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Darum dürfen Bauernhöfe im Allgäu nicht aussterben

Serie "Dorfcheck" OA

Darum dürfen Bauernhöfe im Allgäu nicht aussterben

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    Familie Ness vor ihrem Bauernhof in Fischen: Mama Petra mit Josefine und Magdalena mit Florian und Papa Johannes
    Familie Ness vor ihrem Bauernhof in Fischen: Mama Petra mit Josefine und Magdalena mit Florian und Papa Johannes Foto: Dominik Berchtold

    Vor 40 Jahren waren die Oberallgäuer Dörfer von der Landwirtschaft geprägt, sagt Erich Krug, Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband in Kempten. Dann aber kam der große Umschwung: Immer mehr Bauern gaben auf – oder zogen aus den Dörfern raus. Sie machten Platz für Wohnungen und Gewerbebauten. Aber eines ist auffällig: Im nördlichen Oberallgäu gibt es viel mehr Milchkühe und auch größere Höfe als im Süden: Stehen in Altusried 6.170 Kühe laut Landwirtschaftsamt in über 200 Ställen, so sind es in Oberstdorf nur 770 in ungefähr 150 Betrieben.

    Anzahl der Bauernhöfe je Quadratkilometer
    Anzahl der Bauernhöfe je Quadratkilometer Foto: stb

    Über 40 Prozent der gemeindlichen Areale im Oberallgäu sind landwirtschaftlich genutzt. In Dietmannsried und Sulzberg (die statistischen Spitzenreiter) sind es gar 68 Prozent. Und gäbe es die Bauern nicht? „Dann wären es keine grünen Wiesen mehr, sondern viele Wald- und Buschflächen.“ Das sagt Monika Mayer aus Krugzell. Sie ist die Oberallgäuer Kreisbäuerin. Aufgewachsen ist sie in einem Hochhaus in Kempten, zog dann nach Durach und später – als Bäuerin nach Krugzell. Mit ihrem Mann führt sie einen Bio-Bauernhof mit 40 Milchkühen.

    Die Akzeptanz, dass Kühe durchs Dorf getrieben werden, ist nur noch bedingt vorhanden. Erich Krug vom Bauernverband

    Was meint die 55-Jährige: Viele Landwirtsfamilien in einer Gemeinde – tut das der Gemeinde gut? „Bauernfamilien setzen sich für die Dorfgemeinschaft ein, sind beispielsweise bei der Feuerwehr oder auch im Trachtenverein.“ Sie halten also die Traditionen hoch, engagieren sich auch bei kirchlichen Festen. Mayer spricht von „gelebtem Brauchtum“.

    „Meine Kinder haben früher oft Schulfreunde mitgebracht.“ Die Tiere im Stall anschauen, über den Hof toben, viel Freiraum spüren. Das mache Bauernfamilien aus. In der Regel wohnen sie auch im Grünen – ohne viel Autolärm. „Und die Kinder können ihrem Vater bei der Arbeit über die Schulter schauen“, nennt Mayer einen Vorteil für die Bauernkinder selbst.

    Aber klar, nicht jeder Bauer treibt seine Kühe mehr aus. Mayers schon. Sie wohnen außerhalb – wie die meisten Bauern. „Die Akzeptanz, dass Kühe durchs Dorf getrieben werden, ist nur noch bedingt vorhanden“, meint Erich Krug vom Bauernverband. Und oft lägen die Grünflächen „nicht in unmittelbarer Nähe zum Betrieb“.

    Gefragt: Urlaub auf dem Bauernhof

    Bauernfamilien setzen sich für die Dorfgemeinschaft ein. Monika Mayer

    Der Erlös von Milch und Fleisch habe sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert. „Aber die Unkosten sind deutlich gestiegen“, sagt Krug. Und auch die bürokratischen Vorschriften. Sicherlich alles Gründe, warum Jahr für Jahr kleine Landwirte aufhören. Wer ein ausreichendes Familieneinkommen erzielen will, braucht oft eine zweite Einkommensalternative. Gefragt ist Urlaub auf dem Bauernhof: 250 Oberallgäuer Betriebe sind im Verband „Mir Allgäuer“.

    Die Flächenversiegelung mache den Bauern zu schaffen. Krug sagt: „Grundlage für die Milchviehhaltung ist aber die Fläche.“ Das bedeute, dass die Bauern vor allem im südlichen Oberallgäu kaum eine Möglichkeit haben, ihre Produktion zu steigern. Die Milchmenge bei den Kühen scheint ausgereizt. Sie ist in 40 Jahren saftig gestiegen. Von durchschnittlich 4.600 Liter pro Kuh und Jahr auf heute 7.680 (bei Braunkühen). Im sogenannten Vertragsnaturschutz sind viele Bauern mit kleinen Höfen aktiv: Sie mähen zum Beispiel manche Flächen nur einmal – und spät im Jahr, sorgen so für Artenreichtum. Und bekommen dafür als Ausgleich Geld vom Staat.

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