Frauen verdienen oft weniger Geld, obwohl sie die gleiche Arbeit leisten wie Männer. Der Gender Pay Gap – also der Verdienstunterschied – betrug laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2024 16 Prozent. Frauen leisten laut selbiger Statistik 29 Stunden Care-Arbeit in der Woche, bei Männern sind es nur 20 Stunden. Führungspositionen haben zu mehr als 70 Prozent Männer inne.
Zudem sind Frauen häufiger von der Gefährdung durch Armut, von Gewalt oder sogar Tötung betroffen. Alle zehn Minuten wird weltweit eine Frau oder ein Mädchen von ihrem (Ex-)Partner oder der Familie getötet. Diese Liste ließe sich noch länger so weiterführen.
Auch queere Personen sind von Diskriminierung betroffen. Laut dem Deutschen Bundesinnenministerium gab es 2023 1.785 Straftaten gegen LGBTQIA+ Personen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer, Intersex und Asexual). Die Dunkelziffer ist hoch und die Gewalttaten nehmen stetig zu.
Diese Gruppierungen im Allgäu setzen sich für Gleichberechtigung ein
Und auch wenn man es vielleicht nicht erwarten würde: Im Allgäu gibt es einige Vereine, die sich gegen Ungerechtigkeiten dieser Art einsetzen, Frauen miteinander ins Gespräch bringen, Demos veranstalten und über Missstände aufklären. Einige dieser Gruppen stellen wir hier vor.
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Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie kennen eine weitere queer(feministische) Gruppe im Allgäu, die wir nicht aufgezählt haben? Melden Sie sich per Mail bei digitalteam@azv.de.
Access All(gäu) Area
Der Name Access Allgäu Area ist eine Anspielung auf die Bezeichnung „Access All Areas“, was so viel heißt wie „Zugang zu allen Bereichen“. Sie steht beispielsweise bei Konzerten auf Pässen, die es ermöglichen, Bereiche zu betreten, die für andere unzugänglich sind. Es geht also darum, allen Menschen gleichberechtigten Zugang zum Allgäu zu verschaffen – zu „allen Privilegien, allen Ressourcen, zu Bildung, Arbeitsmarkt und sozialem Rückhalt“, wie es auf der Website von Access All(gäu) Area heißt.
Geschlecht, sexuelle Orientierung, Nationalität, Religion, äußerliche körperliche Merkmale oder ökonomischer Status sollen dabei ausdrücklich keine Rolle spielen. Vor allem am 8. März (Internationaler feministischer Kampftag) und am 25. November (Tag gegen patriarchale Gewalt) organisiert die Aktionsgruppe Demonstrationen. Aber auch abseits dieser beiden Tage gibt es offene Treffen, Partys, Kundgebungen, Mahnwachen oder Ausstellungen.
Thematisch stets im Vordergrund: Feministische Themen, Anti-Rassismus und queere Sichtbarkeit. Auch auf Instagram (@aallgaeua) macht die Gruppe in ihren Beiträgen auf ihre Veranstaltungen und generell auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam.
Allgäuer Macherinnen
Die Allgäuer Macherinnen sind ein unverbindliches Netzwerk für alle Frauen aus dem Allgäu. Es richtet sich an Gründerinnen, sogenannten Mompreneurs (also Mütter, die Unternehmen gründen) und generell an „Macherinnen“, die sich über ihre Leidenschaften, Pläne und Visionen austauschen möchten. Denn – wie es auf der Website heißt: „Frauen machen ganz viel, nur reden sie leider viel zu wenig darüber.“
Dafür gibt es regelmäßig Treffen, die per Instagram angekündigt werden (@allgaeuer_macherinnen). Kommen kann jede, weder das Alter noch der Familienstand spielen eine Rolle. Die Treffen sind ungezwungen und dienen dem Austausch und der gegenseitigen Bestärkung. In der Regel gibt es Getränke, manchmal wird getanzt.
Auf besagtem Instagram-Profil werden zudem einige Allgäuer Macherinnen vorgestellt. Es sind Ernährungsberaterinnen, Kosmetikerinnen, Lehrerinnen, Therapeutinnen und vieles mehr.
Landfrauen Allgäu
Einer der drei Kreisland-Frauenverbände befindet sich im württembergischen Allgäu. Der Verband engagiert sich für politische, soziale und gesellschaftliche Interessen von Frauen in der Region. Dazu gehören unter anderem Bildungsveranstaltungen in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Existenzgründungscoachings, Agrarbüro-Schulungen,Social-Media-Qualifizierungen oder Kreativangebote und Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung. Auch Vorträge, Lehr- und Ausflugsfahrten sowie gesellige Veranstaltungen sind geboten.
Auch hier stehen Gemeinschaftserlebnisse und Austausch von Frauen im Vordergrund. Im Jahr 2024 fanden nach Angaben des Landfrauenverbands Württembergisches Allgäu 600 Veranstaltungen mit ca. 11.000 Teilnehmerinnen statt.
Allgäu ⇏ rechtsaußen
Allgäu ⇏ rechtsaußen ist ein Nachrichtenprotal, das gezielte Recherche über die Umtriebe Rechtsradikaler sowie Neonazis im Allgäu betreibt. Unter dem Suchwort „Antifeminismus“ finden sich auch Artikel zu eben diesem Thema. Beispielsweise war im Jahr 2021 die Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats, Judith Rahner, im Interview mit Allgäu ⇏ rechtsaußen. Darin ging es um organisierten Antifeminismus im Allgäu und wie weit verbreitet und gefährlich er ist.
Das Portal orientiert sich an Archiven, Polizei- und Presseberichten sowie Aussagen von Behörden, Politikerinnen und Politikern. Um auf Themen aufmerksam zu werden, ist es zudem auf Lesermeldungen angewiesen. Die Finanzierung ist unter anderem von Spenden abhängig. Die aktuellsten Artikel sind hier zu finden.
Allgäu Pride
Ziel der Allgäu Pride ist es, queeren Themen Sichtbarkeit zu geben, Dialog herzustellen, Vorurteile abzubauen und Akzeptanz zu fördern. Der Verein gibt queeren Menschen und der LGBTQIA+ Community im Allgäu eine Stimme. „Ja, wir haben Berge, Käse und Kühe – aber wir wollen auch für Toleranz, Offenheit und Gleichberechtigung stehen“, heißt es auf der Website Allgäu Pride. Und weiter: „Auch auf dem Land ist jede Form der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentiät zu Hause.“
Zu diesem Zweck organisiert der Verein (in Zusammenarbeit mit einigen anderen Einrichtungen) Demos, offene Treffen, Ausstellungen, Kinoabende, Workshops und vieles mehr (Infos auf Instagram: @allgaeupride). Heuer gibt es sogar einen ganzen „Pride Month“ im Allgäu, in dem zahlreiche queere Veranstaltungen stattfinden. In diesem Rahmen fand in Kempten zum ersten Mal ein CSD statt. In Kaufbeuren steht die Demo noch aus.

Memmingen Pride
Das Memminger Pendant zu Allgäu Pride ist Pride Memmingen. Auch diese Gruppe kümmert sich um die Organisation des Christopher Street Days, der dieses Jahr Mitte Juli stattfand.
Auf dem Instagram-Profil @pridememmingen gibt die Gruppe Auskunft über bevorstehende CSDs, welche Rednerinnen und Redner oder musikalische Acts vor Ort sein werden und postet hinterher Videos der Reden und Demozüge. Auch aufklärerische Reels, in denen vor allem die Wichtigkeit der Pride-Paraden zur Geltung kommt, sind auf Instagram zu finden.
Das Ziel: „Queeren Menschen in Memmingen und Umgebung eine Plattform zu bieten, auf der sie sich austauschen, sichtbar werden, Informationen erhalten und kontakte knüpfen können“, heißt es auf der Website von Pride Memmingen. Dort kann auch gespendet werden, denn die Gruppe ist auf Spenden angewiesen, um den CSD weiterhin veranstalten zu können.

Bonito Allgäu
Bonito ist eine Jugendgruppe für junge queere Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Für sie und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer werden im Zentrum des Stadtjugendrings Kempten (Bäckerstraße 9) gemeinsame Erlebnisse angeboten: Gruppenabende, Gespräche, Film- und Spielabende und Partys.
Ausgebildete Jugendleiter und -leiterinnen begleiten die Jugendlichen, unterstützen sie bei etwaigen Problemen und fungieren als Ansprechpersonen. Bonito (auf Instagram bonito_allgaeu) soll jungen Menschen die Chance bieten, Gleichgesinnte kennenzulernen, sich auszutauschen und damit weniger allein zu fühlen. Jeden ersten und dritten Freitag finden dafür Gruppenabende statt. Alle Infos dazu gibt es auf der Website von Bonito Allgäu.
Feministisches Füssen
Anlässlich des feministischen Kampftages am 8. März haben sich 2024 in Füssen 20 motivierte Frauen zusammengeschlossen, um eine Demonstration mit Kundgebung und weiteren Aktionen zu organisieren. Charoltte von Schönfeld und Barbara Ott gründeten die Initiative, um feministische Strukturen in Füssen zu etablieren.
Dies sei ihnen eine Herzensangelegenheit, da aus ihrer Sicht Frauen im Allgäu „immer wieder chauvinistische Erfahrungen machen“, sagten sie im Hinblick auf den diesjährigen feministischen Kampftag im Gespräch mit unserer Redaktion. Das heißt, Erfahrungen, die Frauen ihre vermeintliche Unterlegenheit signalisieren.
Die Aktivistinnen wollen laut eigener Angaben künftig mehr Aktionen in Füssen planen und hoffen auf Zuwachs. Zu finden sind sie auf Instagram (@feministisches_fuessen), wo sie über die Vorbereitungen und die Veranstaltungen selbst informieren.
Frauennetzwerk Memmingen
Für Gleichstellung in der Stadt Memmingen setzt sich das Frauennetzwerk Memmingen ein. Dort sollen frauenpolitische Interessen und Kräfte gebündelt werden. Einzelne Frauen sowie Frauengruppen sollen in engeren Kontakt kommen.
Bereits jetzt gehören zahlreiche Organisationen, Vereine und einzelne Frauen dem Netzwerk an. Sie informieren einander über ihre Ziele und organisieren gemeinsame Veranstaltungen, wie den internationalen Frauentag am 8. März oder die diesjährige Kunstausstellung „Frauen leben Freiheit“ anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Netzwerkes.
Mit politisch Verantwortlichen steht das Frauennetzwerk Memmingen zwar in Verbindung, es arbeitet jedoch unabhängig, überparteilich und auch überkonfessionell. Eine Mitgliedschaft kann auf der Website des Netzwerks per Formular erworben werden. Für Frauengruppen und -organisationen kostet sie 30 Euro, für einzelne, nicht organisierte Frauen 10 Euro pro Jahr.
Frauenforum Kaufbeuren
Bereits seit 1992 gibt es das Frauenforum Kaufbeuren, dass sich stets für Gleichberechtigung einsetzte. Und auch heute muss noch viel getan werden - mit neuen Strategien und gesetzlichen Grundlagen, wie es auf der Website heißt.
Das Frauenforum Kaufbeuren ist demnach ein Zusammenschluss von Frauen, die sich in Vereinen, Einrichtungen, Initiativen, in der Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und im Stadtleben Kaufbeurens engagieren und die Interessen von Frauen vertreten. Auch hier geht es um Austausch, Unterstützung und Entwicklung. Willkommen sind Frauen und auch Mädchen, die sich mit den Wertvorstellungen des Frauenforums identifizieren und es aktiv unterstützen wollen. Ihnen soll außerdem ein Bewusstsein für neue Rollenmodelle vermittelt werden.
Zu diesem Zweck organisiert das Frauenforum Kaufbeuren Förderprojekte und regelmäßigen Kontakt der Frauen untereinander, sodass jede an einer Stelle mitarbeiten kann, die ihr liegt. Auch Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für ehrenamtlich engagierte Frauen werden geboten.
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