Die Entscheidung für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten der Union trifft bei Allgäuer CSU-Politikern auf wenig Gegenliebe. Manche sagen es zwischen den Zeilen, andere ganz offiziell: Markus Söder wäre ihnen deutlich lieber gewesen.
„Eine mögliche Kanzlerschaft von Ministerpräsident Söder wäre für Bayern bestimmt die bessere Entscheidung gewesen“, sagt beispielsweise die Ostallgäuer CSU-Landtagsabgeordnete Angelika Schorer. Sie hätte sich nach eigenen Worten gewünscht, „dass sich Söder bereits zu einem früheren Zeitpunkt als Kanzlerkandidat positioniert.
Allgäuer Politiker über Söders Niederlage gegen Laschet: "Jetzt heißt es, zusamenzustehen"
Markus Söder habe „ein Angebot gemacht, meiner Meinung nach ein sehr gutes“, sagt der Oberallgäuer CSU-Landtagsabgeordnete Eric Beißwenger. Er mahnt, jetzt den Blick nach vorne zu richten: „Jetzt heißt es für uns, zusammenzustehen und angesichts der aktuellen Situation und der großen Herausforderungen, die wir vor uns haben, ein gutes Ergebnis zu erzielen.“
Alois Ried, CSU-Bürgermeister von Ofterschwang im Oberallgäu, sagt: „Man muss das Votum jetzt akzeptieren“ und meint damit die Entscheidung des CDU-Parteivorstands für Armin Laschet. Ried spricht von einem „Hin und Her, das die Menschen nicht mehr kapieren“. Wie die Bundestagswahl ausgeht, hängt nach Ansicht des Ofterschwanger Rathauschefs sehr stark von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab.

Oberbürgermeister von Kaufbeuren: Söder habe klaren Popularitäts-Vorsprung
Stefan Bosse, Unions-Oberbürgermeister von Kaufbeuren spricht Klartext: „Ich bedaure, dass es so gekommen ist.“ Der bayerische Ministerpräsident habe in der Bevölkerung einen klaren „Popularitäts-Vorsprung“. Es habe eine „historische Chance“ für die CSU gegeben, den Kanzler zu stellen. Bosse glaubt nach eigenen Worten nicht, dass der Union durch das Tauziehen um die Kandidatur ein nachhaltiger Schaden entstanden ist.
„Schön, dass eine Entscheidung gefallen ist“, kommentiert Elmar Stegmann, CSU-Landrat in Lindau. Er warnt, „angesichts der vielen Baustellen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie“ nun nicht den Bundestagswahlkampf einzuläuten. Vielmehr sollten sich alle politischen Kräfte auf die Bewältigung der Krise konzentrieren. „Dann wird man im Herbst auch den Zuspruch der Bevölkerung erfahren“, sagt Stegmann. (Lesen Sie auch: Laschet wird Kanzlerkandidat, Söder gibt auf - Reaktionen und Pressestimmen)
Jetzt Themen in den Vordergrund stellen
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (Memmingen) spricht von einer „vertanen Chance“. Man hätte mehr auf die Basis hören müssen, glaubt er. Dort habe es einen großen Wunsch gegeben, mit Markus Söder in den Wahlkampf zu ziehen. Holetschek beschreibt den bayerischen Ministerpräsidenten als einen Mann, der für eine moderne Politik steht, für wichtige Zukunftsfragen wie den Klimawandel“. Nun sei es aber wichtig, die vielen aktuellen Herausforderung anzugehen, mahnt der bayerische Gesundheitsminister: „Wir müssen jetzt schnell die Themen in den Vordergrund stellen.“
Hans-Peter Rauch, schwäbischer Handwerkskammer-Präsident, sagt als CSU-Mitglied: „Ich verstehe nicht, wie man die Umfragen so ignorieren konnte.“ Für ihn steht fest: „Ich hätte anders entschieden.“
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