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Gleitschirmfliegen im Allgäu: Zwei tödliche Unfälle am Nebelhorn - Gefahren, Ausbildung, Vorbereitung

Paragliding im Allgäu

Nach zwei tödlichen Unfällen: Wie bereiten sich Gleitschirmflieger auf Absturz-Szenarien vor?

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    Gleitschirmfliegen im Allgäu, oft auch Paragliding genannt: Am 5. und 6. August sind im Oberallgäu zwei Piloten gestorben. Wie gefährlich ist der Sport?
    Gleitschirmfliegen im Allgäu, oft auch Paragliding genannt: Am 5. und 6. August sind im Oberallgäu zwei Piloten gestorben. Wie gefährlich ist der Sport? Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Es ist eine tragische Unfallserie, mit der der August im Allgäu startet: Innerhalb von einer Woche sind bei Oberstdorf zwei Gleitschirmflieger gestorben. Am Montag verlor ein 61-jähriger Kemptener an der Nordseite des Schattenbergs die Kontrolle über seinen Gleitschirm. Nur einen Tag später, am Dienstag, stürzte ein 31-Jähriger in der Nähe des Nebelhorns in den Tod.

    Natürlich sei es bei einem Risikosport wie Paragliding immer möglich, in gefährliche Situationen zu kommen, sagt Luca Burger. Der Oberallgäuer ist seit April 2023 ausgebildeter Gleitschirmflieger und startet regelmäßig vom Nebelhorn aus. Er hat uns erklärt, wie Gleitschirmflieger in der Flugschule auf Absturz-Szenarien vorbereitet werden.

    Gleitschirmfliegen im Allgäu: Wie sieht die Ausbildung der Piloten aus?

    "Die meisten Flugschulen bieten Kompaktkurse an, meiner hat zwei Wochen gedauert", erklärt der 26-Jährige. Ähnlich wie bei einer Führerscheinprüfung müssen angehende Gleitschirmflieger eine Theorie- und Praxisprüfung bestehen. Morgens bis abends hat sich Luca Burger in der Flugschule auf die Prüfungen vorbereitet.

    In der Theorie werden etwa 120 Fragen zu Themen wie Luftrecht, Ausweichregeln und Wetterphänomenen abgefragt, sagt der gebürtige Oberallgäuer. Um die praktische Prüfung zu bestehen, müssen die Prüflinge 40 "Höhenflüge" erfolgreich meistern. "Höhenflüge - das heißt eine Höhendifferenz von 500 Metern zum Boden."

    Davor geht es erst einmal auf einen Übungshang, wo die Schülerinnen und Schüler von acht bis zehn Metern springen - von Anfang an alleine. Doch gerade in solch geringen Höhen - beim Starten oder beim Landen - passieren laut Burger die meisten Unfälle. "Geringe Höhe heißt wenig Zeit zum Reagieren. Große Höhe bedeutet beim Gleitschirmfliegen dagegen immer Sicherheit, so wurde mir das beigebracht."

    Wie üben Gleitschirm-Piloten den Umgang mit gefährlichen Situationen?

    Paragliding-Schüler lernen sowohl in der Theorie als auch in der Praxis, wie sie im Ernstfall mit einem Absturz-Szenario umzugehen haben. "Bei der Praxisprüfung musste ich zum Beispiel einen gehaltenen einseitigen Klapper demonstrieren", erzählt Luca Burger. Ein "Klapper" - so nennen es Gleitschirmflieger, wenn der Schirm unfreiwillig halbseitig einklappt - ist äußerst gefährlich und kann etwa aufgrund von Thermikproblemen auftreten.

    Laut Polizei befand sich der abgestürzte 61-jährige Paraglider am Montag in genau solch einer Situation. Einen Klapper wieder loszuwerden, sei schwierig, aber theoretisch machbar. Sobald der Gleitschirm in eine Abwärts-Spirale gerät, wird es laut Burger noch gefährlicher.

    Generell sei die Zeit in der Ausbildung, gefährliche Situationen ausgiebig zu üben, aber etwas knapp bemessen, meint der 26-Jährige. Er empfiehlt angehenden Gleitschirmfliegern deshalb zusätzlich ein Sicherheitstraining.

    Wie geht es einem Gleitschirmflieger nach mehreren tödlichen Abstürzen im Allgäu?

    "Natürlich ist es traurig, solche Nachrichten zu lesen", sagt Burger. Er sei aber nicht abgeschreckt. "Viele betrachten Gleitschirmfliegen als eine Risikosportart, im Vergleich zum Autofahren gibt es aber sehr wenige Unfälle."

    Zuletzt stürzte Mitte Juli ein Pilot bei Buching beim Landeanflug aus etwa fünf bis sieben Metern auf eine Wiese. Er verletzte sich schwer und musste mit dem Hubschrauber ins Klinikum geflogen werden.

    Welches Wetter ist für Paragliding optimal - und welches birgt Gefahren?

    "Blauer Himmel und Sonnenschein ist beim Gleitschirmfliegen nicht unbedingt ein gutes Zeichen", sagt Burger. Durch die "Saugeffekte" bestimmter Wolken könnten Paraglider nämlich bewusst Aufstiege und Sinkflüge planen. Als schwieriges Wetter für Anfänger beschreibt der Oberallgäuer zum Beispiel typische Frühlingstage.

    Wenn der Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperaturen groß ist, kann es starke Thermik geben. Und Thermik - vereinfacht gesagt aufsteigende Luft, die wärmer ist als die Umgebungsluft - führe zu Schaukeln. Ein unbehagliches Gefühl, sagt Burger.

    "Mittags, etwa zwischen 11 und 12 Uhr, geht es thermisch auch im Sommer besonders ab." Gut geeignet seien dagegen die frühen Morgenstunden oder der Abend. "Da ist die Luft meistens ruhig."

    Wo sind die Gleitschirm-Hotspots im Allgäu?

    Bekannte Ausflugsziele für Gleitschirmflieger sind im Allgäu zum Beispiel das Nebelhorn bei Oberstdorf im Oberallgäu und der Buchenberg bei Halblech im Ostallgäu. Bei gutem Wetter seien aber auch folgende Startplätze unter Paraglidern beliebt, sagt Burger:

    • Mittag bei Immenstadt
    • Weiherkopf bei Bolsterlang
    • Spieser bei Bad Hindelang
    • Grünten bei Burgberg (Startberechtigung in Form einer Jahreskarte nötig; Start unterhalb der Kammereggalpe, nicht vom Gipfel aus)
    Der Besler (1679 Meter): In nur einer Stunde kann man den Beslergipfel vom Riedbergpass aus erreichen. Trotzdem hat man eine gigantische Aussicht in die Ostallgäuer und Oberallgäuer Alpen. Ein absolut lohnenswerter Familienberg! Die letzten Meter kann man auch über einen kleinen, seilversicherten Klettersteig gehen.
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