Oberallgäu In den Gottesdiensten der katholischen Kirche wird den Gläubigen die Hostie nicht mehr in den Mund gelegt, Feuerwehren legen sich Desinfektionsbehälter zu, damit die Aktiven sich die Hände gründlich säubern können. Alles Auswirkungen des Coronavirus, das sich weiter ausbreitet und vielen Menschen Sorgen macht.
Nach den Ferien ist gestern ein Schüler aus dem Gymnasium Sonthofen sicherheitshalber nicht in die Schule gekommen, weil er sich in den Ferien in einer Corona-Risikoregion aufgehalten hatte. Direktor Joachim Stoller verweist auf ein Schreiben des Kultusministeriums, nachdem Schülern angeraten wird, „unabhängig von Symptomen unnötige Kontakte zu vermeiden und, sofern das möglich ist, zu Hause zu bleiben“. Das sei eine „reine Vorsichtsmaßnahme“. Dem Gesundheitsamt und dem Schulamt Oberallgäu/Kempten lagen bis gestern Mittag keine Verdachtsfälle von Schülern vor. Allerdings sei „zur Sicherheit“ ebenfalls eine Lehrerin zu Hause geblieben, teilt Schulamtsdirektor Elmar Vögel mit.
Die Kirchen mahnen ebenfalls zur Vorsicht. Sie haben die Priester am Sonntag zu erhöhter Achtsamkeit wegen des neuartigen Coronavirus aufgerufen. Nach einer Vorgabe des Bistums Augsburg soll in katholischen Kirchen auf das Händeschütteln beim Friedensgruß und Mundkommunion verzichtet werden. Das will beispielsweise Martin Finkel von der Pfarreiengemeinschaft Bad Hindelang konsequent umsetzen. Zudem hat Finkel wie seine Kollegen bereits das Weihwasserbecken in Kirchen und Kapellen geleert, um eine Ansteckung zu verhindern. Auch die Hände waschen sich seine Kommunionhelfer und er vor dem Gottesdienst jetzt gründlicher. „Die Maßnahmen sind sinnvoll“, sagt Finkel. Allerdings sei es wichtig, „keine Panik zu verbreiten“.
Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) empfahl ihren Gemeindemitgliedern unter anderem, beim Abendmahl nicht aus ein und demselben Kelch zu trinken. „Wir werden beim Abendmahl statt des Gemeinschaftskelchs jetzt verstärkt Einzelkelche einsetzen“, sagt Pfarrer Frank Wagner von der evangelischen Kirche in Oberstaufen. Feste oder andere kirchliche Veranstaltungen abzusagen, habe er bislang nicht vor. „Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass hier viel Panik geschoben wird, die im Moment noch nicht nötig ist“, sagt Wagner. “ Er und sein Kollege Finkel mahnen zur Besonnenheit. „Wohin sollen die Menschen denn dann zum Beten gehen“, fragt Finkel, der sich nicht vorstellen kann, seine Kirche zuzusperren.
Nicht nur in Firmen werden zur Begrüßung keine Hände mehr geschüttelt. Auch in Behörden und öffentlichen Organisationen reagieren die Verantwortlichen auf eine Ansteckungsgefahr. Beispielsweise wird die Feuerwehr Immenstadt Hand-Desinfektionsbehälter in ihrem Feuerwehrhaus in der Kemptener Straße anbringen, wie jetzt Kommandant Guntram Brenner in der Jahresversammlung mitteilte. Außerdem sollen Gegenstände, die von verschiedenen Personen genutzt werden wie das Lenkrad der Fahrzeuge, nach einem Einsatz gesäubert werden.
In den Kliniken im Oberallgäu „gibt es genügend Hände- und Flächendesinfektionsmittel und bisher sind keine Lieferengpässe bekannt“, sagt Kliniken-Pressesprecher Christian Wucherer. Instrumente für Operationen würden in einem speziellen Verfahren aufbereitet und auch mit speziellen Desinfektionsmitteln behandelt. Wucherer: „Hier besteht kein Mangel.“