Gerade einmal zwei Jahre ist es her, als die Nordischen Kombiniererinnen in Ramsau/Österreich ihren lang ersehnten ersten Weltcup ausgetragen haben. An diesem Wochenende sind die weltbesten Frauen erneut in dem kleinen Wintersportort in der Steiermark zu Gast. Doch die Aufbruchstimmung von vor zwei Jahren ist verflogen. Die einstige Königsdisziplin der nordischen Wintersportarten befindet sich am Scheideweg.
Im Sommer entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Kombiniererinnen bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina nicht starten zu lassen. Begründet wird das mit der Dominanz weniger Nationen und geringem Zuschauerinteresse. „Das hatte ich nicht erwartet. Die Enttäuschung ist nach wie vor groß, aber der Zug für Olympia 2026 ist wohl abgefahren“, sagt Sophia Maurus vom TSV Buchenberg, einzige Allgäuer Kombiniererin mit Weltcup-Format.

Auch den Nordischen Kombinierern droht das Olympia-Aus
Sollten die Frauen auch bei Olympia 2030 nicht dabei sein, könnte das auch das olympische Aus für ihre männlichen Kollegen bedeuten. „Um es klar zu sagen, der Platz der Männer für 2030 ist nicht garantiert“, sagte IOC-Sportdirektor Kit McConnell im November. Denn das IOC fordert Geschlechtergleichheit. Heißt, entweder Kombinierer und Kombinierinnen sind bei Olympia 2030 dabei, oder keiner von beiden.
Auf die Empörung im Sommer folgte der Protest zum Start der Saison. Mit der Aktion „no eXception“ (übersetzt: keine Ausnahme) wollen Kombiniererinnen sowie Kombinierer ein Zeichen setzen. Die norwegischen Athletinnen hatten die Aktion initiiert. „So wollen wir Aufmerksamkeit auf unseren Sport lenken“, sagt Maurus.
Norwegische Kombiniererin malt sich aus Protest Bart ins Gesicht
Die Norwegerin Gyda Westvold Hansen hatte sich bei einem Wettkampf im November sogar einen Bart aufgemalt, um ihren Unmut über die IOC-Entscheidung zum Ausdruck zu bringen. Nach dem Motto: „Die Männer dürfen zu Olympia, wir Frauen nicht.“ Unterstützung gibt es aber nicht nur aus dem eigenen Lager. Auch die Langläuferinnen kreuzten ihre Stöcke jüngst vor einem Weltcup und in den sozialen Netzwerken erhalten Westvold Hansen und ihre Mitstreiterinnen viel Zuspruch.

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Mit Protestaktionen sei es aber bei Weitem nicht getan, findet Sophia Maurus. Konkret führt die 21-Jährige drei Punkte an, die dringend verbessert werden sollten: „Unser Ziel muss sein, unsere Sportart weltweit bekannter zu machen und mehr Präsenz in den Medien zu haben. Das Teilnehmerfeld muss breiter und an der Spitze der Rennen müssen die Abstände enger werden“, sagt Maurus.
Sophia Maurus führt drei Punkt an, die verbessert werden müssen
Aber wie gelingt das? Die mediale Aufmerksamkeit sei durch die Proteste bereits gestiegen. Der Frauen-Weltcup am Freitag, bei dem Maurus auf Rang 22 lief, war live im TV zu sehen, anders als die beiden Weltcups zum Saison-Auftakt. Auch die Leistungsunterschiede auf der Schanze und in der Loipe seien nicht mehr so gravierend, sagt Maurus. Nur die Siegerin ist nahezu immer dieselbe – Gyda Westvold Hansen. Die Norwegerin, die mittlerweile nicht mehr mit aufgemaltem Bart an den Start geht, gewann zehn der bisherigen zwölf Frauen-Weltcups. Aber der Abstand vom Rest zu ihr werde immer kleiner, sagt Maurus.

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Ein weiterer Schritt wird die zweite WM-Teilnahme bei den Titelkämpfen im slowenischen Planica im kommenden Februar, die Maurus als ihr großes Saisonziel ausgegeben hat. Aber noch mehr Gleichberechtigung sei nötig. Die Kombiniererinnen dürfen beispielsweise nur auf Normalschanzen springen, während die Männer einen Großteil ihrer Weltcups auf Großschanzen austragen. Deshalb fiel für die Frauen etwa der Saison-Auftakt im finnischen Ruka flach. Dort gibt es nur eine Großschanze.
Männer erhalten doppelt so viel Preisgeld
Zudem gibt es bei den Frauen für einen Weltcup-Sieg 4400 Schweizer Franken, bei den Männern beträgt die Siegprämie das Doppelte. Und während für die Kombiniererinnen diesen Winter zwölf Weltcups anstehen, sind es bei ihren Kollegen 25. „Wir hätten gerne mehr Weltcups“, sagt Maurus. Am liebsten wäre ihr aber ein olympischer Wettkampf.
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