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Pflege in Bayern in der Krise? Hunderte Beschwerden über schlechte Betreuung – was wird bemängelt?

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Pflege in Bayern in der Krise? Hunderte Beschwerden über schlechte Betreuung – was wird bemängelt?

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    Im Pflegeheim muss nicht immer alles rund laufen. In Bayern gibt es eine Anlaufstelle zur Meldung von Missständen.
    Im Pflegeheim muss nicht immer alles rund laufen. In Bayern gibt es eine Anlaufstelle zur Meldung von Missständen. Foto: godfather, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Menschen, die pflegebedürftig werden, müssen ihr Leben oft von jetzt auf gleich – oder manchmal auch langsam – umorganisieren. Um zum Beispiel Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen zu können, benötigen sie einen Pflegegrad von 1 bis 5. Der wird aber nicht einfach vergeben, sondern muss beantragt werden. In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt knapp 5,7 Millionen pflegebedürftige Menschen. Davon wird ein Großteil – 85,9 Prozent – zu Hause durch Angehörige oder einen ambulanten Pflegedienst versorgt. Nur 14,1 Prozent wird laut der aktuellen Pflegestatistik stationär in einem Pflegeheim betreut.

    Egal, wo die Pflege am Ende durchgeführt wird, kann die neue Situation herausfordernd sein. Dabei kann es auch zu Konflikten und dem Aufdecken von Missständen kommen. Tritt ein solcher Fall im Pflegeheim auf, können Betroffene sich in Bayern seit 7. März 2022 mit ihrer Beschwerde an die Anlaufstelle „Pflege-SOS Bayern“ wenden. Das Angebot wurde in den vergangenen drei Jahren viel genutzt. Insgesamt sind laut einer Mitteilung des bayerischen Gesundheitsministeriums bislang 2517 Kontaktaufnahmen eingegangen. In 1329 Fällen wurden konkrete Beschwerden zu Missständen im Pflegeheim vorgebracht. Wie das System funktioniert und worum es bei den Beschwerden ging, lesen Sie hier.

    Übrigens: Ein sogenanntes Whistleblower-System gegen Gewalt in der Pflege gibt es auch in anderen Bundesländern, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen.

    Pflege-SOS Bayern: Worum geht es bei den Beschwerden?

    Die nicht mehr ganz so neue Anlaufstelle zur Meldung von Missständen in bayerischen Pflegeeinrichtungen wurde in den letzten drei Jahren positiv angenommen, sagt Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach (CSU). Bei der zentralen Stelle können sich Betroffene, Angehörige sowie Pflegekräfte melden – wenn gewünscht auch anonym. Das ist Gerlach laut der Pressemitteilung wichtig, „denn die Hemmschwelle, sich an offizielle Stellen zu wenden, ist häufig groß“.

    Die Beschwerden reichten laut dem Ministerium von zu wenig Personal, über nicht gegebene Medikamente sowie nicht ausreichend versorgte Wunden. Bei den etwa 1188 Kontaktaufnahmen ging es bei Pflege-SOS Bayern eher um allgemeine Fragen wie die Suche nach einem Pflegeplatz.

    Pflege-SOS Bayern: „Wir nehmen jede Kontaktaufnahme sehr ernst“

    „Wir nehmen jede Kontaktaufnahme, sei es über das Telefon, über unser Kontaktformular oder andere Zugangswege, sehr ernst“, sagte Bernhard Scheibl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Pflege. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pflege-SOS Bayern schätzen die Beschwerden laut der Ministeriumsmitteilung fachlich ein, beraten die Betroffenen und leiten den Fall gegebenenfalls an die jeweiligen Aufsichtsbehörden weiter. Über diese Stellen können Mängel dann behoben werden.

    Aber: Die Pflegekräfte in den über 1500 Pflegeheimen in Bayern dürfen laut Gerlach nicht unter einen falschen Generalverdacht gestellt werden. Denn die allermeisten Pflegekräfte würden herausragende Arbeit leisten. Daher sei es der Ministerin zufolge wichtig, „Beschwerden schnell zu erfassen und diesen unverzüglich nachzugehen. ‚Pflege-SOS Bayern‘ leistet damit einen wertvollen Beitrag, die Pflegequalität in den bayerischen Einrichtungen weiter zu verbessern und langfristig zu sichern“.

    Übrigens: Auf Instagram ist ein Video aus einem Pflegeheim in Passau (Bayern) viral gegangen. Die Heimleiterin möchte die neu gewonnene Aufmerksamkeit nutzen, um mehr Menschen für die Arbeit in der Pflege zu begeistern. Davon würden auch pflegebedürftige Menschen profitieren. In Bayern haben diese ohnehin einen kleinen finanziellen Vorteil. Sie können ein Landespflegegeld in Höhe von 1000 Euro pro Jahr bekommen.

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