Mit dem Super-G der Männer beginnt an diesem Mittwoch im bulgarischen Bansko die alpine Junioren-Weltmeisterschaft. Bis zum 10. März geht es – bei coronabedingt reduziertem Programm – um Titel und Medaillen in den Disziplinen Super-G, Riesenslalom und Slalom. An den ersten drei Tagen sind die Männer dran, von Montag bis Mittwoch die Frauen. Im Team des Deutschen Skiverbands (DSV) stehen acht Athletinnen und Athleten, wobei das Allgäu nur durch Felix Lindenmayer vom TSV Heimenkirch vertreten ist. Der 18-Jährige fährt alle drei Disziplinen.
Super-G: Wer tritt in die Fußstapfen von Andreas Sander und Christina Ackermann?
Fanden sich 2020 im DSV-Aufgebot für die – wegen Corona schließlich abgebrochene – Junioren-WM in Narvik (Norwegen) mit Fabian Himmelsbach (Sonthofen) und Tobias Neuber (Marktoberdorf) immerhin noch zwei Allgäuer, ist Lindenmayer diesmal allein auf weiter Flur. Und so wie es aussieht, dürfte es auch noch ein Weilchen dauern, bis das Allgäu wieder Goldgewinner wie Andreas Sander (Burgberg, 2008 im Super-G) oder Christina Ackermann (Oberstdorf, 2010 im Slalom) feiern kann. Alle News, Ergebnisse und Fotos zur Nordischen Ski-WM finden Sie hier im Newsblog.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Am Beispiel Sander etwa zeige sich, dass vor allem Beharrlichkeit gefragt ist. Das glaubt zumindest Berni Huber (53) aus Obermaiselstein, früher Weltklasse-Abfahrer und aktuell beim DSV für die U 16 zuständig. Sander musste nach seinem Sieg bei den Junioren einige Rückschläge verkraften, ehe er kürzlich bei der WM in Cortina Abfahrtssilber holte.
In diesem Zusammenhang hatte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier moniert, dass in Deutschland derzeit etwa 200 Kinder und Jugendliche trainieren dürften, zum Beispiel in Österreich dagegen Tausende. Allerdings gab es auch schon vor Corona Perioden, als ganze Jahrgänge in den höheren Kadern fehlten. „Masse ist nicht immer gleich Klasse“, sagt Markus Eberle (52). Das frühere Slalom-Ass aus dem Kleinwalsertal ist verantwortlich für die 16- bis 18-Jährigen im Nachwuchsleistungszentrum West und damit auch für die Allgäuer. Zwei weitere derartige Zentren gibt es in Bayern.
Zentraler Punkt: Zusammenarbeit mit Skiinternat in Oberstdorf
Seit etwa drei Jahren gibt es dieses neue Konzept, ein zentraler Punkt ist dabei laut Eberle für den Allgäuer Bereich die Zusammenarbeit mit dem Skiinternat in Oberstdorf. Wie Internatsleiter Florian Kuiper berichtet, sind dort derzeit aus weiterführenden Kadern im alpinen Bereich drei Frauen und sieben Männer zusammengezogen, vor allem, um für kurze Wege zwischen Training und Schule zu sorgen. Markus Eberle betreut derzeit vier Mädchen und Buben, denen er durchaus zutraut weiter nach oben zu kommen.
Auffallend ist, dass aus dem Oberstdorfer Internat derzeit mehr erfolgreiche nordische als alpine Sportler hervorgehen, wobei Kuiper sagt: „Im Bereich Skisprung tut sich aktuell auch eine Lücke auf. Der Langlaufbereich steht auf Stützpunktebene hingegen sehr gut da. Zudem können die jungen Aktiven in den nordischen Disziplinen zum Beispiel aufgrund der Kader- und Wettkampfstruktur zwei bis Jahre früher auf das Internat.“
Verhältnis zum Leistungssport habe sich in den vergangenen zehn Jahren verändert
Mit Huber und Eberle ist sich Kuiper einig, dass sich im Verhältnis der Jugend zum Leistungssport in den vergangenen zehn Jahren eingiges verändert hat, was das Thema Einstellung und Leistungsbereitschaft angeht. Kuiper: „Es gibt viel mehr Ablenkung und Möglichkeiten. Wenn ich im Ski alpin, Langlauf oder Skisprung nicht erfolgreich bin, dann probiere ich eben Fußball, Tennis, Berglauf oder Schwimmen aus. Die Playstation oder X-Box ist meistens auch nicht weit. Aber es gibt immer noch Sportler wie etwa Kombinierer David Mach der sein Abitur mit 1,0 absolviert hat und im Weltcup startet.“
Aber auch das Thema Verletzungen sei zu beachten. Kuiper: „Wenn ich mit 16 Jahren den dritten Kreuzbandriss habe, überlege ich mir gut ob ich weitermache oder aufhöre.“ Er sagt, man müsse System und Trainerverhalten diesen neuen Entwicklungen anpassen und neue Wege finden, um junge Sportler zu motivieren. Dazu beitragen könne laut Markus Eberle auch, noch mehr bekannte frühere Sport-Asse in die Nachwuchsarbeit einzubinden.
Skifahrer Lindenmayer will bei der Junioren-WM Erfahrung sammeln
Vielleicht hat Felix Lindenmayer also bei der nächsten Junioren-WM wieder Gesellschaft aus dem Allgäu. „Ich glaube schon , dass was nachkommt“, sagt er. Für Bansko habe er sich vorgenommen, „Erfahrung zu sammeln“. Favoriten für die Medaillen seien andere.
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