Es ist ein Ereignis, das in die (Wintersport-) Geschichtsbücher eingehen wird, eine Premiere für die Nordische Kombination der Frauen – und das langersehnte Ziel von Sophia Maurus. Am Donnerstag und am Freitag treten die besten Athletinnen auf Sprung- und Langlaufski im österreichischen Ramsau am Dachstein zum ersten Mal zu Weltcup-Wettbewerben an. Sophia Maurus ist Teil dieser Premiere. Die 19-jährige Weitnauerin vom TSV Buchenberg, die als Schülerin im Skiinternat Oberstdorf lebt, wird ein Traum wahr. Auf sie wartet ein Moment, dem sie schon seit langem entgegenfiebert. Maurus: „Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir jetzt endlich unsren eigenen Weltcup haben.“
„Großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung“
Denn aller Anfang ist bekanntlich schwer, anscheinend insbesondere für Frauen im Wintersport. Ähnlich wie den Kombiniererinnen erging es nämlich bis 2011 auch den Skispringerinnen Erst vor neun Jahren feierten sie ihre Premiere im Skisprungweltcup. Die Springerinnen mussten sich zunächst ihren Platz im Weltcup, dann bei Skiweltmeisterschaften und Olympischen Spielen erkämpfen. „Genauso ging es uns auch, obwohl wir doch schon lange gezeigt haben, dass wir nicht nur Langlaufen, sondern auch Skispringen können“, sagt Maurus. In ihren Augen sei mit der Einführung des Frauen-Weltcups ein „großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung im Sport“ gemacht worden.
Nur ein Weltcup ist vor der Heim-WM in Oberstdorf
Nachdem sich dieses Erkenntnis endlich durchgesetzt hatte, drohte jedoch die Premiere der Corona-Pandemie zum Opfer zu fallen. Denn die ersten Weltcups hätten schon Anfang Dezember im norwegischen Lillehammer und eine Woche später in Otepää (Estland) stattfinden sollen. Doch die Wettbewerbe wurden abgesagt. Maurus: „Zum Glück ist Ramsau eingesprungen. Somit haben wir wenigstens noch ein Weltcuprennen vor der WM, an dem wir uns mit den Norwegerinnen oder den Amerikanerinnen messen können.“
Denn Maurus fehlt der Vergleich zu den anderen Nationen. Seit der Juniorenweltmeisterschaft, die vergangenen März im Erzgebirge über die Bühne ging, hatte die 19-Jährige keine Wettkämpfe mehr, bei denen sie sich mit internationaler Konkurrenz messen konnte. „Momentan kann ich leider nicht einschätzen, wo ich stehe“, sagt sie kritisch. Deswegen sei es schade, dass die Weltcups in Skandinavien ausgefallen sind, „sie wären eine wichtige Probe für die Heim-WM in Oberstdorf gewesen“. Bereits in zweieinhalb Monaten dürfen die Kombiniererinnen erstmals bei einer Nordischen Skiweltmeisterschaft teilnehmen.
Kommt die Nordische Skiweltmeisterschaft für die Kombiniererinnen zu früh?
Kommt die Weltmeisterschaft deshalb zu früh? „Das ist schwierig zu sagen. Ein Weltcuprennen mehr hätte sicher nicht geschadet“, sagt Maurus. Laut der Oberallgäuerin bräuchten sie und ihre Teamkolleginnen mehr Wettbewerbe, um zu spüren, wie alles abläuft. Trotzdem freut sich Maurus auf die Chance, die Sportart bei der Heim-WM zu präsentieren. „Das ist natürlich das große Saisonziel. Deswegen werde ich in Ramsau alles geben“, sagt sie.
Maurus kennt bereits die Strecken am Dachstein
Bestens gerüstet für die Wettkämpfe ist die Weitnauerin auf jeden Fall: Vor eineinhalb Wochen bereitete sie sich mit dem deutschen Team schon einmal am Dachstein vor. „Wir haben die Langlauf-Strecke und die Schanze ganz genau unter die Lupe genommen und sehr viel trainiert.“ Zuletzt sammelte die Kombiniererin zudem noch einige Schneekilometer auf der Loipe in Seefeld in Tirol und trainierte auf der Eisspur an der dortigen Schanze. Maurus erzählt: „Ich denke, dass ich und mein Team gut aufgestellt und fit für Donnerstag sind.“ Mit der Allgäuerin starten noch fünf weitere Kombiniererinnen bei der Premiere, unter anderem Svenja Würth (Rosenheim), die im Sommer vom Skispringen zur Kombination gewechselt hatte. Maurus traut ihrer Teamkollegin einiges zu: „Sie kommt vom Springen und ist in dieser Disziplin sehr stark. Im Langlaufen wird es für Svenja aber nicht leicht werden.“
Hier will Maurus ihre Stärke zeigen: „Langlaufen läuft momentan besser als Springen. Deswegen werde ich in der Loipe alles geben.“ Die 19-Jährige will sich am Dachstein von ihrer besten Seite zeigen – und das Ticket zur Heim-WM lösen.