Galeria Karstadt Kaufhof, Deutschlands letzte große Warenhauskette, will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 seiner noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Damit würden weit über 4000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren, heißt es.
Schließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof: Welche Häuser und Städte sind betroffen?
Auch das Allgäu ist von dem Kahlschlag betroffen. Galeria in Kempten wird Ende Januar 2024 schließen. Damit sind auch die Bemühungen der Stadt gescheitert, den Standort zu erhalten. Erst vor einigen Wochen hatten Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle und Wirtschaftsreferent Dr. Richard Schießl bei Galeria-Chef Miguel Müllenbach für einen Erhalt geworben und ihre Unterstützung zugesagt, das Kemptener Haus erfolgreich weiter zu führen - offensichtlich ohne Erfolg. Das sagen Kundinnen und Kunden am Montag zu der angekündigten Schließung des Kemptener Galeria.
Die Karstadt-Filiale in Memmingen dagegen bleibt erhalten. Das erfuhren die Mitarbeitenden am Montagmittag bei einer Versammlung, während der das Warenhaus für etwa eine Stunde geschlossen war. Nach Informationen aus dem Betriebsrat gab es mittags zwei verschiedene Telefonkonferenzen mit den Filialen, eine davon mit den Häusern, die nicht geschlossen werden. Die Freude war riesengroß, als klar war, dass Memmingen zu den Fortsetzungsfilialen gehört.
- Lesen Sie hier den Kommentar des Leiters unserer Rundschau-Redaktion: Eine bittere Pille für Kempten

Allein bis 30. Juli 2023 sollen schon etliche Häuser geschlossen werden:
- Celle
- Coburg
- Cottbus
- Duisburg
- Erlangen
- Gelsenkirchen
- Hagen
- Hamburg-Wandsbek und Harburg
- Leipzig Neumarkt
- Leverkusen
- München Bahnhof
- Neuss
- Nürnberg
- Nürnberg-Langwasser
- Offenbach
- Paderborn
- Regensburg Neupfarrpfalz
- Saarbrücken
- Siegen
- Wiesbaden.
Bis 31. Januar 2024 sollen dann folgende Galeria Karstadt Kaufhof-Häuser schließen:
Bayreuth, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Müllerstraße, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf Schadowstraße, Essen, Esslingen, Frankfurt Zeil, Hanau, Heidelberg Bismarckplatz, Hildesheim, Kempten, Krefeld, Leonberg, Limburg, Lübeck, Mönchengladbach, Oldenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Schweinfurt, Siegburg, Stuttgart-Eberhardt-Straße, Viernheim, Wuppertal.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober 2022 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.
Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 Warenhäuser
Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.
Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg.
Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. "Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form", betonte der Sanierer in einem Interview. Galeria werde hoffentlich "in drei Kalenderjahren" wieder Gewinn machen.
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