Ob nun Mückenplage oder nicht - nervig sind Stechmücken allemal. Ganz besonders wenn sie den Menschen nachts im Bett oder beim Sonnenbaden am See juckende Stiche verpassen. Wie kann man sich am besten vor Mückenstichen schützen und welche Mittel verschaffen schnell Linderung, wenn es doch einmal passiert? Unsere Redaktion hat mit dem Sprecher des bayerischen Apothekerverbandes für das Ostallgäu, Erich Degenhardt, gesprochen und Tipps gesammelt.
Feuchter Frühsommer günstig für Mücken
Der sehr feuchte Frühsommer könnte auch das Allgäu zum Schlaraffenland für Stechmücken werden lassen. Im Vergleich zu den beiden vergangenen trockenen Sommern wird es heuer wohl wieder mehr Mücken geben. Durch die teils starken Regenfälle kommen dann auch noch die Überflutungsmücken dazu. Wenn die erste Population an Mücken erst einmal unterwegs ist, schlüpft schnell die nächste - an stehenden Gewässern teils zu Milliarden gleichzeitig. Da sind die schmerzhaften und unschönen Mückenstiche wohl vorprogrammiert. Doch es einfach über sich ergehen zu lassen, muss nicht sein.

Mückenstiche vorbeugen
Besser als Mückenstiche zu behandlen, ist laut dem Apothekersprecher Erich Degenhardt, sich vor ihnen zu schützen. "Dafür gibt es zahlreiche Mittel auf chemischer oder pflanzlicher Basis". Wie Degenhardt berichtet, sind die chemischen Produkte aufgrund ihrer Inhaltsstoffe oftmals wirksamer als pflanzliche Mittel. Bei Letzteren gebe es die Theorie, dass diese die Oberflächentemperatur auf der Haut heruntersetzen, wodurch sich Mücken weniger angezogen fühlen sollen. "Belegt ist dazu aber gar nichts", sagt der Apotheker.
Ein weiterer Tipp: "Abends in langer Kleidung draußen sitzen". Denn wer den Mücken weniger "Angriffsfläche" an Haut bietet, habe auch ein geringeres Risiko, gestochen zu werden. Aus welchem Material die Kleidung besteht, ist dabei laut dem Apotheker irrelevant. Außerdem: Angeblich werden Mücken von heller Kleidung weniger angezogen als von dunklen Textilien. Ob nun etwas dran ist oder nicht: Einen Versuch ist es sicherlich wert.
"Vor Jahren gab es zudem die Methode, hochdosiertes Vitamin B1 einzunehmen, um sich vor Mückenstichen zu schützen", sagt Degenhardt. Das schrecke aber nicht nur Mücken ab, sondern auch andere Menschen. Denn: Das wasserlösliche Vitamin wird laut dem Apotheker im Körper verstoffwechselt und auch über die Haut ausgeschieden - mit unangenehmem Körpergeruch. Was in den Tropen hilfreich sein mag, ist im dicht besiedelten Deutschland wohl eher keine allzu gute Idee. (Lesen Sie auch: Welche Probleme bei Vitamin D-Mangel auftreten)
Was bei Mückenstichen hilft
Wenn es dann aber doch passiert ist und einer der kleinen Plagegeister zugestochen hat, helfe es zum Beispiel, die Einstichstelle mit einem Eiswürfel einzureiben. Auch die verschiedenen Gele bei Mückenstichen helfen laut Degenhardt gegen den Juckreiz. Bei schlimmeren Stichen könne man auch zu leichten Kortisonpräparaten greifen, die nicht verschreibungspflichtig sind. Für Kinder ist das laut Degenhardt aber nichts. "Die meisten der Cremes sind erst für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen", sagt der Apotheker. Der Grund: "Kinderhaut nimmt die Stoffe schneller auf als die von Erwachsenen." Wenn das Kind nach einem Tag am See mit zahlreichen juckenden und schmerzenden Stichen nach Hause kommt, können Antihistaminika im Ausnahmefall auch oral eingenommen werden. "Das sollte aber nur nach Rücksprache mit einem Arzt passieren", sagt der Apotheker.
Daneben gebe es auch die Temperaturmethode mit speziellen Stiften, die man auf den Stich aufsetzen kann. Durch die Hitze, die sie erzeugen, werden - vereinfacht gesagt - die Eiweise im Stich denaturiert, was die Beschwerden wie Juckreiz und Schmerz lindert. "Wärmestifte werden auch bei Bienen- oder Wespenstichen angewendet", sagt Degenhardt.
Pflanzliche Mittel gegen Mückenstiche
Wie bei vielen anderen Schwellungen auch, ist Kühlung bei Mückenstichen gut. "Durch die Verdunstungskälte werden die Beschwerden wie Juckreiz und Schmerz gelindert", sagt Degenhardt. Manche greifen da auch zu ätherischen Ölen, die diesen Effekt erzeugen können. Doch laut dem Apotheker ist Vorsicht geboten: Nicht jeder verträgt jedes ätherische Öl. Bei manchen Menschen können diese allergische Reaktionen auslösen. (Lesen Sie auch: Starker Pollenflug heute: Diese Mittel helfen gegen Heuschnupfen)
Ein altbekanntes Naturmittel ist auch Spitzwegerich. Bei wenigen Stichen kann es laut Degenhardt durchaus helfen, die betroffenen Stellen mit dem Saft eines abgerissenen Spitzwegerich-Blatts einzureiben.

Tipps gegen Mückenstiche
- Abwehr: Mittel, die Mücken vertreiben sollen, sind der erste wirksame Schutz. Chemische Stoffe sind oftmals effektiver als pflanzliche. Wer abends draußen sitzt, sollte lange, helle Kleidung tragen.
- Stich: Die Wunde kühlen, beispielsweise mit einem Eiswürfel. Die betroffene Stelle mit Spitzwegerich-Saft einreiben, kann ebenfalls Linderung verschaffen. Auch helfen Gels oder Hitzestifte gegen den Juckreiz. (Lesen Sie auch: Sind Wildkräuter das wahre Allgäuer Superfood?)
- Schwellungen/Rötungen: Schwellungen oder Rötungen müssen nicht zwingend allergischer Natur sein, der Körper wehrt sich nur. Wer besonders stark oder allergisch auf den Stich reagiert, benötigt in der Regel Medikamente, die eine ausufernde Reaktion bremsen sollen. Dies geschieht beispielsweise mit Antihistaminika in lokaler Anwendung.
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