühne bei Olympia wohl zu groß. Teammanager Horst Hüttel sagte am Tag nach dem Mixed in der ARD zum Thema Aufarbeitung: "Das muss die Fis beantworten. Fakt ist, sowas darf nie mehr passieren. Ich habe gestern noch ein Gespräch gehabt mit dem Sandro Pertile, den sehe ich da in der Pflicht. Und ich hoffe sehr, dass man das Ganze noch aufarbeitet. Das wird er tun, da bin ich mir sicher." Pertile ist der Skisprung-Renndirektor des Weltverbands. (Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa)

    Die deutschen Skirennfahrer Alexander Schmid (l) und Manuel Schmid stehen am 16.12.2017 im Zielbereich der Gran-Risa-Piste von Alta Badia (Italien). Die Brüder fahren beide für den SC Fischen. Alexander Schmid startet bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking, Manuel Schmid muss verletzt passen.
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    14 Allgäuer und Allgäuerinnen kämpfen bei den Winterspielen in Peking 2022 um Medaillen. Das sind die Olympischen Athleten aus dem Allgäu.

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