Erst die Hitze, dann der Dauerregen: Auch am Dienstag regnete es im Allgäu bis in die Abendstunden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor starken Regenfällen. Pro Quadratmeter fielen zwischen 30 und 90 Liter Regen.
Heute am Mittwoch (30.8.2023) gilt in den frühen Morgenstunden lediglich für das südliche Ostallgäu noch eine Warnung vor ergiebigem Dauerregen.
Für das gesamte Allgäu galten die vergangenen Tage Unwetterwarnungen, die nun aber weitgehend aufgehoben sind. Die Straße zwischen Immenstadt und Rettenberg war gesperrt, sowie die Verbindungsstraße Immenstadt nach Häuser. Am Abend berichtet die Polizei des Weiteren von mehreren überfluteten Straßen zwischen Lindau und Nonnenhorn. Weitere Meldungen über Verkehrsbehinderungen, etwa durch Überflutungen, liegen derzeit nicht vor. (Stand 29.8.) Kurios in diesem Allgäuer Sommer: Zwischen dem wärmsten und dem kältesten Tag lagen lediglich drei Tage.
Anhaltender Regen gut für trockene Böden und die Grundwasserspiegel im Allgäu
Gut sind die Regenmengen für die trockenen Böden und die Grundwasserpegel, die oft zu niedrig sind, wie Daten einer Messstation im südlichen Oberallgäu zeigen. Der Regen sei mehr als nur der Tropfen auf den heißen Stein: „Das wirkt, aber es dauert, bis das Wasser durch den Boden gesickert ist“, sagt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kempten Karl Schindele.

Unwetter im Allgäu: Pendlerparkplatz unter Wasser - Schneepflug muss ausrücken
Von einem "ruhigen Verlauf" spricht Polizei-Pressesprecherin Isabel Schreck auf Nachfrage unserer Redaktion. Insgesamt mussten Polizisten im Allgäu nur zu zwei Unwetter-Einsätzen ausrücken. In Rauhenzell bei Immenstadt stand ein Pendlerparkplatz, auf dem drei Autos abgestellt waren, unter Wasser. In Kaufbeuren musste die Feuerwehr einen Baum von der B16 räumen.
Wolfgang Wetzel, Straßenmeister für Kempten, freut sich, dass die Straßen im nördlichen Oberallgäu keine großen Schäden genommen haben. Allein für "ein paar überlaufene Schächte und ein paar abgerissene Äste" habe das Unwetter gesorgt, jedoch nichts, was den Verkehr beeinträchtigt habe. Die Beseitigung sei schnell und erfolgreich abgelaufen. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.", sagt Wetzel.
Auch im restlichen Oberallgäu, sowie im Landkreis Lindau hat das staatliche Bauamt Kempten keine größeren Schäden vernommen. Der Straßenmeisterei Marktoberdorf sind im Ostallgäu ebenfalls keine Beeinträchtigungen bekannt. Nach Angaben des staatlichen Bauamts sei es in den nächsten Tagen die Aufgabe, die Straßen abzufahren und zu kontrollieren, ob Bäume oder Äste den Verkehr behindern und diese zu beseitigen.
Allein auf der B16 bei Loppenhausen (nördlich von Memmingen) habe ein plötzlicher Hagelschauer für einen Einsatz mit dem Schneepflug gesorgt.
In Burgberg wurde ein Streichelzoo wegen des anhaltenden Starkregens teilweise überschwemmt. Die Betreiber mussten deshalb am Dienstagvormittag 23 Tiere aus den Gehegen evakuieren. Auch die Stallungen seien größtenteils mit Wasser bedeckt und der Strom ausgefallen, erzählt die Besitzerin.
Dauerregen im Allgäu: Diese DWD-Warnungen gelten aktuell
- Oberallgäu: Die Warnungen vor ergiebigem Regen sind aufgehoben. Der DWD warnt im südlichen Allgäu in Lagen über 2000 Metern noch vor leichtem Schneefall. In der Nacht auf Mittwoch können nochmals zwischen 1 und 5 Zentimetern fallen.
- Ostallgäu: Einzig im südöstlichen Teil des Landkreises gilt weiterhin eine Warnung vor ergiebigem Dauerregen. Nach bisher beobachteten Niederschlagsmengen von 90 bis 120 l/m² werden abermals Niederschlagsmengen bis 25 l/m² erwartet.
- Unterallgäu: Es liegen keine Warnungen mehr vor.
- Kreis Lindau: Es liegen keine Warnungen mehr vor.
Hochwasser und Überflutungen: So ist die Lage im Allgäu aktuell (Dienstag, 14.40 Uhr)
Für die Landkreise Ostallgäu und Oberallgäu gibt das Wasserwirtschaftamt inzwischen Entwarnung. Sämtliche Pegelstände seien inzwischen wieder fallend und sollen die Meldestufen in den nächsten Stunden unterschreiten.
- Der Pegel der Ostrach erreichte in Reckenberg (Oberallgäu) und in Sonthofen am Montag die Melde-Stufe 1. Seit Dienstagvormittag liegt der Pegelstand unter der ersten Meldestufe und sinkt kontinuierlich leicht ab.
- Die Iller bei Kempten hat sowohl am Montag als auch am Dienstagmorgen die Meldestufe 1 erreicht. Der Pegel sinkt aber wieder und ist nun unter der ersten Meldestufe.

- Die Wertach steht in Türkheim bei Meldestufe 1.
- Der Lech am Forggensee erreichte ebenfalls Dienstagmorgen Meldestufe 1.
- Die Günz bei Lauben hat am Dienstagvormittag die Meldestufe 1 erreicht.

Schnee auf dem Nebelhorn aktuell (29.8.)
Mit dem Dauerregen kühlt es im Allgäu merklich ab. Die Höchsttemperaturen liegen heute bei maximal 11 Grad. Wann es wieder wärmer wird, erfahren Sie in unserem 7-Tage-Wetter. Besonders offensichtlich wird der Temperatursturz auf dem Nebelhorn. Dort fällt auch um 7.30 Uhr am Dienstag noch Schneeregen.

Forggensee-Schifffahrt stellt Betrieb ein
Wegen des Hochwassers stellt die Forggensee-Schifffahrt den Betrieb vorerst ein. Der Pegel des Stausees ist von Sonntag 7 Uhr bis Dienstag 7 Uhr um 104 cm angestiegen. Bis zum Abend wird ein Pegel von über 781,80 erwartet, teilt die Städtische Forggensee-Schifffahrt mit.
Bereits jetzt seien die Uferwege im Bereich Brunnen überflutet. Die Anlegestellen Füssen, Dietringen, Brunnen und Tiefental seien nicht mehr nutzbar. Viele Baumstämme mit bis zu einem Meter Durchmesser schwimmen laut der Mitteilung im Wasser. Diese könnten bei einer Kollision großen Schaden an den Schiffen verursachen. Die Schiffe seien zudem nicht für die aktuell starke Strömung im Bereich der Anlegestelle Waltenhofen ausgelegt.
Erst in der Nacht zum Mittwoch ist zu erwarten, dass der Pegel des Forggensees stagniert oder gar zurückgeht. Um die Sicherheit der Fahrgäste und der Crew zu gewährleisten, fahren beide Fahrgastschiffe vorraussichtlich bis Donnerstag, 31. August, nicht mehr.
Unwetter in Bayern rufen Rettungskräfte auf den Plan
Auch in anderen Regionen Bayerns wirkt sich der Dauerregen aus.
Die Hochwasserlage am Inn hat sich inzwischen etwas beruhigt. Mit der höchsten Meldestufe 4 sei nicht mehr zu rechnen, teilte der Hochwassernachrichtendienst des Bayerischen Landesamtes für Umwelt um Mitternacht der Deutschen Presse-Agentur mit.
In Wasserburg am Inn galt die Warnstufe 3. Die Vorkehrungen für den Hochwasserschutz in der Altstadt würden zurückgefahren. Nach Angaben der Stadt wird sich die Lage bis in die frühen Dienstagmorgenstunden deutlich entspannen. Es bestehe derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung, hieß es. Anders in Italien.
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Südlich der Donau muss an den Zuflüssen von der Iller bis zur Isar weiterhin stellenweise mit kleinen Ausuferungen in der Nacht gerechnet werden, ebenso an der oberen Donau, wie es im Hochwasserlagebericht weiter hieß. In Passau nähere sich der Scheitelbereich der höchsten Meldestufe. Am Mittwoch sei mit weiteren Anstiegen der Pegel an der Donau zu rechnen. Unterdessen konnte der Campingplatz in Lindau, der wegen schwerer Unwetter evakuiert wurde, seinen Betrieb wieder aufnehmen.
Durch den Dauerregen kann es auf den Straßen im Allgäu vermehrt zu Aquaplaning kommen. Wie sich Autofahrer in den aktuellen Situation verhalten sollten, lesen Sie hier.
Luftrettungsspeziaisten des BRK in Alarmbereitschaft
In Tirol haben die anhaltenden Regenfälle zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen und für teils dramatische Szenen gesorgt. Tausende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Die Regenfälle sollen erst in der Nacht zum Mittwoch aufhören. (mit dpa)