Sieht man sie nicht, läuft alles nach Plan. Wenn die WM richtig Fahrt aufnimmt, atmet Angela Wiartalla durch. Wenn sich der Zirkus entspannt, arbeitet sie am Anschlag. Die 31-Jährige ist die Projektkoordinatorin der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf. „Ich kümmere mich um die Koordinierung in den Bereichen Transport, Infrastruktur, Verkehr und Sicherheit, die unsere Geschäftsführung verantwortet“, sagt Wiartalla. Als Assistentin ist die gebürtige Sonthoferin die Frau, die dem Geschäftsführer der Skisport- und Veranstaltungs GmbH (SVG), Florian Stern, den Rücken freihält.
Während die Spitze der WM-Geschäftsführung um Moritz Beckers-Schwarz beispielsweise die Sparten Marketing und Ticketing verantwortet, unterstehen Stern die erwähnten Bereiche – Wiartalla fungiert als verlängerter Arm der Geschäftsführung. Dabei ist die Oberstdorferin seit über einem Jahrzehnt bereits „SVGlerin“ durch und durch. Nach ihrem Abitur absolvierte Wiartalla 2010 ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim Skiclub Oberstdorf und begann hernach ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei der Skisport- und Veranstaltungs GmbH. Im Anschluss arbeitete sie im Officemanagement in der Buchhaltung – damals noch unter Stefan Huber – und stieg 2017 ins Projektmanagement auf.
Mit dem Einstieg in den neuen Posten begannen für die Oberallgäuerin sogleich die Vorbereitungen für den beruflichen Höhepunkt, den Karriere-Höhepunkt einer ganzen Branche: die Heim-WM in Oberstdorf. So war Wiartalla bereits bei den gescheiterten WM-Bewerbungen dabei, ehe mit dem Zuschlag für Oberstdorf 2016 in Cancún bereits die heiße Phase der Vorbereitung angelaufen ist. „Die Konzepte für den Transport, die Planungen für den Verkehr, die Pendelbusse, die Shuttles oder das Parkplatzkonzept haben schon vor zweieinhalb Jahren Fahrt aufgenommen“, sagt Wiartalla. Dabei habe sich die Pandemie allem voran im letzten Punkt auf ihre Arbeit ausgewirkt. „Es gab Erleichterungen und Erschwernisse durch Corona“, sagt sie. „Wir haben bei den Parkplätzen lange mit großen Zuschauerzahlen gerechnet, später mit kleineren Kapazitäten geplant, bis die Pandemie zumindest diesen Aspekt etwas entschärft hat.“

Nordische Ski-WM in Oberstdorf: Sicherheits- und Hygienekonzept gehen auf
Für alle weiteren Bereiche, die Wiartalla verantwortet, Planungstermine für das Langlaufstadion und für das Stadion an der Schattenbergschanze, die Erarbeitung des Sicherheitskonzepts mit den Behörden und die Verfeinerung des Hygienekonzepts, habe die Pandemie den Organisationsmotor immer wieder mal ins Stocken gebracht. „Wir haben in den Abläufen sehr oft und sehr kurzfristig auf veränderte Anordnungen der Regierung reagieren müssen“, sagt Wiartalla. „Das war in den vergangenen Monaten eine immense Herausforderung.“ (Lesen Sie hier: Briefe aus Japan und Glücksbringer - was alles in der Fanpost für die Sportler steckt).
Mit dem Startschuss zur WM allerdings, muss alles stehen – „dann ist ein Großteil über die Bühne gegangen“, sagt die Oberstdorferin Nun, da die WM läuft, legt sich der Stress für die 31-Jährige etwas. Wenn die Titelkämpfe auf dem Höhepunkt sind, wird Angela Wiartalla zur unsichtbaren Regisseurin (Zum WM-Medaillenspiegel geht's hier).
Angela Wiartalla: Wenn man sie nicht sieht, läuft alles glatt
„Wenn man mich nicht sieht, heißt das meistens, dass das Event optimal läuft. In der zweiten Woche der WM hat sich alles eingespielt, da wird es normalerweise ruhiger“, sagt Wiartalla. Großen Anteil daran hat nicht zuletzt Felix Veith. „Felix ist normalerweise fürs Ticketing zuständig und wir haben ihn draußen im Ried ins kalte Wasser geworfen. Er hält mir wiederum im WM-Stadion den Rücken frei, wenn etwas nicht läuft. Zwei Stadien alleine zu betreuen, das geht nicht – und er macht es super“, lobt Wiartalla. „Es ist gut zu wissen, dass das System auch draußen steht, während wir schon den Abbau planen.“
Und so wird sich die Schlagzahl für Wiartalla mit den letzten WM-Entscheidungen am Wochenende wieder erhöhen. „Nach dem letzten Springen am Samstag bauen wir gleich die LED-Banden ab. Dann geht’s wieder rund“, sagt Wiartalla, die sich zuallererst darauf freut, ihre Familie wiederzusehen, wenn sich die WM-Nachbearbeitung legt. Ihre Mutter Elke ist Teil des Presseteams im OK, die fünf Jahre jüngere Schwester Jennifer ist für das Volunteer-Team zuständig. Nur die Dritte im Bunde, Mona, ist bei der WM nicht involviert. „Wenn sich alles beruhigt, können wir uns alle wiedersehen“, sagt Angela Wiartalla. „Aber das dauert noch. Wenn alle abgereist sind, stehen für uns noch ein paar Wochen Arbeit an.“ (Lesen Sie auch: Wieso sich Internatsleiter Florian Kuiper Sorgen um den Allgäuer Ski-Nachwuchs macht).
