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"Krah-wall" in Allgäuer Städten: Streit um Saatkrähen entflammt aufs Neue

Saatkrähen

"Krah-wall" in Allgäuer Städten: Streit um Saatkrähen entflammt aufs Neue

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    Saatkrähen stehen in Deutschland unter Schutz. In mehreren Allgäuer Städten gibt es jedoch Probleme mit den  Tieren.
    Saatkrähen stehen in Deutschland unter Schutz. In mehreren Allgäuer Städten gibt es jedoch Probleme mit den Tieren. Foto: Ralf Lienert Archivfoto

    Wenn im März die Brutzeit der Saatkrähen beginnt, geht der „Krah-wall“ wieder los. An den „Krah-Krah“-Rufen von Krähen stören sich viele Anwohner im Allgäu. Zum Beispiel Monika Werling aus Kempten. In den Bäumen vor ihrem Wohnhaus im Osten der Stadt bauen mehrere Krähen derzeit Nester: „Es wird gehörig Krach geben und die Autos werden verdreckt sein“, prognostiziert sie. In Kempten wird mit über 500 Nestern gerechnet, in Memmingen mit etwa 1300 und in Buchloe mit über 300, wie die Stadtverwaltungen mitteilen. Schwabenweit hat sich die Zahl der Brutpaare in 14 Jahren laut Landesamt für Umwelt verdoppelt und liegt bei 6000.

    Seit vielen Jahren beschäftigt die Ansiedlung von Saatkrähen die Stadt Kempten. Jetzt ist auch einen Kolonie im Kemptener Osten entstanden. Die Anwohner sprechen von einer Plage. Doch die Stadt sieht jedoch keinen Ausweg.
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    Tierschützer freuen sich darüber. In vielen Städten und teils unter Landwirten, die Ackerbau betreiben, wird jedoch von einer Krähenplage gesprochen. Beispiel Kempten: Dort führte das Krähen-Treiben im Stadtpark mehrere Jahre zu massiven Problemen. Die Stadt reagierte 2020 mit einer großen „Vergrämungsmaßnahme“, worunter nichts anderes als die Vertreibung zu verstehen ist. Voraussetzung ist eine Genehmigung der Regierung von Schwaben. Mehrere Hundert Nester wurden in und um den Park aus den Baumkronen entfernt.

    (Lesen Sie auch: Saatkrähen: Die Problem-Vögel von Buchloe)

    Zu den Kritikern zählte der Landesbund für Vogelschutz: „Mit Vergrämung“, sagte ein Sprecher, „verschiebt man die Tiere nur wieder in einen anderen Teil der Stadt“. Diesen Eindruck haben auch die Anwohner im Kemptener Osten, die seither verstärkte Krähen-Aktivitäten beklagen. Im Stadtpark selbst sind die Krähen übrigens nicht ganz verschwunden: Dort entstehen aktuell wieder einige Nester. Die Stadt hat über mehrere Bänke „Krähenschutz-Schirme“ gebaut, um Besucher vor herabfallendem Vogel-Kot zu schützen. Die einen sehen darin ein gelungenes Beispiel für ein Arrangement mit den Krähen. Spötter sprechen von einer „Kapitulation“ vor den Tieren.

    Diskussion um Schutzstatus

    Auch in Memmingen reagierte die Stadt zuletzt: Im Dezember ließ sie Nester an einer Splitterkolonie in der Innenstadt entfernen. Weitere Projekte sind – genau wie in Kempten – vorerst nicht geplant: „Man hat sich großteils arrangiert. Und wenn man nun Maßnahmen ergreifen wollte, ist es sehr wahrscheinlich, das Problem nur wieder zu verlagern“, sagt eine Sprecherin der Stadt Memmingen.

    (Lesen Sie auch: Memminger Innenstadt: Krähen sollen den Abflug machen)

    Bei betroffenen Bürgern wird dagegen die Frage diskutiert, „weshalb die Krähen weiter unter Schutz stehen, wenn sich ihr Bestand vermehrt und es so oft Probleme gibt“. So formuliert es Anwohnerin Werling.

    (Lesen Sie auch: Saatkrähen fressen ganze Felder leer)

    Das Landesamt für Umwelt stellt dazu klar: Die Saatkrähe ist gemäß Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit einer Richtlinie des Europäischen Parlaments geschützt. „Eine Bereitschaft, den europaweiten Schutzstatus zu ändern, ist auf europäischer Ebene nicht zu erkennen“, sagt ein Sprecher. „Bestandsreduzierungen“, also beispielsweise dem Abschuss, stünden „kaum überwindbare arten- und tierschutzrechtliche Hürden entgegen“. Bedeutet aber auch: Völlig ausgeschlossen sind sie nicht. Bislang seien in Bayern aber keine Abschüsse bekannt. „Ausnahmegenehmigungen haben sich auf die Vertreibung von Brutpaaren aus (Teil)-Kolonien oder auf die Entfernung von Nestern beschränkt.“

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