Die Bundesregierung hat ein Förderprogramm für energieeffiziente Neubauten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kürzlich gestoppt. Die abrupte Entscheidung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor wenigen Tagen sorgte für politische Kontroversen. Nun hat sich die Ampelkoalition darauf geeinigt, alle bis zum 24. Januar gestellten Anträge noch nach den alten Kriterien zu bearbeiten. Für manche Menschen steht der Traum vom eigenen Heim dennoch auf der Kippe. Das zeigt der Fall von Michaela Kuhn (26) aus Lechbruck (Kreis Ostallgäu). Sie will eigentlich mit ihrem Verlobten im Garten der Eltern bauen.
„Wir haben letztes Jahr mit der Planung begonnen und hatten am 21. Januar ein abschließendes Gespräch mit der Bank“, sagt Kuhn. Die vorgeschlagenen Finanzierungsoptionen ließ sich das Paar über das darauffolgende Wochenende durch den Kopf gehen und entschied sich für ein Modell mit KfW-Förderung. Dabei wäre ein erheblicher Teil der Finanzierung, etwa 155.000 von insgesamt 360.000 Euro Baukosten, auf die KfW entfallen – von denen wiederum 26.000 Euro ein Zuschuss im Rahmen des Modells „Effizienzhaus 55 im Neubau“ gewesen wären. „Für den Rest hätten wir 0,83 Prozent Zinsen über zehn Jahre bekommen, das ist unschlagbar“, sagt Kuhn. „Ich bin Krankenschwester, mein Partner arbeitet im Einzelhandel, wir sind ein junges Paar mit Kinderwunsch. Für uns war dieser Zinssatz enorm wichtig.“
Förderungsstopp: "Wir sind einfach vor eine Wand gelaufen"
Also rief Michaela Kuhn dann am Montag, 24. Januar, ihren Bankberater an und sagte ihm, dass man sich für das KfW-Modell entschieden habe. Die Reaktion des Beraters fiel jedoch anders aus als erwartet. Von ihm habe sie erfahren, dass die bundeseigene KfW zwei Stunden zuvor einen sofortigen Stopp erlassen habe und der Bankmitarbeiter keinen Antrag mehr stellen könne, erzählt Kuhn. „Das wurde auch den Banken nicht angekündigt. Wir sind einfach vor eine Wand gelaufen, das kann man kaum beschreiben.“ Denn eigentlich hätte man den Antrag bis 28. Januar, 15 Uhr, stellen können, sagt sie.
„Wir wären also gut in der Zeit gewesen.“ Für das Paar war die Entscheidung ein Schock. Denn die nötige Bauplanung für den Antrag samt Energieberater kostete etwa 10.000 Euro. „Jetzt wissen wir nicht, ob wir überhaupt bauen können oder ob wir das Geld umsonst ausgegeben haben“, klagt Kuhn.
Von der KfW und der Politik im Stich gelassen fühlt sich auch eine dreiköpfige Familie aus der Region. Sie wollte gemeinsam mit einer befreundeten Familie ein Doppelhaus bauen. „Wir haben am 14. Januar gemeinsam die Anträge am selben Rechner eingereicht, mit ein paar Minuten Unterschied“, erklärt der Familienvater. Der eine sei sofort genehmigt worden – „unserer aber nicht, er ging in die manuelle Prüfung“. Förderung werde hier zur Glückssache, klagt er.
Handwerkspräsident Hans-Peter Rauch fordert Planungssicherheit
Für ihn resultiere aus der kurzfristigen Einstellung der Förderung „ein absoluter Vertrauensverlust in die KfW und die Regierung“. Und das trotz der nun erfolgten Einigung, von der die Familie profitieren könnte – anders als Michaela Kuhn, die ihren Antrag gar nicht mehr stellen konnte. All das sei ein so extremes Hin und Her, „dass man nicht weiß, was man am Ende noch glauben soll“, klagt der Familienvater.
Auch die Einigung dürfte den Frust deshalb kaum dämpfen. „Man kann nicht wenige Tage vor Ablauf kurzfristig den Fördertopf zumachen. Junge Familien, aber auch die Unternehmen brauchen Verlässlichkeit“, kritisiert Schwabens Handwerkspräsident Hans-Peter Rauch (Waltenhofen/Oberallgäu). Bei etlichen Bauherren gehe es hier außerdem um ein Zehntel der Bausumme, sagt Rauch. „Die zaubert man nicht irgendwo her.“
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