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Die Influencer vom Bauernhof: Wie Allgäuer Landwirte Millionen-Aufrufe erzielen

Youtube, TikTok, Insta, Facebook

Die Influencer vom Bauernhof: Wie Allgäuer Landwirte Millionen-Aufrufe erzielen

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    Landwirte und Landwirtinnen als Influencer: Barbara Mägdefrau postet regelmäßig vom Bauernhof ihrer Eltern.
    Landwirte und Landwirtinnen als Influencer: Barbara Mägdefrau postet regelmäßig vom Bauernhof ihrer Eltern. Foto: Benjamin Liss

    Eine Kuh-Herde „kneippt“ vergnügt im meterhohen Allgäuer Schnee – und im Internet überschlagen sich die Reaktionen. Mehr als 1, 2 Millionen Aufrufe hat das bekannteste Youtube-Video von Bio-Landwirt Franz Kinker, 57, aus Roßhaupten (Kreis Ostallgäu).

    Den vierminütigen Eigen-Beitrag über den tierischen Winterausflug im Allgäu hat sein Sohn im Stile eines Sportreporters kommentiert. In drei Jahren hat das Video Nutzer aus aller Welt, bis nach Kanada und Afrika, erreicht. „Die Leute mögen es, wenn sie miterleben, was bei uns alles passiert“, sagt Kinker, dessen Kühe im Winter fast täglich eine Stunde raus an die frische Luft kommen. Mit dem Video hat er ein Stück Hof-Realität und gleichzeitig sein Lebensgefühl dokumentiert: „Mir macht die Arbeit einen Riesenspaß. Das kommt rüber.“

    Jungbauer Simon Stöckle aus Unterthingau hat 12.000 Follower auf TikTok

    Locker, lustig, Landwirt: Immer mehr Allgäuer Bäuerinnen und Bauern entdecken verschiedene Internetkanäle, um sich und ihre Arbeit ungefiltert zu präsentieren. Jungbauer Simon Stöckle, 32, aus Unterthingau hat beispielsweise 12.000 Follower auf TikTok, die er mit vorwiegend ironisch-heiteren Videos unterhält: Der frühere Breakdancer tanzt mit der Mistgabel in der Hand für seine Kühe oder schwebt, an einem Kran hängend, wie Superman durch den Kuhstall.

    Bis zu 600.000 Aufrufe erreichen seine Beiträge. Ein tanzender Landwirt, der über sich selbst Lachen kann – diese Mischung kommt an. Die jüngere Generation unterscheidet sich in ihrem Selbstverständnis oftmals von der älteren: „Uns macht es Spaß, unsere Arbeit in der Öffentlichkeit zu zeigen. Was und wie wir uns präsentieren, entscheiden wir selbst. Die älteren Bauern-Generationen dagegen wurden in den Medien ja nur von anderen dargestellt“, sagt Barbara Mägdefrau aus Blaichach.

    • Lesen Sie auch: Agrarschau Allgäu 2022: Aktuelle Infos vor der Landwirtschafts-Messe in Dietmannsried

    Allgäuerin spielt im Video "Der King" von "Dorfrocker&Addnfahrer" mit

    Die 25-jährige Vermessungstechnikerin und Tierarzthelferin ist auf dem elterlichen Hof aufgewachsen. Sie packt dort weiterhin mit an und postet über Besonderheiten, wie die Geburt von Vierlings-Lämmern. Für Aufsehen sorgte sie, als sie sich vor vier Jahren für den „Jungbäuerinnen-Kalender“ ablichten ließ. Oder als sie 2019 ihre Erschütterung über den Allgäuer Tierskandal in einem emotionalen Facebook-Video zum Ausdruck brachte.

    Vor Kurzem spielte sie in einem Musik-Video von „Dorfrocker&Addnfahrer“ mit, das als Dankeshymne an Bäuerinnen und Bauern gilt. Titel: „Der King“.

    Einen Youtube-Hit landete auch die Band „Bschüttstorm“ um Landwirt Sebastian Klaus aus Waltenhofen (Oberallgäu), deren launiges „Bschütte-Lied“ knapp zwei Millionen Aufrufe hat.

    Mägdefrau glaubt, dass die Social-Media-Aktivitäten Wirkung zeigen. „Als Schüler war es manchen peinlich, dass sie vom Hof kamen. Heute sind auch die Jungen stolz drauf.“ Zudem werde das Vertrauen der Verbraucher gestärkt, wenn Landwirte ihre Arbeit transparent zeigten. Das mediale Image von Bauern prägten Jahrzehnte lang vor allem Verbandsfunktionäre, die in ihren Reden meistens Missstände in der Agrarpolitik geißelten. Dass diese Kritik in vielen Punkten nach wie vor berechtigt ist, liegt für Franz Kinker auf der Hand.

    (Lesen Sie auch: Fendt-Kult: Diese Traktoren-Videos haben Millionen von Aufrufen)

    Doch ihm ist auch wichtig, dass der Bauernstand nicht nur jammernd rüberkomme, sondern positiv. „Ich sehe die Verbände als das Dach unseres Berufsstandes. Aber wir Bauern sind die, die das Haus mit Leben füllen.“ Mit Humor, aber auch mit nachdenklichen Tönen. So thematisiert Kinker in seinen Beiträgen die überbordende Bürokratie oder er macht sich für einen Bio-Milchpreis von 60 Cent pro Liter stark. Aktuell zahlen Molkereien in Bayern Bio-Landwirten etwa 52 Cent.

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