Mitreißende Musicalklänge, schwungvolle Polkaklassiker, spannende Neukompositionen und am Ende laute Jubelschreie – die vier Finalisten bewiesen beim Grand Prix der Blasmusik wie vielfältig traditionelle Werke klingen können. „Überzeugt haben uns die vielen verschiedenen Facetten, die zeigen, was mit Blasmusik möglich ist“, sagte Jurymitglied und Trompeter Wasti Höglauer. Eben dieser Facettenreichtum mache die Kapelle „Blech & Co.“ aus Krumbach und dem Unterallgäu zum Sieger des Wettstreits.
Das, was neben dem Blech bei „Blech & Co.“ auf die Bühne kommt, ist alles andere als Beiwerk, das machte vor allem der Auftritt von Sängerin Kathrin Müller klar. Mit starker, emotionsgeladener Stimme sang sie „Ich gehör nur mir“ aus dem Musical „Elisabeth“. Minutenlanger Beifall, Rufe nach einer Zugabe und ein kreischendes Publikum waren der Dank dafür.
Nach ihrem Sieg spielen "Blech & Co." im kommenden Jahr beim Egerländer-Open-Air und "Woodstock der Blasmusik"
Etwa 1200 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten aufmerksam den musikalischen Wettstreit in der Big Box in Kempten. Sie stimmten bei Klassikern aus der böhmisch-mährischen Musik wie „Blasmusik klingt so“ von Ernst Mosch mit ein, horchten in stiller Wettkampf-Atmosphäre zu und klatschten anerkennend, beispielsweise für die rockigere Variante des Tenorhorn-Solos „Großvaters Uhr“, die „Blech &Co.“ präsentierte. Dass sie mit diesem Programm am Ende des Abends als Sieger nach Hause gehen, damit haben die Musikerinnen und Musiker nicht gerechnet, sagt Leiter Toni Müller. „Wir sind ganz ohne Erwartungen gestartet und haben uns auf einen tollen Auftritt vorbereitet. Jetzt sind wir natürlich umso mehr aus dem Häuschen.“ Besonders freuen sie sich auf die Auftritte beim Festival „Woodstock der Blasmusik“ in Österreich sowie dem „Egerländer Open Air“ in Altusried. Diese sind neben einer CD-Aufnahme bei Tyrolis, einem Auftritt auf der Musikinsel auf dem Penken im Zillertal sowie einem Tenorhorn der Firma Melton Teile des Gewinns sind.
"Die junge Mundewurz'n" aus Tirol beeindrucken Publikum in Kempten
Auch ohne Siegerpokal dürften „Die jungen Mundewurz’n“ aus dem Tiroler Oberland sich in der Blasmusik-Welt künftig einen Namen machen. Die sieben Freunde gründeten sich aus benachbarten Dorfkapellen heraus und traten als jüngste Kapelle des Abends auf. Die Musiker zwischen 19 und 32 Jahren spielen mit lausbübischer Bühnenpräsenz, musikalischem Feingefühl und einem ganz eigenen Stil. Mit der „Mundewurz’n Polka“, komponiert von Bandleader Simon Oberthanner, zeigten die Österreicher ihr Können: knackige, flotte Flügelhornklänge, komplexe Melodien sowie gefühlvolle, ruhigere Tenorhorn-Soli.

Aufgepeppt mit Elementen aus dem Swing spielten „Die jungen Mundewurz’n“ auch den bekannten Marsch „Alte Kameraden“. Gastgeber und Moderator Georg Ried sagte: „So hört sich Tradition gespielt von jungen Musikern an.“ Auf den Rängen in der Big Box saßen an diesem Abend hingegen nur wenige Gäste in vergleichbarem Alter. Trotz der Beliebtheit, der sich Blasmusik im Moment auch bei einer jüngeren Generation erfreut, schien der Grand Prix der Blasmusik dieses Klientel nicht erreicht zu haben. Schade.
Grand Prix der Blasmusik ist in Kempten ein Treffpunkt für Musikantinnen und Musikanten
Neben der Möglichkeit, Bekanntes zu hören und Neues zu entdecken, bot der Wettstreit auch einen Treffpunkt für Musikantinnen und Musikanten auf der Bühne wie unter den Zuhörenden. „Für uns war das eine ganz neue Erfahrung. Wir konnten uns so mit anderen Musikern aus anderen Regionen verbinden“, sagte Martin Neu von der Pfälzer Kapelle „Bube Dame Böhmisch Brass“, die zum ersten Mal im Allgäu auftrat.
Mit „Klingend Blech“ kam die vierte Formation im Bunde aus der Bayerischen Rhön (Franken). Auch sie hatte zwei Neukompositionen im Gepäck: „Herzensmensch“ von Lukas Bruckmeyer und „Unter den drei Kreuzen“ von Thomas Greiner; beide sind für ihren böhmischen Stil bekannt. Die Jury – bestehend aus Trompeten-Professor Erich Rinner, Egerländer-Schlagzeuger Holger Müller sowie Trompeter Wasti Höglauer von den Egerländer Musikanten und der „Kapelle So&So“ – lobte die neuen Werke aller Kapellen, die perfekt auf diese zugeschnitten seien. Höglauer: „Auch die guten Eigenkompositionen der Kapelle sind uns besonders aufgefallen.“