Diese Nachricht hat die Motorsport-Welt überrascht: Sebastian Vettel, viermaliger Formel-1-Weltmeister, verlässt Ferrari nach sechs gemeinsamen Jahren nach der Saison. Sollte denn überhaupt eine stattfinden. Ein Paukenschlag, der bei Motorsportfans viele Fragen nach sich zieht. Aktuell wird beispielsweise darüber spekuliert, ob und wann Mick Schumacher in die Formel 1 einsteigen könnte.
Was Vettel und Ferrari betriftt: So richtig kam die deutsch-italienische Renngemeinschaft nie in Fahrt, findet auch der derzeit schnellste Rennfahrer des Allgäus: der Kemptener Maximilian Günther. Der 22-Jährige sitzt für BMW im Cockpit der Elektrorennserie Formel E und führt momentan die virtuelle Meisterschaft an. Was er von Vettels Abgang hält, verrät er im Interview.
Hallo Herr Günther, die Motorsportfans hat Sebastian Vettels Abschied von Ferrari überrascht. Sie als Insider auch?
Maximilian Günther: Ich finde es schade, kann diesen Schritt aber durchaus nachvollziehen. Ferrari ist ein Mythos, das legendärste Team der Formel 1! Ich kann mir vorstellen, was es für ihn bedeutet hat, für diesen Rennstall zu fahren. Vettel wollte aber natürlich mit der Scuderia auch Weltmeister werden, das ist ihm nicht gelungen. Erst hat er immer einen silbernen Mercedes vor sich gehabt und jetzt kam mit Charles Leclerc ein starker Nachwuchsfahrer ins eigene Team, der aus dem Stand heraus erfolgreich war und Vettel schon ein kleines bisschen den Rang abgelaufen hat.
Was macht er denn jetzt: Wechselt er das Team oder hört er ganz auf?
Günther: Es gibt ja nur diese beiden Optionen (lacht). Jemand wie Sebastian Vettel wird mit Sicherheit genügend Angebote haben. Aber ein viermaliger Weltmeister wird sich wahrscheinlich auch nur mit einem Top-Team zufriedengeben. Daher ist es meiner Meinung nach auch gar nicht so abwegig, dass er die Karriere ganz beendet.
Sie haben Charles Leclerc schon angesprochen. Er spielt als junger Wilder in der Formel 1 genau die Rolle, die Sie in der Formel E innehaben. Ist in den schnellsten Rennserien der Welt womöglich die Zeit für einen Generationswechsel gekommen?
Günther: Das ist immer ein Thema, Jahr für Jahr klopfen junge Fahrer oben an. Der eine oder andere schafft es tatsächlich. Der Druck ist aber auch für uns groß, denn eine Karriere kann ganz schnell auch eine andere Wendung nehmen, wenn man den Platz in einem Top-Team wieder verliert.
Sebastian Vettel ist fast auf den Tag genau zehn Jahre älter als Sie. War er für Sie auf Ihrem Weg an die Weltspitze eine Art Vorbild?
Günther: Es spielt für einen jungen Fahrer natürlich eine Rolle, dass mit Sebastian Vettel und auch Michael Schuhmacher zwei der besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten aus dem eigenen Land kommen. Aber ganz ehrlich: Mein Vorbild war immer Fernando Alonso. Mit Sebastian Vettel hatte ich keinerlei Berührungspunkte.
Wie sieht’s denn mit Ihrer Zukunft aus: Folgt auf Sebastian Vettel jetzt Maximilian Günther in der Formel 1?
Günther: Das ist ein Kindheitstraum eines jeden Motorsportler, klar. Und ich will auch nichts ausschließen. Aber ich fühle mich derzeit in der Formel E und bei BMW extrem gut aufgenommen und erfüllt. Daher mache ich mir darüber erst einmal keine Gedanken.
