Hitzewelle im Allgäu: Am Donnerstag knackt das Thermometer laut Reik Schaab vom Deutschen Wetterdienst voraussichtlich die 30 Grad-Marke. „Am Wochenende sind dann mäßigere Temperaturen um die 25 Grad zu erwarten.“ Doch dann wird es richtig heiß. Kommenden Dienstag seien bis zu 33 Grad möglich. Die Hitze macht sich in fast allen Bereichen bemerkbar.
Wie wirkt sich Hite auf die Gesundheit aus?
„Hitze bedeutet für den Körper vor allem eines: mehr Arbeit“, sagt Dr. Sabine Sprich, Zweite Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Ostallgäu. Je wärmer es ist, desto stärker werde das Herz-Kreislauf-System beansprucht, um die Hitze auszugleichen. „Dann sinkt der Blutdruck und der Puls steigt.“ Gefährlich werden könne es in der Regel ab einer Temperatur von 30 Grad. Um den Kreislauf vor einer Überlastung zu schützen, rät die Ärztin, möglichst auf anstrengende Tätigkeiten zu verzichten oder diese in die frühen Morgenstunden zu verlegen. Wichtig sei außerdem, viel zu trinken – mindestens zweieinhalb bis drei Liter.
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„Hauptsächlich Wasser, aber nicht nur“, sagt Sprich. Eine leichte Saftschorle, Buttermilch oder Joghurtdrinks – gut auch mit einer Prise Salz – könnten helfen, den Elektrolyt-Haushalt auszugleichen. „Es klingt banal, aber helle und luftige Kleidung ist ebenfalls sinnvoll.“ Wer sich lange ohne Kopfbedeckung in der prallen Sonne aufhalte, der riskiere einen Sonnenstich samt Kopfschmerzen und Übelkeit. „Aber auch im Schatten kann es gefährlich werden, wenn der Körper überhitzt.“ Älteren Menschen setze die Hitze besonders zu. „Gerade sie sollten ihren Tagesablauf auf die Hitze abstimmen.“
Wie viel Grad halten Straßen aus?
Eine Grad-Grenze, ab der nicht mehr auf Baustellen gearbeitet werden darf, gibt es laut Christian Gammel, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Geiger Gruppe, nicht. Daher sei eine besondere Achtsamkeit der Verantwortlichen vor Ort gefragt – beispielsweise müsse für Pausen im Schatten gesorgt werden. Im Sommer versuche man außerdem, früher mit der Arbeit zu beginnen. „Liegt die Baustelle in einem Wohngebiet, kann aber wegen des Lärmschutzes nicht bereits um sechs Uhr gestartet werden.“ Generell gebe es häufig kurze Trinkpausen, auch seien Maschinen wie Radlader und Bagger mittlerweile klimatisiert.
Wann gibt es in der Schule Hitzefrei?
Die Entscheidung, ob es Hitzefrei gibt oder nicht, müsse jede Schule selbst treffen, sagt Karin Ulrich, Leiterin des Gymnasiums in Lindenberg. „Wir greifen meist auf andere Möglichkeiten zurück.“ So verlagere man den Unterricht in schattige Klassenzimmer oder Kellerräume. Und wenn die Hitze allzu groß werde, falle der Nachmittagsunterricht aus, sagt die Rektorin.

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„Wichtig ist, dass wir das Hitzefrei den Eltern kommunizieren“, fügt Ulrich hinzu. Denn zum einen müsse man den Unterrichtsausfall mit den Öffentlichen Verkehrmitteln koordinieren. Zum anderen müsse sichergestellt sein, dass die Kinder daheim auch betreut werden können. Um ein besseres Raumklima zu schaffen, installiert die Schule flächendeckend Lüftungsanlagen. „Sollte es in den kommenden Jahren noch heißer werden, können wir Kühlmodule nachrüsten.“
Wie wirkt sich Hitze auf die Allgäuer Landwirtschaft aus?
Helmut Mader, Geschäftsführer des Bauernverbandes im Unterallgäu, sieht der anstehenden Hitzewelle im Allgäu gelassen entgegen. „Der Niederschlag war bisher ausreichend. Ein Temperaturhoch von zehn Tagen können wir verschmerzen“, sagt er. Dennoch sind die Bäuerinnen und Bauern in der Region auf regelmäßigen Niederschlag angewiesen. „Felder zu bewässern, wie man es beispielsweise in Italien sieht, wäre bei uns viel zu teuer und würde sich nicht lohnen“, erläutert Mader.
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Wie stark macht Hitze Senioren zu schaffen?
„Das Thema Hitze spielt heute eine viel größere Rolle als früher“, sagt Brigitte Protschka, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Schwaben. Derzeit würden beispielsweise die Gebäude der 24 AWO-Seniorenheime dahingehend überprüft, ob es genug beschattete Flächen gibt und wo und wie Klimaanlagen nachgerüstet werden können. „In einem nächsten Schritt sind dann voraussichtlich die Kindertagesstätten dran“, sagt Protschka.

Wie kann man Tieren bei Hitze helfen?
Schatten und stets frisches Wasser – dies nennt Wolfgang Courage vor allem als Schutz gegen Hitze. Das gelte sowohl für Hunde und Katzen wie auch für Vögel oder Kleintiere. Courage ist Vorsitzender beim Memminger Tierschutzverein und empfiehlt zudem den Hundehaltern, mit ihren Vierbeinern nur morgens oder am späteren Nachmittag Gassi zu gehen, den Hunden ein Bad in einem Bach zu ermöglichen und sie nicht im Auto mit zum Einkaufen zu nehmen. „Denn in einem Auto, das in der Sonne parkt, steigt die Temperatur schnell auf 40 oder 50 Grad an.“
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Hauskatzen sollte ein schattiges Plätzchen als Alternative zum Sonnenbad angeboten werden und Kaninchen oder Meerschweinchen auch wasserhaltiges Gemüse wie Gurke oder Melone. „Da muss man aber schauen, ob sie das vertragen – was man schnell an den Ausscheidungen sieht.“ Seien die flüssig, sei das ein Alarmzeichen. Grundsätzlich sinnvoll sei auch das Lüften von Räumen. „Das hilft den Tieren – aber sie dürfen natürlich keinem Zug ausgesetzt sein.“
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