Sie sehen aus wie Steine, doch stellen eine Gefahr für Badegäste und die Umwelt dar: An den Ufern des Gardasees breiten sich Blöcke aus weißlichem Material aus, die durch eine Verbindung verschiedener chemischer Stoffe entstehen. Laut der Umweltbehörde ARPA handelt es sich dabei um Seifen, Weichmacher, flüssige Kunststoffe, Kupfer, Aluminium, Phosphor und Stickstoff. Auch organische Substanzen wie Haare oder menschliche Fäkalien mischen sich in die Blöcke, die den typischen weißen Steinen am Gardasee optisch sehr nahekommen. Die Umweltorganisation WWF schlägt Alarm.
„Steine“ am Gardasee: Gefahr für Badegäste und die Umwelt
Die vermeintlichen Steine können so groß wie Kieselsteine sein, aber auch die Größe einer Wassermelone haben. Sie landen schnell unter den Füßen und Handtüchern und in den Händen der Badegäste. Eine wenig angenehme Vorstellung. Außerdem verändern sie das Ökosystem des Gardasees. Darauf macht der WWF aufmerksam: Die Gemische würden eine ernsthafte Gefahr für Wasserqualität und Wasserfauna darstellen.
Der WWF-Referent für Brescia, Paolo Zanollo, erklärt im Giornale di Brescia, dass die „Steine“ seit Jahren in großen Mengen an den Stränden des südlichen Gardasees gefunden werden. Am 10. Februar 2025 hätten Helferinnen und Helfer des WWF dann in wenigen Stunden rund 25 Kilogramm an nur einem Strandabschnitt gefunden. „Diese Ablagerungen sind das Ergebnis von Abwässern, die durch Notüberläufe ins Wasser gelangen – ein Zustand, der so nicht bestehen darf. Die Notüberläufe sollten ausschließlich in tatsächlichen Notfällen aktiviert werden“, mahnt Zanollo. Er hat dem Bürgermeister von Desenzano im Namen des WWF einen Brief geschrieben, in dem die Organisation zu raschem Handeln aufruft.
Blöcke aus Chemie und Fäkalien am Gardasee: Wie reagiert die Politik?
„Wir können nicht so tun, als ob nichts passieren würde“, steht laut Giornale di Brescia im Brief des WWF: „Was wir hier im südlichen Seebereich benötigen, ist keine neue Kläranlage, sondern eine vollständige Trennung von Schmutz- und Regenwasserkanälen. Es ist sinnlos, den See optisch aufzuwerten, bevor wir nicht seine grundlegende Gesundheit sicherstellen.“
Der WWF ist mit dieser Kritik nicht allein. Auch die politischen Parteien Sinistra Italiania und die Fünf-Sterne-Bewegung fordern Maßnahmen, wie sie wegen der falschen Steine bereits in den Jahren 2020 und 2021 getroffen wurden. Das Giornale di Brescia berichtet, dass die Thematik bereits Ende 2024 im Stadtrat diskutiert wurde.
Am Gardasee war in den vergangenen Jahren gut zu erkennen, welche Auswirkungen Eingriffe durch den Menschen auf den natürlichen Lebensraum haben können. Ein Beispiel für das empfindliche Ökosystem war das Schwanensterben Ende 2024. Mehrere Schwäne waren gestorben, nachdem sie vermutlich Brot gegessen und sich dabei eine Lebensmittelvergiftung zugezogen hatten.
Übrigens: Auf dem Weg zum Gardasee müssen Sie darauf achten, dass es eine neue Österreich-Vignette gibt. Eine Brenner-Alternative kann sinnvoll sein, in den nächsten Jahren soll mit dem Brenner-Basistunnel eine weitere Route hinzukommen.
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