Pinsel, Farben und historische Texte liegen bereit, wenn Studierende der Kunstakademie München gemeinsam mit Besuchern des Cafés mittendrin in Memmingen auf kreative Zeitreise gehen. Ihr Ziel: Die Bauernartikel von vor 500 Jahren bildnerisch ins Hier und Jetzt holen.
Kreative Zeitreise in München: Studierende bringen Bauernartikel ins Heute
Diese Idee stammt von Maximilian Lanzl, der in München Bildnerisches Gestalten und Therapie studiert. „Ein Teil des Masterstudiengangs ist ein Projektpraktikum, das wir selbst konzipieren“, sagt der 36-Jährige. Lanzl kam in der bayerischen Landeshauptstadt zur Welt, wuchs jedoch in Memmingen auf, weshalb er eine Bindung zur Historie der Maustadt hat.
Sein Projektpraktikum kombiniert Kunst mit dem 500-jährigen Jubiläum der „Zwölf Bauernartikel“. Das Konzept fand in seiner Klasse großen Anklang. Prompt schlossen sich die Mitstudierenden Dora Jacques Piaszeu, Natalia Schmidt, Georg Iffert und Luiza Souza der Aktion an.

Café mittendrin wird zur Kunstgalerie
Nun verwandelt sich das Café mittendrin am Memminger Marktplatz jeden Mittwoch bis zum 30. Juli in ein öffentliches Atelier. Für die Kunstutensilien vor Ort ist gesorgt: Auf einem mit Zeichenunterlage bedeckten Tisch im Hintergarten des Cafés stapeln sich Acrylfarben, Bastelscheren und Zeichenstifte. An einem Garagentor unmittelbar neben der Künstler-Oase hängen die Zwölf Bauernartikel.
Die Besucher wählen einen der Artikel aus und visualisieren ihn eigenständig. Einen künstlerischen Standard gibt es übrigens nicht. „Jeder ist willkommen und alles ist gratis“, sagt Lanzl. „Es geht nicht darum, die perfekten Bilder zu malen.“
„Die globalen Probleme überfordern die Menschheit.“
Maximilian Lanzl, Über die Missstände der Gesellschaft
Vielmehr geht es bei Lanzls Projekt darum, die in den Bauernartikeln dargestellten Missstände auf die heutige Zeit zu projizieren. „Die Baustellen der Gesellschaft wandeln wir dann in ein positives Bild um.“
Laut dem 36-Jährigen würden die globalen Probleme die Menschheit kollektiv überfordern. „Viele müssen ihre Einstellung ändern“, sagt der Memminger. „Durch den konstruktiven Austausch hier vor Ort treiben wir die Gäste an“, ergänzt er. Wöchentlich landen zwei der entstandenen Werke auf den Reklametafeln der Stadt und auf personalisierten Postkarten, die die Studenten wie Flyer verteilen.

Zukunft von „Bauernartikel heute“ steht offen
Ob aus dem Projektpraktikum eine feste Einrichtung entsteht, weiß Lanzl nicht. „Wir müssen natürlich unsere Finanzen im Blick halten“, sagt er. „Eine Stiftung hat uns Geld zugesagt, jedoch kann ich den Betrag als Privatperson nicht geltend machen“, erklärt der 36-Jährige. „Dafür brauchen wir einen Verein, der uns aushilft.“
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