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Guns N‘ Roses in der Allianz-Arena: „Bist du deppert, hat der schlecht gesungen“

Konzert in München

Guns N‘ Roses in der Allianz-Arena: „Bist du deppert, hat der schlecht gesungen“

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    Sänger Axl Rose (l) und Gitarrist Slash von der Band Guns N‘ Roses spielen bei einem früheren Auftritt bei Glastonbury Festival. Offizielle Fotos waren beim Konzert in der Münchner Allianz Arena nicht erlaubt.
    Sänger Axl Rose (l) und Gitarrist Slash von der Band Guns N‘ Roses spielen bei einem früheren Auftritt bei Glastonbury Festival. Offizielle Fotos waren beim Konzert in der Münchner Allianz Arena nicht erlaubt. Foto: Yui Mok, dpa

    Und? Wie wird das erste Konzert in der Allianz Arena klingen? Haben sich viele Fans gefragt, bevor Guns N’ Roses die Bühne betraten, denn bisher wurde dort nur Fußball gespielt. Als die US-Rocker dann aber in der Arena stehen und Frontman Axl Rose ein kraftvolles „Welcome to the Jungle“ ins Mikrofon schreit, fragen sich die Fans vielmehr: Wird er durchhalten? Und spätestens nach dem dritten Song ist klar: Wird er nicht. Er wird sich abrackern, über die Bühne hüpfen, sich beherzt in den Schritt fassen und schreien, bis ihm die Kehle anschwillt, aber er wird die Töne nicht treffen.

    Das erste Konzert in der Münchner Allianz Arena hätte groß werden können. Historischer Moment, hofft ein Besucher noch vor Beginn. Aber wirklich rund läuft die Show nicht, was nicht nur an Rose‘ wackeligem Gesang liegt, sondern auch an der Akustik im Stadion.

    Gesänge von Fußballfans mögen in der Allianz Arena gut klingen, Gitarrenriffs weniger

    Wo sonst der Ball über den Rasen rollt, stehen am Freitagabend tausende Fans, tragen Metal-Kutte und Band-Shirt statt Heimtrikot und Fußballschal. Weil die Nordkurve von der Bühne verstellt ist, gibt es nur 55.000 statt 75.000 Plätze, aber ganz ausverkauft ist die Arena nicht. Hinter der Bühne prangt das überdimensionierte Logo des FC Bayern und erinnert daran, wofür das Stadion eigentlich gebaut wurde.

    Metal-Kutte statt Fußballrikot - Fans beim Guns N‘ RosesK-onzert vor der Allianz Arena.
    Metal-Kutte statt Fußballrikot - Fans beim Guns N‘ RosesK-onzert vor der Allianz Arena. Foto: Felicitas Lachmayr

    Für „Schalalala“ und „Stern des Südens“ mag das überdachte Oval ein geeigneter Resonanzraum sein, für fette Gitarrenriffs weniger. Es hallt gehörig und der Sound verschwimmt, nicht nur, wenn Rose singt. Auch wenn er redet, versteht man ihn kaum. Zum Auftakt von „Reckless life“ brüllt auch Gitarrengott Slash mal ein zünftiges „what’s up, fucking munich“ ins Mikrofon. Oder war es „let’s rock, fucking munich“? Ist auch egal, Hauptsache es fetzt.

    Aber so richtig fetzt es halt nicht. Eingefleischte Fans mögen das Konzert als gelungen bezeichnen. Es ist ja oft eine heikle Angelegenheit, wenn altgediente Rocker noch mal die Bühne betreten. Und Lustlosigkeit kann man Guns N’ Roses nicht vorwerfen. Sie ackern, um die Show am Laufen zu halten, auch Rose versucht, die sirenenartigen Schreie von früher herauszupressen, aber vielleicht hat der 62-Jährige in seinem Leben einfach genug gebrüllt und virtuos gesungen.

    Vorbei die Zeit: Axl Rose gehörte mal zu den virtuosesten Sängern der Rockgeschichte

    Man fragt sich nur: Warum tun sie sich das noch an? Die Band, die Fans, müssen sich doch nichts mehr beweisen, aber vielleicht können sie es selbst nicht glauben. Ist ja auch schwer zu ertragen, wenn einer der größten Sänger der Rockgeschichte – Rose‘ Stimme umfasst über fünf Oktaven und ist einer Studie zufolge noch vielfältiger als die von Mariah Carey und Prince – plötzlich den Ton nicht mehr trifft.

    Bassist Duff McKagan unterstützt Axl Rose beim Konzert in München auch gesanglich.
    Bassist Duff McKagan unterstützt Axl Rose beim Konzert in München auch gesanglich. Foto: Victoria Sams/Sailor Entertainment/dpa

    Wobei, ganz so überraschend kommt das Gequäke nicht daher. Schon als sich die Band 2016 in alter Besetzung mit Slash, Bassist Duff McKagan und Keyboarder Dizzy Reed wiedervereinigt, klingt Rose’ Gesang nicht gerade rosig. Seit Jahren spekulieren Fans im Netz, was mit seiner Stimme los ist, vergleichen ihn mal mit Micky Maus, mal mit Katzengejammer. Er musste auch schon Auftritte abbrechen, weil ihn seine Stimme im Stich ließ.

    Beim Konzert in München hält er tapfer durch. Ein paar Mal wechselt er das Outfit, aber weder Glitzer-Jackett noch Lederweste können vom leidlichen Gesang ablenken. Bei „November Rain“ sitzt Rose am Klavier und wirkt fast ein wenig verloren angesichts der Kapriolen, die ihm bevorstehen. Die Ballade, die er einst mit kratziger Kopfstimme rausballerte, überflügelt ihn, er kann sie nur noch hauchen. Dann wieder schiebt er laute Töne dazwischen, so schnell kann der Mischer gar nicht Nachsteuern.

    Gitarrengott Slash rockt das Konzert in der Münchner Allianz Arena

    Seine Bandkollegen tragen ihn durch die Show, vor allem Slash, der mit seinen 59 Jahren immer noch die absolute Coolness verkörpert. Mit Chucks, zerfetzter Jeans und dem obligatorischen Zylinder springt er mit seiner E-Gitarre über die Bühne und spielt ganz neben die verworrensten Soli und Riffs. Und dann dieser schöne Moment, als er sich mit den anderen auf die Treppe vors Schlagzeug setzt, als hätten sie sich mal eben alle zur Jam-Session verabredet.

    Gitarrengott Slash bei einer seiner Solo-Touren.
    Gitarrengott Slash bei einer seiner Solo-Touren. Foto: Herbert P. Oczeret/APA/dpa

    Nur Rose springt weiter auf der Bühne herum und bemüht sich, die schiefen Töne in „Patience“ mit einer Pfeifeinlage zu überspielen. Passender Song, denn Geduld ist beim Konzert in München tatsächlich gefragt. Knapp drei Stunden wurschteln sich die Altrocker durch mehr oder weniger bekannte Hits wie „Sweet Child o’ Mine“, „Nightrain“ oder „Absurd“. Beim Bob-Dylan-Cover „Knockin on heavens door“ singen dann auch alle Fans mit, aber so Richtung ausgelassen scheint die Stimmung nicht. Ein paar Fußklopfer, Kopfnicker, Pommesgabeln und Luftgitarren, mehr ist nicht drin.

    Im Sommer 2026 spielen Linkin Park in der Allianz Arena - ob es dann besser klingt?

    Und? Was sagen die Fans nach der Show? „Bist du deppert, hat der schlecht gesungen“, resümiert ein Mann auf dem Weg nach draußen.„Schon cool, Guns N’ Roses mal gesehen zu haben, aber gut war das Konzert nicht.“ Sein Kumpel nickt. „Slash hat super gespielt, aber die Akustik war schlecht. Wir standen unten in der Arena und es hat ganz schön gehallt.“ Weiter vorn läuft ein Paar und diskutiert. „Stellenweise war der Gesang schon ok“, sagt der Mann. Darauf seine Begleiterin: „Aber wenn man kaum noch die Töne trifft, geht man doch nicht auf Tour.“

    Bleibt nur die Frage, ob die Allianz Arena als Ausweichspielstätte langfristig punkten kann. Denn das Olympiastadion wird saniert, am 26. Juli spielt Superstar Robbie Williams ein letztes Konzert, dann kehrt bis Sommer 2028 Ruhe ein und das Fußballstadion in Fröttmaning dient als Alternative. Für Sommer 2026 haben sich Linkin Park und Helene Fischer in der Allianz Arena angekündigt. Ob es dann besser klingt?

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