Jamila Schäfer hat mit 28 Jahren als erste Grüne in Bayern ein Direktmandat für den Deutschen Bundestag gewonnen. Nun, vier Jahre später, kandidiert sie erneut - und ist zusammen mit Anton Hofreiter bayerische Spitzenkandidatin. Jüngst besuchte sie mit Andrea Wörle, Kandidatin im Wahlkreis Kempten-Oberallgäu-Lindau, die Skybox in Kempten. Vor etwa 80 Gästen legte Schäfer dar, warum es wichtig wäre, in der nächsten Koalition zuerst über die Finanzen zu sprechen - und dass die Ampel das falsch gemacht hat.
Die Wirtschaft in Deutschland strauchelt, die Unsicherheit wächst. Um den vorhandenen Wohlstand zu bewahren, sei das Ziel der Grünen, die Energiepreise und Netzentgelte zu senken. Man müsse bei der Fachkräfte-Einwanderung und der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt vorankommen. Außerdem setzt die 31-Jährige auf Kreislaufwirtschaft: Produkte nachhaltiger zu designen und zu reparieren oder wiederzuverwerten.
Schäfer in Kempten: Bürgerversicherung muss wieder auf den Tisch
In Sachen Klimaschutz betonten Schäfer und Wörle, wie wichtig es sei, das Klimageld einzuführen. Dabei handelt es sich um eine Entlastung für klimafreundliches Verhalten. Es brauche eine nachhaltigere Landwirtschaft und weniger Flächenversiegelung - auf Länderebene werde etwa eine Obergrenze diskutiert, sagte Schäfer. (Lesen Sie auch: Klartext beim Beer-Pong: Kandidierende stellen sich in Dietmannsried den Fragen der Jugend)
Im sozialen Bereich stehe nach wie vor eine Bürgerversicherung auf der Agenda, sagte die Spitzenkandidatin. „Ich kann garantieren, wir werden das Thema bei Koalitionsverhandlungen wieder auf den Tisch legen.“
Reform der Schuldenbremse gefordert
Schäfer sagte, sie sei überzeugt, dass all diese Probleme gleichzeitig angegangen werden könnten. Eine berechtigte Frage sei natürlich, warum die Grünen das nicht schon längst getan hätten. Die Antwort der 31-Jährigen: „Wir haben den Koalitionsvertrag mit SPD und FDP so verhandelt, dass über die Finanzen zuletzt gesprochen wurde.“ Das sei ein Fehler gewesen. Stattdessen wäre es wichtig, das zuerst zu klären.
Schäfer forderte eine Reform der Schuldenbremse. Dann sei es auch möglich, die Probleme anzugehen, ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden. Und das wiederum mache die Demokratie wieder wehrhaft.
Abstimmung Asyl-Paket: Merz‘ Verhalten ist „kanzlerunwürdig“
„Unser Wahlziel ist mitzuregieren, aber nicht um jeden Preis“, sagte Wörle und hob dabei vor allem auf den Kanzlerkandidaten der CDU/CSU, Friedrich Merz, ab. Sein Verhalten in der Abstimmung um das Asyl-Paket sei „kanzlerunwürdig“ gewesen, sagte Schäfer.
Sie endete mit einem Satz, den sie während des Wahlkampfs schon öfter bemüht hat: „Es ist nicht die einfachste Zeit, sich für Klimaschutz, Menschenrechte und sozialen Zusammenhalt einzusetzen, aber vielleicht die wichtigste.“
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