Im Garten von Melanie und Andreas Kolb-Embacher in Weiler-Simmerberg (Westallgäu) summt und brummt es. Schwebfliegen, Käfer und Schmetterlinge freuen sich über die Blütenstände von Wilder Möhre, Kornblume, Färberkamille und Co. Offene Sand- und Kiesflächen locken Wildbienen und Hummeln an. Steinhaufen und im Garten verstreut liegendes Totholz bieten Insekten, Gehäuseschnecken und anderen Kleintieren Schutz. Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse stehen zum Bezug bereit, eine Wasserstelle lädt Tiere zum Trinken und Baden ein.
Wildblumenwiese „sieht besser aus und macht weniger Arbeit“
„Wir haben unseren Garten seit zehn Jahren, er wächst von Jahr zu Jahr“, erzählt Melanie Kolb-Embacher. Seit zwei Jahren wandelt er sich vom Familien- und Spielgarten mehr und mehr zum Naturgarten. „Auf die Idee gekommen sind wir mit der Anlage unserer Wildblumenwiese. Das sieht dort jetzt viel besser aus und ist im Endeffekt auch viel weniger Arbeit“, freut sie sich.
Die neu gewonnene Artenvielfalt im Garten begeistert auch Andreas Kolb-Embacher. „Es wird so viel zugepflastert und zugebaut. So hat man das Gefühl, man kann der Natur wieder ein bisschen was zurückgeben.“

Dass ihr Garten die Kriterien der Aktion „Bayern blüht – Naturgarten“ erfüllt, hat das Ehepaar jetzt schriftlich. Mit der Zertifizierung und Verleihung einer Plakette würdigen die gartenbaulichen Verbände in Bayern eine boden- und wasserschonende Bewirtschaftung sowie den Erhalt der Artenvielfalt in Haus- und Kleingärten.
Kein chemischer Pflanzenschutz und synthetischer Dünger erlaubt
Zertifiziert wurde der Garten durch Gärtnermeister Gerd Kainz aus Weiler und seiner Kollegin Kerstin Bufler. Die beiden zählen zu den anerkannten Zertifizierern in den Landkreisen Lindau und Oberallgäu. Um die begehrte Naturgarten-Auszeichnung zu erhalten sind einige Kernkriterien zu erfüllen. „Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und das Ausbringen von synthetischen Düngern ist untersagt“, erklärt Kainz. Daneben muss auf torfhaltige Erde verzichtet werden. Auch der Gesamteindruck des Gartens zählt: er muss eine hohe ökologische Vielfalt aufweisen.

Neben diesen Kernkriterien gibt es mehrere Kann-Kriterien, sozusagen die „Kür“ im Naturgarten. Sie werden bei der Zertifizierung ebenso geprüft und kommen aus zwei Bereichen. Einerseits werden Naturgartenelemente bewertet, wie blühende Blumen und Stauden, Strauchhecken und Gehölze, standortgerechte Laub- und Obstbäume, extensive Grünflächen und Wiesenelemente, wilde Ecken und das Zulassen von Wildkräutern. Andererseits werden auch Bewirtschaftungs- und Nutzgartenelemente in die Bewertung mit einbezogen, wie Gemüsebeete und Kräuter, Kompostierung, naturnahe Bodenpflege, Nützlingsunterkünfte, Obstgarten und Beersträucher, Regenwassernutzung und sparsame Bewässerung sowie eine ressourcenschonende Materialwahl.

„Die Hürden sind gar nicht so hoch“ sagt Gerd Kainz. Und stellt einen weiteren Vorteil der Plakette heraus: „Die Auszeichnung als Naturgarten ist ein Beleg dafür, dass ein etwas unaufgeräumt wirkender Garten etwas Sinnvolles ist – etwas Gewolltes und nicht etwas Vernachlässigtes..“ Für die Artenvielfalt ist ein solcher Garten viel wertvoller als eine grüne Rasenfläche oder ein monotoner Steingarten. Dabei kann jeder Gartenbesitzer mit kleinen Schritten anfangen. Kainz empfiehlt, manche Sachen einfach mal zuzulassen, nicht immer alles runterzumähen und runterzuschneiden.
Fachberater hofft auf noch mehr naturnahe Gärten
Weiler nimmt im Landkreis Lindau in Sachen Naturgärten die Spitzenstellung ein, ist der Garten von Familie Kolb-Embacher doch bereits der 19. zertifizierte Naturgarten in der Marktgemeinde. Im gesamten Landkreis sind es keine 30.

Bernd Brunner, Gartenfachberater des Landkreises, hofft, dass es in Zukunft noch mehr werden. Gartenbesitzer, die an der Zertifizierung „Bayern blüht – Naturgarten“ interessiert sind, können sich bei ihm unter bernd.brunner@landkreis-lindau.de per E-Mail melden. Er vermittelt dann die entsprechenden Zertifizierer..
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