Heute dominieren Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau in Schwangau. Einst waren es die Vorgängerburgen Schwanstein und Schwangau. Nahezu in Vergessenheit geraten ist dagegen die Burg Frauenstein, die auf einer Felsklippe oberhalb des Alpsees stand. Nur noch Spuren und ein Graben sind von dem stattlichen Wohnturm, der 1290 erstmals erwähnt wurde, heute übrig, weiß Burgenforscher Joachim Zeune.
Der Burgstall Frauenstein in Schwangau
„Der Burgstall Frauenstein ist ein vergessenes Juwel. Wie an einige Burgen im Allgäu erinnern sich heute an sie nur noch wenige“, sagt der Archäologe und Historiker. Was auch daran liegen mag, dass das Gebäude ab dem Jahr 1487 aus den Chroniken verschwindet und später nur als Ruine wiederauftaucht. „Frauenstein muss ab 1538 bereits ruinös gewesen sein. Ich vermute, dass sie schon als Steinbruch verwendet wurde, als damals der Sinnwellturm des Burgschlosses Schwanstein ausgebaut wurde“, sagt Zeune.
Zu seiner Glanzzeit habe das Bauwerk, das inzwischen Teil der Burgenregion Allgäu Außerfern ist, aber durchaus Bedeutung gehabt, ist sich der Experte sicher. „Der Turm wurde zu einer turbulenten Zeit gebaut und hatte nicht nur symbolischen Charakter“, sagt Zeune.
Die Geschicht ezeigt: Es gab einen erbitterten Streit im Füssener Land
Rund um seine Entstehungszeit gab es erbitterten Streit um das Füssener Land. „Konradin von Hohenstaufen hatte das Füssener Land im Gegenzug für Waffen, die er für einen Kriegszug brauchte, sowohl den Wittelsbachern als auch dem Bistum Augsburg versprochen“, erklärt Zeune. Nach seiner Enthauptung 1268 in Neapel entbrannte der Streit um das Gebiet aber nicht nur zwischen diesen beiden Parteien - auch sein Stiefvater Graf Meinhard II. von Tirol meldete Anspruch auf die Region an.
„Und mittendrin saßen die Herren von Schwangau, deren berechtigte Sorge war, zwischen den Parteien aufgerieben zu werden“, sagt Zeune. Zur Sicherung ihrer Burg Schwanstein entschlossen sie sich, etwas oberhalb gelegen den vier- bis fünfgeschossigen Wohnturm namens Frauenstein zu errichten. Erst nachdem sich die Wittelsbacher fest im Füssener Land niedergelassen hatten, beruhigte sich die Lage wieder. „Die Gefahr für die Burg Schwanstein schien vorbei. Somit war es nicht mehr notwendig, Frauenstein aufrechtzuerhalten.
Der Bau verfiel und die Steine wurden anderweitig genutzt“, sagt Zeune. Spurenfrei blieb der Felsstock oberhalb des Alpsees dennoch nicht zurück. Ein Plateau und ein Graben, zu dem ein ausgeschilderter Weg führt, erinnern bis heute an die turbulente Zeit im Königswinkel.
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