Die Wunschliste ist lang, die Möglichkeiten begrenzt. Wenn am 15. März in Lechbruck über die Nachfolge von Bürgermeister Helmut Angl entschieden wird, haben viele Interessengruppe bereits ihre Forderungen formuliert: Die Feuerwehr will einen Neubau, der ERC ein Dach fürs Stadion und viele Eltern eine Modernisierung des Kindergartens. DieAllgäuer Zeitunghat die drei Bewerber für das Amt, Enno Bremermann (CSU), Werner Moll (Freie Wähler) und Marcus Prost daher zum Redaktionsgespräch gebeten und dabei geklärt, wie sich die Kandidaten zu den politischen Brennpunkten positionieren. Ein Überblick.
Dass die Zustände im bisherigen Gebäude nicht mehr tragbar sind, da sind sich alle drei Kandidaten einig. Die Garage ist zu eng, die Umkleiden zu klein und die Bausubstanz zu alt. „So können wir nicht weitermachen, weil der künftige Bürgermeister in der Haftung steht, wenn wir der Pflichtaufgabe, in zwölf Minuten am Einsatzort zu sein, nicht nachkommen“, sagt etwa Werner Moll. Er verspricht einen Neubau und hat für das bestehende Gebäude auch schon eine Nachnutzung im Auge. Sein Konkurrent Enno Bremermann will sich noch nicht festlegen auf einen Um- oder Neubau. „Es hat auf meiner Prioritätenliste aber ganz klar die Nummer eins – gemeinsam mit dem Kindergarten“, sagt Bremermann. Er hätte es aber bevorzugt, wenn die Angelegenheit nicht als Wahlkampfthema forciert worden wäre.
Ein klares Ja zu einem Neubau gab es auch von Marcus Prost: „Allerdings ohne zu sagen, wann und wo.“ Es sei in jedem Fall verheerend, wenn Gesetze so wie jetzt nicht mehr eingehalten werden würden.
Eher verhalten reagierten die Bewerber auf die Forderung nach einem Dach fürs Eisstadion, die der ERC Lechbruck wiederholt geäußert hat. „Es ist auf jeden Fall notwendig, was am Eisstadion zu tun, den jetzigen Stand zu halten, ist keine Lösung“, sagt Bremermann. Und verwies dabei schon auf anstehende Investitionen für den laufenden Betrieb. Die vom ERC vorgebrachten Ideen zur Überdachung hätten in jedem Fall das Potenzial, „dass näher über sie nachgedacht wird.“
Werner Moll verwies auf Investitionen von rund 300 000 Euro, die demnächst auch ohne Dach im Eisstadion anstehen. Dabei gehe es unter anderem um die Ammoniak-Anlage. „Was bringt uns das schönste Dach, wenn die Technik nicht stimmt“, fragte er. Pflichtaufgaben wie Feuerwehrhaus oder Kindgarten hätten für ihn da Vorrang. Er bekannte sich aber klar zum Eissport und dem Stadion in seiner bisherigen Form.
Den Gedanken einer alternativen Finanzierung eines solchen Projekts brachte Marcus Prost ins Spiel. „Man müsste auch mal über Crowdfunding nachdenken“, sagte er. In jedem Fall will er dem Eissport eine größere Wertschätzung entgegenbringen. „Mir ist berichtet worden, dass Helmut Angl da kein so richtiges Herzblut dafür aufgebracht hat, das will ich ändern.“
„Das ist eine Pflichtaufgabe, die umgesetzt werden muss“, sagt Prost und vertritt damit die gleiche Meinung wie die anderen beiden Kandidaten. In welcher Form das alte Bauwerk angepackt werden soll, lässt er noch offen. „Wir müssen schauen, was wir wollen und was zusätzlich zu den Pflichtaufgaben noch gemacht werden kann“, sagte er. Wichtig sei ihm, die Betroffenen zu befragen, was sie sich wünschen. Aus seiner Sicht hat die bestehende Bausubstanz „noch Potenzial. Ich kenne andere Kindergärten. Da ist der in Lechbruck im Vergleich paradiesisch“.
Laut Moll ist Lechbruck beim Kindergarten in einer Sondersituation, da nicht die Gemeinde, sondern die Kirche dessen Träger ist. Es gebe aber eine Vereinbarung mit der Kirche, nach der sich die Kommune an Defiziten aus dem laufenden und dem Investitionsbetrieb beteiligt. Es gebe demnächst noch mit Bürgermeister Angl einen Termin mit der Regierung von Schwaben, um zu sehen, wie ein Neu- und ein Umbau gefördert werden. Zu berücksichtigen ist aber auch die Umsetzbarkeit. „Neubau heißt alt weg. Die Kinder kommen aber trotzdem. Man bräuchte also Ausweichquartiere“, gibt Moll zu bedenken. Räume in der Schule oder Container könnten hier eine Lösung sein. Auch bei einem Umbau gilt es zu klären, inwieweit dieser bei laufendem Betrieb machbar ist. Grundsätzlich müsse man alles mit allen Beteiligten – vor allem Träger und Personal – besprechen, sagt Moll. Es gebe noch viele offene Fragen.
Um mehr über den Kindergarten und das Gebäude zu erfahren, gibt es laut Bremermann demnächst einen Besichtigungstermin für die Bürgermeisterkandidaten im Gebäude. Den Standort der Einrichtung findet er prinzipiell gut. Wie mit dem Haus verfahren wird, werde sich in nächster Zeit rauskristallisieren. Da spielten viele Faktoren mit rein. „Ich finde es gut, dass Bürgermeister Angl jetzt noch die Weichen stellt“, betont Bremermann. Neben dem sanierungsbedürftigen Altbau ist für den randvollen Kindergarten außerdem eine weitere Gruppe nötig. Die sieht Bremermann zunächst im Anbau am Eisstadion, wo auch die Villa Kunterbunt untergebracht ist.
Eine der Straßen, die in Lechbruck saniert werden muss, ist die Schongauer Straße. Darauf, sagen die Kandidaten, hat die Gemeinde aber wenig Einfluss. Es handelt sich nämlich um eine Staatsstraße. Laut Moll kann er auf Maßnahmen dort lediglich Einfluss nehmen, wenn er wieder in den Kreistag gewählt wird, dem er seit zwölf Jahren angehört. Neben der Schongauer Straße gibt es aber noch andere marode Fahrbahnen im Ort. Deshalb will er mit dem neuen Gemeinderat zunächst eine Prioritätenliste erstellen. Es gelte aber vorsichtig an die Sache ranzugehen, da seit Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) alle Bürger für jede Straßensanierung bezahlen. „Das Geld fehlt uns“, sagt Moll über die Strabs. Als Kompensation vom Land für den Straßenbau habe die Gemeinde für heuer nur 26 110 Euro bekommen. Nächstes Jahr sollen es 13 000 sein. Im Auge behalten will er auch die Gehwege. Gerade der zum Seniorenheim raus sei mit Rollatoren nicht einfach zu begehen.
Ein Sitz im Kreistag ist für Bremermann nicht Voraussetzung, um auf den Staatsstraßenbau einzuwirken. „Angl war auch nicht im Kreistag“, sagte er und nennt seine Verbindungen zur Landrätin gut. Geht es nach ihm, muss man Straßen für Senioren und Kinder gleichermaßen präparieren und da hapere es in Lechbruck an manchen Stellen. „Die Gehwege sind eng und manchmal unübersichtlich. Da müssen wir nachdenken, wie wir das verbessern können“, sagte Bremermann. Er würde in einem Dorfentwicklungsplan festhalten, wo die Prioritäten liegen.
„Die FDP hat die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung mitgetragen und ich stehe dazu“, sagt Prost. Viele Hausbesitzer hätten viel bezahlen müssen für wenig Nutzen. Auch er will in Lechbruck mit einer Prioritätenliste festhalten, was gemacht werden muss. Als Motorradfahrer fielen ihm Schlaglöcher schneller auf, als mit dem Auto. Den Weg vom Brandach runter habe seine Mutter im Winter manchmal zu Fuß gar nicht benutzen können, weil er nicht durchgängig und teilweise zu schmal ist. „Wir müssen schauen, was man an kleinteiligen Maßnahmen machen kann, um etwas zu verbessern“, sagte er. Porst denkt dabei auch an ältere Touristen. „Sie sind ein wichtiges Klientel und kommen auch in 20, 30 Jahren noch, da das Alter der Bevölkerung steigt. Sie bleiben auch oft länger“, sagte er und könnte sich vorstellen, bei Lechbruck auch als seniorenfreundlichen Urlaubsort zu vermarkten.