Knapp vier Jahre lang arbeitet Daniel Jun nun als U20-Trainer des ESV Kaufbeuren. In diesen fast vier Spielzeiten gehörte eines sehr selten zu seinem Analyse-Repertoire nach (verlorenen) Spielen: Schiedsrichterschelte. Am vergangenen Samstagabend war das anders. „Ich bin so sauer“, sagte er wenige Minuten nach Ende des Matches. Denn für den Coach war klar: Das erste Play-off-Halbfinalspiel in Berlin hatte seine ESVK-Mannschaft in erster Linie wegen der Unparteiischen mit 3:4 nach Verlängerung verloren.
Benedikt Diebolder verletzt
Erol Posacki und Daniel Ratz, die beiden Hauptschiedsrichter, machten in der Tat in mehreren Szenen eine unglückliche Figur. Da wäre ein nicht als Foul gesehener Kniecheck gegen Kaufbeurens Benedikt Diebolder ziemlich zu Beginn des Matches gewesen. Beim Stürmer ist nun eine schlimmere Verletzung zu befürchten. Er war also früh raus aus dem Kaufbeurer Spiel – ebenso wie Kapitän Maximilian Hops, dem die Schiedsrichter nach 15 Minuten einen Check gegen den Kopf eines Gegenspielers zur Last legten. In der Tat checkte Hops den scheibenführenden Gegner – aber an der Schulter. Wichtig: Hops bewegte sich beim Check nicht nach oben, der Berliner Spieler von sich aus aber ein Stück nach unten.
Beschwerde an den Verband
In der Verlängerung pfiffen die Schiedsrichter ein unübersehbares Beinstellen gegen Kaufbeurens Verteidiger Aljosa Pretnar, einem der torgefährlichsten Verteidiger der Liga, nicht – die Situation ermöglichte den Hausherren einen brandgefährlichen Konter. „So verarschen lasse ich mich nicht. Das ist schlicht inakzeptabel. Das passiert, weil wir ein kleiner Verein sind“, rumorte es in Jun. Die Szene, die Hops die Matchstrafe bescherte, will der Trainer an den Verband senden – erreicht werden soll damit, dass der Kapitän zumindest am Sonntag wieder mitmischen könnte. Am kommenden Samstag fehlt er sicher. Berlin spielte im ersten Play-off-Halbfinale keineswegs schlecht, die Eisbären erarbeiteten sich eine 3:0-Führung und wiegten sich noch in der 50. Minute auf der sicheren Siegerstraße.
Aufholjagd trotz Handicap
Aber Kaufbeuren packte seine Mentalität aus. Ein Doppelpack von David Diebolder und schließlich das 3:3 von Maximilian Miller zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit sorgten für mächtig Spannung kurz vor dem Ende. In der Overtime hatten dann die Hauptstädter das bessere Ende, bejubelten ihr 4:3, durch das sie nun mit einem Bein im Finale stehen. Den Eisbären fehlt dazu noch ein Sieg.
Und Kaufbeuren? Muss nun beide Heimspiele am Samstag ab 17 Uhr und Sonntag ab 10.30 Uhr gewinnen, um die Serie noch an sich zu reißen. „Was bleibt uns anderes übrig?“, sagte Jun.