Eine Epoche endet. Andreas Bauer tritt als Bundestrainer der deutschen Frauen-Skisprung-Nationalmannschaft zurück. Das gaben der 57-jährige Oberstdorfer und der Technische Leiter des DSV für Nordische Kombination und Skisprung, Horst Hüttel, in einer Online-Pressekonferenz im Rahmen der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf am Donnerstagmorgen bekannt.
"Es tut weh und es sind Tränen geflossen, aber es ist eine gute Zeit, neu anzufangen", sagte Bauer. "Ich bin schon seit längerer Zeit zu dem Entschluss gekommen, dass die Heim-WM in Oberstdorf noch ein Highlight für mich ist – danach werde ich mein Amt niederlegen", ergänzte Bauer.
Skispringen: Andreas Bauer für zahlreiche Erfolge der deutschen Frauen verantwortlich
Der Oberstdorfer hatte das Amt des Bundestrainers im Frauenskisprung 2011 übernommen und schon bei seiner ersten WM als Verantwortlicher 2013 in Val di Fiemme Bronze mit Carina Vogt und Ulrike Gräßler geholt.
2015 folgte in Falun der erste WM-Titel von Carina Vogt, Gold im Mixed mit Vogt und der Oberstdorferin Katharina Althaus. Das nächste Doppel-Gold feierte der Bauer 2017 in Lahti mit seinen Schützlingen Vogt im Einzel und im Mixed mit Svenja Würth.
In Seefeld 2019 komplettierte sein Team mit der Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb um Althaus, Vogt, Ramona Straub und Juliane Seyfarth den Erfolg und ließ Mixed-Gold (Althaus, Seyfarth) sowie Einzel-Silber für Althaus folgen.
Nordische Ski-WM in Oberstdorf: Mixed-Team gewinnt viertes Gold in Folge
Nun, 2021, bei der Heim-WM in Oberstdorf gab es für Bauer zwar den vierten Mixed-Titel in Folge – für Lokalmatadorin Katharina Althaus und Anna Rupprecht – in den Einzelwettkämpfen blieben die DSV-Springerinnen mit zwei zehnten Rängen allerdings hinter ihren Erwartungen zurück.
"Wir haben auch bei der Heim-WM in Oberstdorf mit einer Medaille im Einzelwettkampf geliebäugelt", sagte Bauer. "Das hat aus vielerlei Gründen nicht funktionier, ändert aber nichts daran, wie ich auf die vergangenen zehn Jahre zurückblicke." In die gleiche Kerbe schlug auch der Technische Leiter des DSV für Nordische Kombination und Skisprung, Horst Hüttel. "Es gilt, ein riesengroßes Dankeschön an Andi Bauer für seine Lebensleistung auszusprechen", sagte Hüttel. "In zehn Jahren ging es für ihn nicht nur darum, Mädchen besser zu machen. Er hat Strukturen gesetzt und wird eine große Lücke hinterlassen." (Lesen Sie hier den Kommentar unseres Autors zum Bauer-Rücktritt - einen wie ihn gibt's kein zweites Mal).

Der Entschluss zu seinem Rücktritt sei über längere Zeit gewachsen. "Ich plane mit meiner Familie ein privates Projekt, das uns in der Zukunft begleiten wird und da gibt es diese Entwicklung nicht mehr her, dass ich 180 Tage im Jahr unterwegs bin", sagte Andreas Bauer.
"Tiefe Dankbarkeit für tolle Weggefährten"
Und so endet für den als Trainer sechsfachen Gesamtweltcupsieger, 108-maligen Weltcupsieger und 51-fachen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaft ein Lebensabschnitt. Mit dem Heim-WM-Hattrick ist Schluss.
1987 flog der Oberstdorfer selbst von der Schattenbergschanze, betreute bei der zweiten Heim-WM 2005 die Kombinierer als Sprungtrainer – und hoffe 2021 auf die letzte Krönung. "Der Mixed-Wettkampf war emotional absolute Ausnahmesituation. Zu sehen, welche Dynamiken unser Sport bietet – das nehme ich für immer mit", sagte Bauer. "Es ist ein großes emotionales Gemisch zwischen Traurigkeit und schönen Erinnerungen. Es überwiegt aber eine tiefe Dankbarkeit darüber, dass ich so tolle Weggefährten getroffen habe."
