Ob bei Geburtstagen, beim Zusammensitzen mit Freunden oder einfach nach Feierabend: Alkohol gehört für viele Menschen mit dazu. Doch immer häufiger verzichten auch einige auf das Rauschmittel. Alkoholfreies Bier wird mittlerweile doppelt so viel produziert wie noch vor 10 Jahren. In Schweinfurt wurde 2024 das erste alkoholfreie Weinfest gefeiert und in München gibt es den ersten alkoholfreien Biergarten. Und in Marktoberdorf? Auch hier bemerken langjährige Gastronomen einen Rückgang des Konsums.
Thomas Hirsch wurde erst neulich beim „Gourmetabend“ wieder um Alternativen ohne Alkohol gebeten. Er betreibt die Speisemeisterei sowie den Hotel-Gasthof Hirsch. Bei den „Gourmetabenden“ gibt es immer eine Weinbegleitung, erklärt er. Zweimal kam vergangenes Mal die Nachfrage nach einer alkoholfreien Begleitung.
Marktoberdorfer Gastronomen: Nachfrage bei alkoholfreien Getränken steigt
Auch seine Mitarbeiter melden ihm diese Entwicklung zurück. Eine von ihnen, die seit 30 Jahren in der Gastronomie tätig ist, sagt: „Bei uns trinken die Gäste schon weniger.“ Das liege daran, dass die Menschen generell nicht mehr so lange sitzen bleiben, wie es früher einmal der Fall war.
Das bemerkt auch Thomas Burger vom Gasthof „Zum Burgerwirt“. Die Stammtischkultur, wie es sie früher einmal gab, existiere so heute nicht mehr. „Die meisten trinken zwei Getränke“, sagt er. Oft ein Großes und ein Kleines. Immer beliebter werde zudem Mischalkohol, wie Radler oder Cola-Weizen, und zu alkoholfreien Bieren. „Wir haben alkoholfreies Weizen vom Fass. Das kommt gut an.“
Alkohol trinken: So ungesund ist es wirklich
Denn auch das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken, die der Konsum von Alkohol mit sich bringt, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat erst vor wenigen Monaten ihr Positionspapier zum Alkohol erneuert. Sie empfiehlt jetzt, gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Denn es gibt keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Konsum, heißt es vom DGE. Selbst geringe Mengen können das Risiko für verschiedenste Krankheiten erhöhen, dazu zählt Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Lebererkrankungen.
Deshalb werden auch geltende Gesetze häufiger hinterfragt. So forderten die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder kürzlich, den begleiteten Alkoholkonsum ab 14 Jahren zu verbieten. Denn bisher ist es Jugendlichen dieses Alters erlaubt, in Begleitung einer sorgeberechtigten Person zu trinken.
Wohnzimmer in Marktoberdorf: Alkoholfreies Augustiner sehr beliebt
Trotz des gestiegenen Bewusstseins wird insgesamt noch relativ viel Alkohol getrunken. Deutschland ist laut DGE ein Hochkonsumland. Während weltweit durchschnittlich 5,5 Liter pro Kopf und pro Jahr konsumiert wird, ist der Wert für die Bundesrepublik doppelt so hoch. Auch bei den Gastronomen in Marktoberdorf machen alkoholische Getränke immer noch einen Großteil der Nachfrage aus. Aber eben nicht ausschließlich.
Im Wohnzimmer in Thalhofen ist laut Betreiber Florian Peter das alkoholfreie Augustiner sehr beliebt. Auch Aperol ohne Alkohol werde nachgefragt. Woher er weiß, welche Getränke gut ankommen? „Das ist im Endeffekt viel Anstoß von außen“, sagt Peter. Kürzlich feierte jemand seinen Geburtstag im Wohnzimmer und wünschte sich dafür auch alkoholfreie Cocktails. „Da ist nicht alles weggegangen“, erklärt Peter. Also habe er die Getränke in den folgenden Tagen auch noch verkauft. „Die Leute bestellen es, deshalb kaufe ich immer wieder nach.“
Hotel „Das Weitblick Allgäu“: Jüngere Menschen trinken mehr Alkoholfreies
In der Bar sei es vor allem die jüngere Zielgruppe, die Alkohol trinkt. „Die älteren greifen eher zu alkoholfreien Getränken.“ Bundesweit ist die Entwicklung eine andere. Vor allem die Generation Z, also alle zwischen 1995 und 2010 geborenen, trinkt nicht mehr so viel wie die Generationen vor ihr. 70 Prozent der Babyboomer tranken 1976 laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im jungen Erwachsenenalter mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche. Bei der Gen Z waren es 2021 nur noch 32 Prozent.
Das merkt auch das Hotel „Das Weitblick Allgäu“. Dort würden jüngere Gäste bewusst zu alkoholfreien Alternativen greifen, teilt die Pressesprecherin mit. Auch dort lässt sich ein leichter, aber spürbarer Trend zu alkoholfreien Getränken erkennen. Alternative Aperitifs und Cocktails werden in dem Hotel sehr gut angenommen – und das nicht nur im à-la-carte-Betrieb, sondern auch bei Firmenveranstaltungen oder privaten Feiern. Dazu zählt zum Beispiel Lime Matcha, Virgin Maracuja Caipirinha oder Virgin Colada.
Marktoberdorfer Gastronomen merken: Frauen trinken weniger als Männer
Gäste wünschen sich laut der Pressesprecherin qualitativ hochwertige alkoholfreie Alternativen – also nicht den klassischen alkoholfreien Hugo oder eine Saft-Schorle, sondern aufwendig zubereitete Getränke. Auch religiöse oder gesundheitliche Gründe würden bei der Nachfrage eine Rolle spielen.
Was sie feststellen: Frauen trinken tendenziell weniger als Männer. „Frauen genießen nachmittags gerne ein Glas, sind aber am Abend meist zurückhaltender“, sagt die Pressesprecherin. Männer würden abends häufiger zu Alkohol greifen, vor allem zum Bier. Im Wohnzimmer ist bei den alkoholischen Getränken noch immer der Aperol Spritz sehr beliebt. „Auch bei den Männern“, sagt Peters. Was seine Gäste trinken, ist ihm und auch den anderen Gastronomen aber nicht so wichtig. Hauptsache, der Kunde ist zufrieden.
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