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SV Heiligkreuz wehrt sich gegen Rassismus-Vorwürfe nach Spielabbruch gegen Füssen

Fußball-Kreisklasse

Neue Details zum Spielabbruch: SV Heiligkreuz weist Rassismus-Vorwürfe vehement zurück

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    Seit Jahren kämpft der Deutsche Fußball-Bund gegen Rassismus und Gewalt in Stadion und auf Fußballplätzen.
    Seit Jahren kämpft der Deutsche Fußball-Bund gegen Rassismus und Gewalt in Stadion und auf Fußballplätzen. Foto: Paetzel/imago images

    Das am Sonntag (24. August 2025) in der 70. Minute abgebrochene Spiel der Fußball-Kreisklasse 4 zwischen dem SV Heiligkreuz und Türk Gücü Füssen wird - so viel steht einen Tag später fest - ein juristisches Nachspiel haben.

    Während Kreisspielleiter Elmar Rimmel (Kempten) und Schiedsrichter-Obmann Kevin Mitchell (Rettenberg) mit Hinweisen auf das laufende Verfahren jegliche Stellungnahme ablehnten und darauf hinweisen, dass sich nun das Kreissportgericht damit beschäftigen müsse, legten die beteiligten Vereine noch einmal nach.

    Ein Vertreter von Türk Gücü Füssen bekräftigte die Rassismus-Vorwürfe gegen einen Heiligkreuzer Spieler, der SVH sah sich aufgrund der in den Sozialen Medien geäußerte Anschuldigungen gezwungen, ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen und die Darstellungen aus Füssen „mit aller Deutlichkeit zurückzuweisen“.

    Lesen Sie hier unseren ersten Bericht von Sonntagabend.

    Alles begann mit einer Roten Karte gegen einen Füssener Spieler

    Was war vorgefallen am Sonntagnachmittag auf der Sportanlage des SV Heiligkreuz? Beobachtern zufolge sei es ein ganz normales Kreisklassen-Spiel gewesen. Favorit Heiligkreuz führte nach einer Stunde gegen das Tabellenschlusslicht erwartungsgemäß mit 3:1.

    Dann war plötzlich ein Ruf eines Füssener Spielers zu hören, der einen Heiligkreuzer Spieler übel beschimpfte - und von Schiedsrichter Stefan Henel vom FC Wuchzenhofen auch prompt mit der Roten Karte des Platzes verwiesen wurde.

    An vielen Fußball-Plätzen wird auf Fairplay und Respekt hingewiesen. Wer in Heiligkreuz gegen diese Gebote verstoßen hat, ist noch unklar. Es steht Aussage gegen Aussage.
    An vielen Fußball-Plätzen wird auf Fairplay und Respekt hingewiesen. Wer in Heiligkreuz gegen diese Gebote verstoßen hat, ist noch unklar. Es steht Aussage gegen Aussage. Foto: imago images

    Türkgücü-Spieler weisen den Unparteiischen auf Beleidigungen hin

    Daraufhin soll es heftige Diskussionen auf und neben dem Platz gegeben haben. Nach Schilderungen von Cengiz Düzer, Medienbeauftragter von Türk Gücü Füssen, haben Spieler seines Vereins den Unparteiischen darauf hingewiesen, dass es im Vorfeld rassistische Beleidigungen eines Heiligkreuzer Spielers gegen ihren Verteidiger aus Westafrika gegeben habe.

    Der angebliche Übeltäter soll „Du schwarzer Affe“ gesagt und entsprechende Affengeräusche gemacht haben. Nach dem Platzverweis habe ein Zuschauer aus Füssen vom Spielfeldrand lautstark gegen den Schiedsrichter protestiert, warum dieser die ständigen Beleidigungen gegen den 27-jährigen Schwarzen nicht ahnde.

    Füssener sprechen von emotionalem Zusammenbruch

    Der angeblich rassistisch beleidigte Spieler von Türk Gücü Füssen sei wenige Minuten später dann im eigenen Sechzehn-Meter-Raum zu Boden gegangen, oder wie es der Presseverantwortliche von Türk Gücü, Cengiz Düzer, nannte: „emotional zusammengebrochen“.

    Der 27-Jährige habe die anhaltenden Beschimpfungen seines Gegenspielers nicht mehr ausgehalten und sei in Tränen ausgebrochen. Mitspieler und Schiedsrichter hätten sich danach um den Spieler versammelt und länger mit ihm gesprochen. Daraufhin habe der Unparteiische - ohne eine weitere Strafe auszusprechen - die Partie abgebrochen.

    Schiri bestätigt Fall von Diskriminierung im Spielbericht

    Eine offizielle Begründung zum Spielabbruch gibt es bislang vonseiten des Verbandes nicht. Fest steht nur: Der Schiedsrichter hat in einem digitalen Spielberichtsbogen, der unserer Redaktion vorliegt, bestätigt, dass es einen diskriminierenden Vorfall gegeben habe. Schiedsrichter sowie beide Vereine sind nun angehalten, in einem Sonderbericht ihre Beobachtungen zu schildern.

    SV Heiligkreuz: Die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage

    Der SV Heiligkreuz holte sich am Montag rechtlichen Beistand und beschwor über die Sozialen Medien, dass Rassismus beim SVH keinen Platz habe: „Nicht auf dem Platz. Nicht im Verein. Nicht in unseren Köpfen.“ Der knapp 1000 Mitglieder zählende Verein mit Menschen aus mehr als 15 Nationen lebe tagtäglich vor, was Respekt, Integration und Miteinander bedeute.

    Johannes Landerer, Trainer des SV Heiligkreuz, zieht nach zahllosen Gesprächen und einer langen Video-Sichtung den Schluss: „Uns will man eine Rassismus-Story andichten, die so hint‘ und vorn nicht stimmt.“
    Johannes Landerer, Trainer des SV Heiligkreuz, zieht nach zahllosen Gesprächen und einer langen Video-Sichtung den Schluss: „Uns will man eine Rassismus-Story andichten, die so hint‘ und vorn nicht stimmt.“ Foto: Ralf Lienert (Archivfoto)

    Die Vorwürfe aus dem Ostallgäu seien nicht nur haltlos, „sie sind schlichtweg falsch und entbehren jeder tatsächlichen Grundlage“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme. Trainer Johannes Landerer bekräftigte im Gespräch mit unserer Redaktion seine Überzeugung, dass die Rassismus-Story von Füssen „absolut aus der Luft gegriffen“ sei. Nach der Roten Karte seien bei einigen Gästespielern die Sicherungen durchgebrannt. Im lautstarken Protest gegen den Schiedsrichter habe sich die Situation immer weiter hochgeschaukelt. Irgendwann hätten die Türk-Gücü-Spieler gemerkt, sie kämen nicht mehr raus aus ihrer Opfer-Geschichte.

    Landerer versichert, die gesamte Fußballabteilung des SVH habe den Vorfall seit Sonntagnachmittag sehr intensiv besprochen, sich Zeit genommen und auch Videomaterial gesichtet. Aus all dem gewinne er die Erkenntnis, „dass man uns etwas andichten will, was so nie und nimmer passiert ist.“ Für die Rassismus-Vorwürfe der Füssener gebe es keinen einzigen Beweis.

    Abbruch des Spiels kam auf Wunsch des Türk-Gücü-Kapitäns

    Der Schiedsrichter habe - so stünde es auch im Spielbericht - selbst nichts wahrgenommen und das Spiel nur auf Wunsch des Füssener Kapitäns abgebrochen. Hinterher hätten die Gästespieler geäußert, man könne ja doch noch weiterspielen. Landerer wundert sich: „Nach dem Spiel haben die Füssener bei uns noch eine Kiste Bier getrunken und laut Musik gehört. Ist das die Reaktion auf angeblich so schlimme Beleidigungen“, fragt Landerer und betont noch einmal die Null-Toleranz-Politik seines Vereins in Sachen Rassismus: „Würde da nur ein Prozent Wahrheit dran sein, hätten wir kein Problem, uns zu entschuldigen und mit aller Härte gegen den Übeltäter vorzugehen. Aber da war nichts.“

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