Aufstiegsträume, Abstiegsängste, Neuanfänge und Umbrüche: Sie alle hat die Corona-Pandemie zerstört, gestoppt, vorzeitig beendet, zumindest aber unterbrochen – und die Fortsetzung hinausgezögert. Alle Mannschaftssportarten befanden sich Mitte März im Spielbetrieb und mussten – je nach Statuten des Dachverbands – die Aussetzung oder den Abbruch des Spielbetriebs hinnehmen. Allmählich kehrt bei den großen Vereinen in der Region Normalität zurück. So haben inzwischen nicht nur die Kontaktsportarten den regulären Trainingsbetrieb aufgenommen – die Fortsetzung des Spielbetriebs ist, wenn auch unter Vorbehalten, weitgehend terminiert. Wir liefern einen Überblick zur aktuellen Lage.
Allgäu-Strom Volleys Sonthofen
Es waren historische Tage, die die Volleys Mitte März erlebten. Wenige Stunden vor dem Heimspiel gegen Neuwied brach die VBL am 14. März die Saison ab. Noch am selben Abend verkündete der Club den Rückzug aus der 2. Bundesliga mit dem strategischen Plan, in der Dritten Liga einen Neuanfang zu starten. Was früh nach Aufbruch klang, stagniert wegen der Krise aber noch über vier Monate später. Dabei hat die neue Teammanagerin Franziska Dillinger ganze Arbeit geleistet: Der Kader steht, allein die Trainingsmöglichkeit fehlt noch. „Wir trainieren seit dem 7. Juli nur auf Sand, und das wird fürs Erste so bleiben“, sagt Dillinger. Wegen nicht zureichender Lüftungsmöglichkeiten sind die drei großen Hallen (Allgäu-Halle, Gymnasium-Halle, Heribert-Wilhelm-Halle) nach wie vor geschlossen. „Es ist wahnsinnig ärgerlich, weil wir ein komplett neues Team haben und wir viele Mädels integrieren müssen. Wir haben einen wahnsinnigen Nachteil für Abstimmung und Kommunikation“, ärgert sich die 29-jährige Dillinger. Bisher trainieren die Volleys zweimal wöchentlich mit Laufen und Kraftübungen, einmal am Ball – alles im Sand. Vor dem planmäßigen Saisonstart am 26. September sind an den ersten beiden September-Wochenenden Testspiele geplant, darunter ein Mini-Turnier in Augsburg. „Mit dem Auftakt gelten die Richtlinien der Sportstätte in der Stadt, in der gespielt wird“, erzählt Dillinger. „Laut den Vorgaben in Sonthofen müsste man den Gäste-Teams vor dem Spiel einen Richtlinien-Katalog schicken. Aber alles steht in den Sternen. Vielleicht geht die Saison los und wir haben keine Halle. Das wäre der Super-Gau.“
1. FC Sonthofen
Der Landesliga-Dritte scharrt mit den Hufen. Die Kicker des 1. FCS trainieren seit den ersten Lockerungen einmal wöchentlich, seit einem Monat regulär mit Kontakt – und seit einer Woche ist das Team von Benjamin Müller offiziell im Betrieb. Offen ist allein, wann der Ball wieder rollt. Zumindest sind wieder Testspiele erlaubt, allerdings nur mit Kontrahenten aus dem eigenen Bundesland – und ohne Zuschauer (am 8. August empfängt der FCS Bad Grönenbach zum ersten Heimtest). Doch gerade letzter Punkt verhindert (noch) die geplante Wiederaufnahme der Saison am 5. September. „So lange es keine Zuschauer gibt, wird es keinen Spielbetrieb geben“, sagt der Sportliche Leiter Andreas Fink: „Im Amateurbereich haben wir keine Geisterspiele, darauf haben sich Vereine und der BFV geeinigt. Clubs hätten keine Einnahmen, ohne Tickets, ohne Gastronomie ohne Effekt für Sponsoren.“ In allen übrigen Bereichen ist, wenn man so will, für den Betrieb im Fußball alles angerichtet. Vier Wochen vor dem planmäßigen Beginn muss die Entscheidung fallen, damit die Vereine eine geregelte Vorbereitung aufnehmen können. Allein die Zuschauerproblematik ist das letzte Steinchen in der Drehtür. „Nur davon hängt es noch ab. Insofern ist es eine merkwürdige Konstellation, weil wir inzwischen davon ausgehen können, dass gespielt wird, aber nicht, unter welchen Voraussetzungen“, sagt der 43-jährige Fink. „Wir können für den Neustart planen, müssen aber auch damit rechnen, dass es schnell wieder ausgesetzt werden kann.“
TSV Sonthofen Basketball
Auf Rang sechs beendeten die Korbjäger des TSV Sonthofen die abgebrochene Bezirksoberliga-Saison. Seit den Lockerungen hinsichtlich des Kontaktsports trainiert das Team von Spielertrainer Tim Eisenhauer wieder regulär – aber auf der Tartanbahn. Und so wächst – ähnlich wie bei den Volleys – auch bei den Basketballern aus der Kreisstadt der Frust wegen der fehlenden Spielstätte. „Es ist sehr frustrierend, dass wir nicht in die Halle können“, sagt Eisenhauer. „Alle Vereine der Oberliga trainieren schon über einen Monat lang und wir haben einen ungeheuren Nachteil.“ Der Saisonstart für die Basketballer ist für den 26. und 27. September geplant. Die Oberliga würde mit zwölf Teams stärker als in der Vorsaison, was vor allen Dingen daran liegt, dass der Verband niemanden absteigen lassen wollte, der womöglich den Klassenerhalt geschafft hätte. „Jetzt, da die Freude nach der Unterbrechung so groß ist, wäre es unglaublich wichtig, dass wir eine Saison organisiert bekommen“, sagt Eisenhauer.
TV Immenstadt Handball
Den „Grünen“ gelang der direkte Wiederaufstieg in die Landesliga – und mit Ex-Profi Mihaly More als Coach landete der TV Immenstadt einen echten „Kracher“ auf dem Markt. Alles im Lot, müsste man meinen. Denn der 50-jährige More hat mit dem „Corona-Meister“ der Bezirksoberliga Anfang Juni das Training ohne Kontakt aufgenommen, ehe Anfang Juli geregelter Betrieb möglich wurde. Seither trainiert der Ottobeurer das Team vor allen Dingen in der Einzelbildung. „Es ist schwer für uns, weil wir die Abstimmung nicht angreifen und keine Konzepte im Spiel gegen einen Gegner erarbeiten können“, sagt More. Der Auftakt der Landesliga-Saisonstart ist für Anfang Oktober angesetzt. „Wie das im Punktspiel aussieht, ist von der jeweiligen Gemeinde abhängig und das können wir nicht absehen“, sagt More. „Aber unser Fokus liegt auf dem ersten Oktober-Wochenende. Wir arbeiten so, dass wir bis dahin in der besten Form sind, in der wir zu dem Zeitpunkt sein können. Wenn nicht, dann müssen noch einmal kurz die Luft rausnehmen.“
Eishockey: ERC Sonthofen
Insolvenz, Ausverkauf, Neustart in der untersten Spielklasse: Für keinen anderen Verein in der Region heißt es nach der Corona-Krise so sehr „alles auf Anfang“, wie für den ERC Sonthofen. Doch ebenso wie der Ausgang des Projekts ist der Auftakt der Bezirksliga offen. „Wir wissen praktisch noch gar nichts. Geplant ist ein Start Mitte Oktober“, sagt Coach Vladimir Kames, der den Umbruch mit ERC-Legende Peter Waibel vorantreibt. Vorgesehen sind vier Bezirksliga-Gruppen, in der Sonthofer Gruppe spielen neun Vereine. Eine Tagung mit dem Verband Mitte August soll Klarheit bringen, wann in welcher Konstellation gespielt werden kann. Ungeachtet dessen befinden sich die Schwarz-Gelben seit dem 25. Juni im Training. Zweimal wöchentlich schuften die Spieler bis Anfang September, „dann hoffen wir, dass wir aufs Eis können“, sagt Kames. Ob mit oder ohne Zuschauern? Für den 36-Jährigen keine Frage: „Wir spielen Eishockey in unserer Situation vor allem auch für die Zuschauer in Sonthofen, aber wenn es eine andere Regelung geben sollte, dann müssen das akzeptieren“, sagt Vladimir Kames. „Es liegt nicht in unserer Macht. Wie fit wir sind, schon.“