Am heutigen 8. Mai vor 40 Jahren gelang dem Südtiroler Reinhold Messner zusammen mit Peter Habeler aus dem Zillertal in Österreich die Erstbesteigung des 8848 hohen Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff. Bis heute gilt dies als eine der bedeutendsten Leistungen des Alpinismus. Ärzte, Physiologen und andere Bergsteiger hatten im Vorfeld bezweifelt, dass ein Mensch ohne künstlichen Sauerstoff bis auf fast 9.000 Meter hinaufsteigen könne. Sie hatten befürchtet, dass bereits ein Versuch mit bleibenden Hirnschäden enden könnte. Messner und Habeler bewiesen das Gegenteil und schrieben Alpingeschichte.
Auch einige Bergsteiger aus der Region bestiegen den höchsten Gipfel der Welt – allerdings mit Sauerstoffmaske. Am 16. Mai 2017 erreichte beispielsweise Dominik Müller aus Riezlern im Kleinwalsertal erstmals den höchsten Gipfel der Welt. Der 47-jährige Chef des Oberstdorfer Expeditions-Veranstalters Amical bestieg mit vier weiteren Alpinisten von der Nordseite auf chinesischem Staatsgebiet den Everest.
Wenn du auf dem höchsten Gipfel der Welt stehst, schießen dir die Glückshormone ins Blut, und du spürst dieses wunderbare Gefühl, einen Traum verwirklicht zu haben.Dominik Müller aus Riezlern
Diese Route gilt als technisch anspruchsvoller als der Anstieg von Süden. "Wenn du auf dem höchsten Gipfel der Welt stehst, schießen dir die Glückshormone ins Blut, und du spürst dieses wunderbare Gefühl, einen Traum verwirklicht zu haben", schildert Müller. Normalerweise könne man aufgrund des rasch wechselnden Wetters und Windgeschwindigkeiten von 50 bis 60 Kilometern pro Stunde sowie Temperaturen von minus 30 bis 50 Grad nur an wenigen Tagen im Jahr auf den Everest steigen. Und oft nur für ein paar Minuten auf dem Gipfel verweilen.
Per Satellitentelefon die Familie angerufen
"Ich bin fast 30 Minuten alleine oben gewesen, bis die ersten Sherpas und die anderen Expeditionsteilnehmer gekommen sind", erzählt Müller. Nach ein paar Minuten hat er dann auf dem Satellitentelefon die Nummer zu Hause in Riezlern gewählt, seiner Frau und den beiden Söhnen mitgeteilt, dass er gerade auf dem höchsten Berg der Welt steht. "Meine Familie konnte mit mir gemeinsam dieses Glücksgefühl teilen."
Doch ganz oben zu stehen sei nur die halbe Miete, berichtet Müller. "Du musst ja auch wieder sicher und gesund runter kommen." Nach dem kräftezehrenden Aufstieg "wirst du beim Abstieg müde, langsamer und immer schwächer, musst darauf achten, dass der Sauerstoff nicht ausgeht und zur richtigen Zeit essen und trinken", sagt der 47-jährige Walser Berufsbergführer. Bei der 64-tägigen Expedition haben Müller und seine Begleiter zwischen acht und zehn Kilogramm Körpergewicht verloren.
Das nächste Ziel
Wer auf den höchsten Gipfel der Welt will, dem empfiehlt Müller unter anderem, zuerst einmal einen Sechstausender mit einer Expedition zu besteigen. Grundvoraussetzung seien Kondition und Technik. All diese Fähigkeiten müssen die Teilnehmer auch mitbringen, wenn sie mit Müller am 1. Juni aufbrechen, um den 8.051 Meter hohen Broad Peak im Karakorum, an der Grenze zwischen Pakistan und China, zu erklimmen. Das ist dann der fünfte Achttausender, den Müller bezwingen möchte.
Dankbarkeit.Julia Schultz aus Memmingen über ihr Gefühl auf dem Gipfel
Julia Schultz aus Memmingen hat alle sieben höchsten Berge der Kontinente bestiegen, und sie hat zu Fuß den Süd- und den Nordpol erreicht. Außer ihr hat kein anderer Deutscher das bisher geschafft. Damit steht die 38-Jährige auf Platz 43 der weltweit geführten Liste des sogenannten "Explorer Grand Slam". Zu den Seven Summits gehört der Everest als höchster Gipfel Asiens.
Im Rahmen einer achtwöchigen Expedition erreichte Julia Schultz den Gipfel am Morgen des 27. Mai vergangenen Jahres, nachdem die Gruppe um 22 Uhr vom Camp III auf 8.300 Metern aufgebrochen war. Es sei schon zuvor eine "spannende Erfahrung" gewesen, auf 7.500 Metern oder weiter oben ohne zusätzlichen Sauerstoff im Zelt nur den Rucksack zu packen. Schon die geringste Anstrengung bringe einen Menschen in dieser Höhe in ordentliche Atemnot. Julia Schultz schildert eine andere Begebenheit. Bei einem Mitglied der Expedition war in großer Höhe beim Gehen der Sauerstoff in der mitgeführten Flasche ausgegangen. "Er fing an, unsicher zu gehen und schaffte kaum mehr einen Schritt." Dann habe er die Flasche gewechselt und habe wieder zu seiner gewohnten Form gefunden.
Diesen Berg, ohne Sauerstoff zu besteigen, sei "geradezu unvorstellbar", glaubt Julia Schultz: "Dieses Talent ist nur wenigen Menschen beschert." Ohne Sherpas, Träger und künstlichen Sauerstoff hätte sie es nicht geschafft. Ihr größtes Gefühl auf dem Gipfel? "Dankbarkeit"